Menschen

Silbernes Priesterjubiläum

Pfarrer Frank Deuring: „Es ist ein vielseitiger Beruf. Ich habe mit Krisen und Freuden, Jungen und Alten, Tod und Geburt zu tun. Der Glaube hat Antworten und im Gebet löst sich auch vieles.“

Die Kirche hat sich verändert und mit ihr auch die Menschen. Sie sind skeptischer geworden, hinterfragen uns, suchen nach Antworten. „Wir sind keine Volkskirche, in Füssen sind wir unter 50 Prozent Christen – wir kommen in eine Bekennerkirche“, so Pfarrer Frank Deuring.

Seit 2008 ist er Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Füssen. Bis 2020 war er auch Dekan im Dekanat Marktoberdorf. Den Austausch zu pflegen und Menschen miteinander in Verbindung zu bringen ist seine Vision.

Als er Priester werden wollte, hatte er bereits eine Ausbildung als Großhandelskaufmann hinter sich. Gemeinsam mit seinem Bruder hätte er das Unternehmen von seinen Eltern weiterführen sollen – ein Großhandel für Holzbearbeitungsbetriebe. „Mein Vater hat es mit seinem Vater aufgebaut. Mein Bruder und ich sind da hineingewachsen, als Kinder sind wir dabei gewesen, wir haben es sozusagen mit der Muttermilch aufgesaugt“, erzählt er.

Das kirchliche Leben hat in seinem Elternhaus immer eine Rolle gespielt. Es gehörte dazu genauso wie das Engagement in der Kirche. Jugendarbeit war nichts Fremdes, genauso wenig wie die Gebetskreise, das gemeinsame Weggehen, das Zeltlager, die Gemeinschaft.

„Da hat sich die Frage gestellt, wohin soll es für mich beruflich gehen? Auf der einen Seite gab es den Betrieb von meinen Eltern und auf der anderen Seite war noch die Sehnsucht nach etwas mehr, etwas anderem. Ich musste es probieren, um es zu erfahren. Ich habe mir vorgenommen, keine Scheuklappen aufzusetzen – das hieß, wenn mir der Beruf als Priester nicht gefallen sollte, ich unglücklich bin oder eine Familie gründen wollen würde, dass ich das auch ändern könnte.“

Seine Eltern trugen seinen Entschluss mit. Sie bekräftigten ihn, den neuen Weg zu gehen. „Sie sagten, wenn es nicht mein Glück ist, dass ich jederzeit wiederkommen darf und willkommen bin. Das war ein großer Bonus für mich, das waren gute Voraussetzungen.“ Seinen Entschluss Pfarrer zu werden, hat er noch nie bereut. Ganz im Gegenteil. Heute noch ist er Anlaufstelle für seine Freunde, die selbst Kinder haben. Da ist er nicht nur Seelsorger, sondern auch ein Freund.

Das Bedenken seiner Mutter, dass er vielleicht einsam sein könnte, stellte sich nicht heraus. „Ich habe ihre Sorge verstanden. Nachdem ich ein sehr geselliger Mensch bin und auch viel unterwegs war, machte sie sich Gedanken darüber, wie mein zukünftiges Leben sein wird. Für mich war es immer klar, vor dem Studium und auch danach, Gott ist bei mir und ich werde das schon meistern können, weil ich getragen und geführt werde. In den ersten drei Jahren als Kaplan habe ich viel Zuspruch und Positives erleben dürfen, da hat sich das alles noch bestätigt und gefestigt.“

Einsam fühlt sich Pfarrer Frank Deuring nicht. Er braucht die Zeit des Alleinseins, um zu reflektieren, Gefühle zu sortieren und auch Kraft zu tanken. Viele Dinge betrachtet er erst einmal in aller Ruhe. Sich einfühlen in andere Menschen und Situationen sind sicher eine seiner Stärken. Mit den Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen zuzuhören ist sein Grundauftrag, wie er selbst sagt. Denn Glauben bedeutet für ihn auch Leben.

