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„Die ganze Gegend hat davon profitiert“

Der Hotelier Johann Schwarzenbach kann sich noch an die Zeit vor dem Bau des Forggensees erinnern, der heuer 70 Jahre alt wird

Sogar noch ein bisschen älter als der Forggensee, dessen 70. Geburtstag heuer immerhin für Ende des Jahres auf dem Kalender steht, ist Johann Schwarzenbach. Schließlich wird der Hotelier und Inhaber des „Landhotel Schwarzenbach“ kurz vor den Toren Roßhauptens in diesem Sommer stolze 80 Jahre alt.

Deswegen ist es kein großes Wunder, dass der äußerst rüstig wirkende, schlanke Mann mit vollem grauen Haar schon so einiges erlebt hat, wobei ihn der fünftgrößte See Bayerns sozusagen eben seit mittlerweile fast sieben Jahrzehnten begleitet. Kann Schwarzenbach von seinem auf einer kleinen Anhöhe im Riedener Ortsteil Dietringen gelegenen Hotel doch jeden Tag auf das einst als Stausee gebaute, rund zwölf Kilometer lange und bis zu drei Kilometer breite, 15,2 Quadratkilometer große Gewässer blicken, das vom smaragdgrünen Wildfluss Lech durchflossen wird.

Die neue und alte Achbrücke am Musical

Gerade dieser Tage, da der Forggensee bisher noch kaum mit Wasser gefüllt ist, dürfte sich der Dietringer Hotelier denn auch noch teilweise an die Zeit erinnert fühlen, als der Forggensee noch nicht als eine von zahlreichen Attraktionen rund um Füssen vor allem in den Sommermonaten Scharen von Touristen ins südliche Ostallgäu gelockt hatte.

Viele von ihnen steigen denn auch im „Landhotel Schwarzenbach“ ab, weshalb Johann Schwarzenbach den Bau des Sees inzwischen als eine Art Segen ansieht und sagt: „Die ganze Gegend hier hat doch davon profitiert. Der See hat die Landschaft sehr positiv verändert. Daher ist es jetzt auch gut so, wie es ist.“

Dietringen

So dachte Schwarzenbach allerdings nicht schon immer. Schließlich hatte der Dietringer, der einst nicht in einem Krankenhaus, sondern im Haus seiner Eltern geboren wurde, die dort, einige Meter unterhalb des „Landhotel Schwarzenbach“, wo sich heute der Stausee erstreckt, einen Gasthof sowie Landwirtschaft betrieben hatten, bis 1953 als Kind oft „eine sehr schöne Zeit“.

Dementsprechend konnten sich er und seine fünf Geschwister damals in „viel unberührter, wunderbarer Natur“ aufhalten und spielen, wo sich zwar nicht unbedingt Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagten, aber Hirsche dem elterlichen Haus näherten. Die hat Schwarzenbach als Junge dann oft mit Heu gefüttert, das er in einem leerstehenden Bienenhaus seiner Eltern gelagert hatte.

Zudem gab es wunderschöne Wiesen, die nur einmal im Jahr gemäht wurden sowie den überall rot blühenden Almrausch und, so schwärmt Schwarzenbach heute noch: „Wir sind häufig in den Lechauen zum Baden gegangen.“

Die Lechauen an der alten Bundesstraße

Wie vor allem ihr Vater, der sich zuerst vehement geweigert hatte, die Angebote der für den Bau des Sees verantwortlichen Bawag (Bayerische Wasserkraftgesellschaft) zur Umsiedlung anzunehmen, wollten denn auch dessen Kinder „alle nicht hoch.“ Am Ende fielen dann aber doch auch die deutlich niedriger als das heutige Hotel gelegenen Anwesen von Schwarzenbachs Eltern der Aufstauung zum Opfer, genauso wie die Weiler Forggen, Deutenhausen, Teile von Brunnen und das untere Weidach in Füssen.

Obwohl Schwarzenbach zwar auch zugibt, dass seine Eltern den damaligen Umzug „nicht gut verkraftet“ haben, hat er inzwischen schon längst seinen Frieden mit dem Forggensee gefunden, der seiner Meinung nach „heute nicht mehr gebaut“ werden würde.

Die Brücke beim Stegwirt

Immerhin ist es „jetzt attraktiver hier mit dem Hotel“. Dort steigen dann auch nicht nur in erster Linie Touristen aus ganz Deutschland, sondern auch der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich ab, die sich inbesondere im Sommer unter anderem an den vielen Möglichkeiten erfreuen, im und auf dem Forggensee Wassersport zu treiben, zu baden, eine Radtour an ihm entlang zu machen, oder als Gäste der Forggensee-Schifffahrt Füssen den Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau näherzukommen.

Und solange kein Wasser im von Oktober bis April abgelassenen Seebecken ist, können sie wohl auch in den nächsten Jahren noch bei Spaziergängen die Materialgruben der römischen Militärstraße Via Claudia Augusta, die einst durch den heutigen Stausee verlief, ausmachen.

Text: Alexander Berndt · Fotos: privat, Hubert Riegger (1)

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