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Bräuhaus-Passagen in Steingaden eröffnet

Studien zufolge haben nur zwei von zehn Menschen die Fähigkeit, sich leere Räume oder ein Gebäude mit einer anderen Ausstattung als der vorhandenen vorstellen zu können. Robert Thaler muss einer von diesen Zweien sein. Er erwarb 2015 das ehemalige Steingadener Klosterbrauhaus und in seiner Vorstellung nahm das Gebäude Gestalt an. Und das, obwohl es größtenteils und jahrzehntelang leer stand. Für Thaler besaß das etwa 100 Meter lange Brauhaus viel Potenzial, zunächst nur für seinen Buchhandel.

Antiquarische Schriften besitzt der gebürtige Südtiroler rund 140 000 Stück. Die meisten aus Klöstern. Wie passend also, den Handel in einem ehemaligen Klosterbrauhaus zu beheimaten. Familie Thaler/Lindner entschied sich für den Kauf des 1790 errichteten Gebäudes und begann es denkmalschutzgerecht zu renovieren. Das Haus der Familie soll sich zu einem Ort entwickeln, an dem die Menschen zusammenkommen. Ein erster Schritt ist gemacht: In den Bräuhaus-Passagen eröffnete jüngst, am 29. Februar, der SUPERmarkt.

Mit einem Discounter hat das Geschäft allerdings gar nichts am Hut, erst recht nicht mit dem Interieur. Selbstgemachte kleine Holzkisten, lange Tische mit Schubladen, die ehemals in Klöstern als Refektoriumstische ihren Platz hatten, dienen als Ablage für die Holzregale. Die hohen Decken des Gewölbes sind mit außergewöhnlichen Lampenschirmen bestückt. Sie sind aus Seidenpapier und von der Erfurter Künstlerin Maria Seidel einzeln aus einem drei Meter großen Seidenpapier gefaltet.

Keine Frage, der SUPERmarkt verbindet das Beste aus einem Tante-Emma-Laden, viel Atmosphäre und einem Bio- und Wochenmarkt. Die Waren stammen von kleinen und ökologisch geführten Höfen, von regionalen Erzeugern und aus nachhaltigem Anbau. Es gibt Spezialitäten aus Thalers Südtiroler Heimat wie Speck und Käse und sorgfältig ausgewählte Produkte wie zum Beispiel den Schmugglerkaffee. Auch Veganer werden ihre Freude im SUPERmarkt haben.

Verschiedene Öle, Getreide zum Selbermahlen, Aufstriche, Kräuter, Marmelade, Pasta… die Warenpalette ist groß. Im Eingangsbereich werden Obst, Gemüse und Getränke angeboten werden. Das langfristige Ziel Norbert Thalers ist, das Obst und Gemüse künftig selbst anzubauen. Für eine Permakultur und die Errichtung eines Gewächshauses hat der Gemeinderat zumindest schon einmal grünes Licht gegeben, so dass mit der Vorbereitung bereits begonnen werden konnte.

Mit Begeisterung spricht Thaler bei einem Rundgang durchs Gebäude von seinen Plänen. Eine Bäckerei soll entstehen. Die Gerätschaften dafür sind schon gekauft worden und warten darauf, in Betrieb genommen zu werden. Eine Schaukäserei wäre ein Zukunftsprojekt. Auf jeden Fall hoffen Thaler und Lindner, dass sich auch andere Produzenten und Unternehmer für die Bräuhaus-Passagen begeistern können und mit einsteigen möchten.

Text · Foto: Sabina Riegger

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