„Es ist meine Aufgabe als Priester Menschen so weit zusammenzubringen, dass es Lebenshilfe ist.“ Mit dieser Lebenshilfe, wie es Pfarrer Deuring nennt, hat er auch als Personalreferent für die Priester schon früher zu tun gehabt. Alles, was mit Freud, Leid, Konflikte, Streitschlichtungen oder auch Personalplanungen zu tun hatte, war er der Ansprechpartner. Eine sehr schöne und herausfordernde Aufgabe, die er fünf Jahre gerne gemacht hatte.

Seit 16 Jahren ist er nun Pfarrer in Füssen. Eine lange Zeit und vor allem eine herausragende Zeit. „Ich habe hier eine vertrauensvolle und schöne Arbeit. Wir versuchen gemeinsam Veränderungen wahrzunehmen und zu gestalten. Dieses Miteinander tut uns allen gut, sowohl den hauptamtlichen als auch den pastoralen Mitarbeitern. Es gibt keine Frustration, weil viel Begeisterung dabei ist, weil wir gemeinsam ins Gespräch kommen. Da ist viel Kraft darin“, ist Pfarrer Deuring dankbar.

Diese starke Gemeinschaft ist auch notwendig, denn die Profanierung der Kirche „Zu den Acht Seligkeiten“ im Füssener Westen steht an. Die Entweihung hätte Bischof Bertram Meier im Februar vornehmen sollen, doch nun verschiebt sich der Abriss in den Herbst hinein. So haben die Pfarreiengemeinschaft und die Gläubiger noch die Möglichkeit, Ostern und Pfingsten in der Kirche zu feiern. In dem neuen Gebäudekomplex soll unter anderem ein beheizbarer Gottesdienstraum entstehen, das Pfarrheim, verschiedene Büroräume, ein Raum für die Caritas und natürlich der neue städtische Kindergarten St. Gabriel.

Der Schwerpunkt soll auf den Themen „Begegnung, Gemeinschaft und Verwaltung“ liegen. „Der Abriss der Kirche verlangt den Einzelnen und den Gemeinden viel ab. Doch können wir so auch Gestalter einer zukunftsfähigen Pfarrgemeinde sein: Ein Aufbruch, der bedeutet, bei den Menschen zu sein und mit den Menschen, die Gemeinschaft suchen, Gott feiern und Orte finden, die Heimat schaffen“, so Pfarrer Deuring.

Als Pfarrer Deuring zum Priester geweiht wurde, war er 30 Jahre alt. Jetzt feiert er sein silbernes Priesterjubiläum und wird 55. Jahre alt. Auf die Frage, ob er etwas in seinem Leben verändern würde, antwortet er: „Mir fällt nichts ein außer, dass es vielleicht Situationen gab, wo ich eventuell überreagiert und dadurch Menschen verletzt habe. Das würde ich ändern. Mehr Zeit für Familie und Freunde wäre schön, ansonsten bin ich zufrieden, frei und glücklich in meinem Tun und in meinem Beruf.“ In seinem Beruf würde er sich allerdings einiges wünschen.

„Es sind viele Diskussionspunkte in der Kirche die ich mir auch wünsche, allerdings mit mehr Offenheit und dass man gemeinsam aufeinander hört. Ich bin offen für die Diskussion, aber wir sollten bestrebt sein, eine gute Lösung zu finden, ohne dass es eine Spaltung gibt. Junge Menschen, die den Beruf des Pfarrers ergreifen wollen, ermutigt er.

„Sie müssen nur wissen, dass sich vieles verändert. Ich habe es damals nicht für möglich gehalten, dass wir so viel Mitgliederschwund haben werden. Ich würde den Beruf wieder wählen, davon bin ich fest überzeugt – auch wenn es viel mit Emotionen und Arbeit zu tun hat. Es ist ein vielseitiger Beruf. Ich habe mit Krisen und Freuden, Jungen und Alten, Tod und Geburt zu tun. Der Glaube hat Antworten und im Gebet löst sich auch vieles. Was ich allerdings nicht mag, ist, mich zu verbiegen.“

INFO
Am Sonntag, 28. April 2024, um 10.30 Uhr feiert er sein silbernes Priesterjubiläum in der Pfarreiengemeinschaft mit einem Gottesdienst in St. Mang. Anschließend gibt es auf dem Kirchplatz von St. Mang bei einem Imbiss und Getränken noch die Möglichkeit zum Gratulieren und zur Begegnung.

Text: Sabina Riegger · Fotos privat, rie (1)

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