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Reaktion auf russischen Angriffskrieg

10. Panzerdivision soll nach einer Alarmierung ohne große Verzögerung einsatzfähig sein.

Auf dem „Feld der Ehre“, ergo der Wiese vor dem Schlossbrauhaus in Schwangau, vor der malerischen Bergkulisse und mit Blick auf das Schloss Neuschwanstein wird am Dienstag, 19. März, ein feierlicher Appell stattfinden. Ein erhabenes Zeremoniell soll es werden und ein bemerkenswertes. Denn es soll mit der vollen Truppe stattfinden, rund 2500 Soldatinnen und Soldaten, wie der Kommandeur des Gebirgsaufklärungsbataillons 230, Oberstleutnant (Oberstlt) Alfred Hugger, berichtet.

Ein Appell mit Seltenheitswert: „Es ist bisher kaum vorgekommen, dass die Bundeswehr ein Antreten in dieser Größe hatte.“ Es werden die Bürgermeister aller Standorte und der Patengemeinden kommen, Landräte, Abgeordnete, die ehemaligen Brigadekommandeure und weitere Würdenträger. Selbst der bayerische Ministerpräsident Markus Söder wollte dem Ereignis beiwohnen, musste allerdings aus terminlichen Gründen wieder absagen. Der Anlass: Die Gebirgsjägerbrigade 23 gibt im Rahmen einer Umgliederung des Heeres drei Bataillone ab. Drei neue Kompanien wiederum werden offiziell in den Dienst gestellt.

Für das Gebirgsaufklärungsbataillon 230 und das Gebirgsversorgungsbataillon 8 – beide in der Allgäu Kaserne beheimatet – bedeutet diese Neustrukturierung, dass sie die Gebirgsjägerbrigade zum 1. April verlassen. Sie werden der 10. Panzerdivision, der Hauptsitz ist im bayerischen Veitshöchheim, direkt als Divisionstruppe unterstellt. „Das ist ein Adelsschlag“, sagt der Kommandeur.

Eine Division steht in der Bundeswehr, vergleicht man die organisatorischen Größen, deutlich über einer Brigade.

Bei einem feierlichen Appell im April des vergangenen Jahres hatte der Kommandeur die Frauen und Männer bereits vorgewarnt. Damals nannte er es die „Operation Gummibaum“: Gebäude und Büros mussten teilweise gewechselt und insgesamt etwas zusammengerückt werden. Keine Soldatin, kein Soldat ist jedoch gezwungen, die Allgäu Kaserne zu verlassen. „Der Standort Füssen ist sicher“, betont Oberstleutnant Hugger. „Es muss keiner gegen seinen Willen versetzt werden. Im Gegenteil, wir hoffen, dass von anderen Standorten noch Leute zu uns kommen.“

Verlieren werden die Bataillone jedoch das „Gebirgs-“ im Namen und damit die traditionelle Kopfbedeckung. Die Bergmütze, von den Soldatinnen und Soldaten auch Graumütze genannt, wird zum 1. April bei den Aufklärern gegen das schwarze Barett getauscht. Die Versorger tragen von da an das rote Barett. Als kleinen Trost sozusagen werden sie daran jedoch das Edelweiß-Abzeichen anstecken dürfen. „Das Stadtbild, wenn Soldatinnen und Soldaten dort unterwegs sind, wird ein wenig bunter“, schmunzelt der Kommandeur.

Die Neuordnung sei eine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, wie Sebastian N., Presseoffizier des Gebirgsaufklärungsbatallions 230, erklärt. Mit dem Ziel, das Heer so aufzustellen, um die Aufgaben sowohl in der Landes- als auch Bündnisverteidigung bestmöglich wahrnehmen zu können. Von einer Kaltstartfähigkeit spricht man dabei. Im Ernstfall soll die Truppe nach einer Alarmierung ohne große Verzögerung einsatzfähig sein. Von null auf hundert also. Mit rund 25000 Soldatinnen und Soldaten soll die 10. Panzerdivision das zukünftig leisten können und als NATO-Bündnispartner die erste Heeresdivision sein, die im Falle eines Falles in den Einsatz verlegt wird.

Der Standort Füssen wächst

Die Gebirgsjägerbrigade gibt drei Bataillone ab. Gleichzeitig erfolgt die Aufstellung von drei selbstständigen Kompanien. Eine davon ist in Ingolstadt die Gebirgspionierkompanie, eine weitere in Bad Reichenhall die Gebirgsversorgungskompanie. Am Standort Füssen ist es die selbstständige Gebirgsaufklärungskompanie. Mit dem Wechsel und der neuen Kompanie werden knapp 400 neue Stellen besetzt. „Wir wachsen von derzeit 1130 auf rund 1500 Dienstposten.“

Darüber hinaus, merkt Oberstlt Hugger an, wird in den kommenden Jahren massiv in den Standort und seine Infrastruktur investiert. „Um die jungen Leute für diese Region zu begeistern und den Standort attraktiv zu machen. Dienen, wo andere Urlaub machen, ist nicht nur Segen, sondern auch Fluch.“ Beim Thema Kinderbetreuung stehe man bereits mit dem Landratsamt und der Stadt Füssen in Kontakt. Eine Interimslösung soll es Soldateneltern ermöglichen, ihre Kinder, dem regulären Dienst angepasst, in die Betreuung zu geben und wieder abholen zu können.

Aktuell aber liegt der Fokus auf der Organisation des großen Appells. „Das bedeutet viel Arbeit, aber wir freuen uns wirklich sehr, dass wir ihn hier in Füssen und in der Öffentlichkeit abhalten können.“ Mit rund 70 Reisebussen werden die Soldatinnen und Soldaten nach Füssen in die Kaserne anreisen und mit Shuttlebussen nach Schwangau gebracht.

Von den geladenen 200 Ehrengästen werden um die 50 mit Personenschutz zum Schlossbrauhaus geleitet. „Wir bitten jetzt schon um Verständnis, dass es an diesem Tag zu Beeinträchtigungen des Verkehrs kommen kann.“ Wer allerdings Interesse an dem Zeremoniell habe, sei herzlich eingeladen, dem Appell beizuwohnen, sagt der Kommandeur. „Vorausgesetzt das Wetter spielt mit, wird das richtig, richtig gut.“

Info
Feierlicher Appell in Schwangau am Dienstag, 19. März 2024

  • Ankunft der rund 2700 Soldatinnen und Soldaten um 11 Uhr
  • Aufstellung der Formation gegen 11.45 Uhr
  • 14 Uhr Beginn des Appells (geplante Dauer: 90 bis 120 Minuten)
  1. Verabschiedung der Bataillone aus der Brigade
  2. Indienststellung der neuen Kompanien
  3. Verabschiedung von Oberst Peter Eichelsdörfer, stellvertretender Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, in den Ruhestand

Text: Selma Hegenbarth · Foto: Bundeswehr

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