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70 Jahre Forggensee

Ein See mit viel Geschichte

Füssen ist gesegnet. Auf der einen Seite die Berge und die grandiose Landschaft und auf der anderen Seite die vielen, schönen Seen. Einer davon ist der Forggensee, ein Stausee, den es seit über 70 Jahren gibt. Der Forggensee, benannt nach dem Weiler Forggen, der beim ersten Aufstau im Juni 1954 in den Fluten des Sees verschwand, war der erste von insgesamt 23 Speichern zwischen Füssen und Augsburg zur Erzeugung elektrischen Stroms.

Seinerzeit war er die größte Baustelle Europas, als in den Jahren 1950 bis 1954 durch die Bayerische Wasserkraft AG (BAWAG) bei Roßhaupten durch einen 40 Meter hohen Damm der Lech aufgestaut wurde.

Die Weiler Deutenhausen, Forggen, Teile von Brunnen bei Schwangau und das untere Weidach in Füssen fielen der Aufstauung zum Opfer. Ob man von Glück oder Pech sprechen kann, hängt vom Blickwinkel ab und von den betroffenen Menschen. Mit dem Forggensee ist ein neues Rekreationsgebiet entstanden, das den Tourismus ankurbelt und nicht zuletzt auch die Wirtschaft.

In Deutenhausen, das nahe an Dietringen lag, aber zum Gemeindegebiet Schwangau gehörte, gab es etwa sechs Höfe, einen Fuhrunternehmer und eine Brücke über den Lech, die später gesprengt wurde. Um in die Schule zu kommen, mussten die Kinder einen einstündigen Fußmarsch zurücklegen. Die Ortschaft Forggen gehörte ebenfalls zu Schwangau und lag in der Nähe von Brunnen, wo die Pöllath in den heutigen Forggensee mündet. Auch dort gab es Höfe und eine Mühle. Die Ruinen kann man heute noch sehen, wenn der See abgelassen ist.

Die Gemeinde Schwangau verlor durch die Überflutung von Deutenhausen, Forggen und einen Teil von Brunnen 1071 Hektar, was etwa ein Viertel des damaligen Gemeindegebietes war. Durch Ersatzzahlungen der BAWAG (Bayerische Wasserkraft) konnten die gemeindliche Wasserversorgung, ein Teil der Ortskanalisation, die Grundschule und das Rathaus finanziert werden.

Die Ach wurde in der Nähe der Achmühle zu einer richtigen Badeanstalt aufgestaut, um dort im Sommer zu schwimmen. Das ging solange gut, bis dort das Abwasser der Kaserne landete. Die Menschen lebten in zum Teil jahrhundertealten Höfen in Familienbesitz und mussten diese für den Bau des Forggensee verlassen. Ihnen wurde dafür ein Angebot zur Entschädigung gemacht in Form eines Grundstücks oder Hauses.

Nicht jeder war mit dem ihm angebotenen Handel und der Vorgehensweise der BAWAG einverstanden. Es folgten zum Teil jahrzehntelange Prozesse. Manchen Einwohnern kam das Angebot aber auch entgegen und es herrschte bei Außenstehenden die Meinung, sie hätten „einen guten Schnitt gemacht“, das heißt, sie wurden großzügig entschädigt. Einige der Steinhäuser wurden Stück für Stück demontiert und in der Nähe von Marktoberdorf und bis Memmingen wieder aufgebaut.

Eine feste Infrastruktur im Bereich des Tourismus ist die Forggenseeschifffahrt. Ohne den See gäbe es den Eigenbetrieb der Stadt Füssen nicht. Am 1.3.1957 wurde mit einstimmigem Beschluss des Füssener Stadtrates der Schifffahrtsbetrieb durch die Stadt Füssen von der Füssener Schifffahrtsgesellschaft Sturm KG aus München übernommen. Die Übernahme wurde damals vorerst als „Versuch“ auf drei Jahre von 1957 bis 1959 befristet.

Die damaligen Beweggründe lagen zweifellos im Interesse des Fremdenverkehrs. 1955 stach dann das erste Forggenseeschiff in See. Die „Sturm AG“ hat die Schifffahrt zwei Sommer (1955 und 1956) mit dem Motorschiff „Füssen“, Baujahr 1954, für 65 Personen und dem Motorschiff „Roßhaupten“, Baujahr 1954, für 35 Personen betrieben. Die Anzahl der beförderten Passagiere von 1955 und 1956 (durch Sturm AG) ist nicht bekannt. Die Beförderungsleistung im Jahr 1957 betrug etwa 20.000 Personen.

Text: Sabina Riegger · Foto: Hubert Riegger

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