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Geplantes Luxus-Hotel in Lechbruck: Der Gegenwind wird stärker

Wird in Lechbruck ein Luxus-Wellnesshotel gebaut? Diese Frage wird die Lechbrucker Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Wochen und Monaten sehr intensiv beschäftigen. Denn schon jetzt bildet sich im Ort massive Gegenwehr zu dem Projekt. Es ist bereits damit zu rechnen, dass diese Frage wohl mit einem Bürgerentscheid geklärt wird. Das Projekt spaltet die Meinungen der Bürger. Während es die einen als „Sechser im Lotto“, Bereicherung und Belebung für den Ort sehen, fürchten die anderen zunehmenden Verkehr und noch mehr Tourismus, den die Gemeinde ihrer Meinung nach nicht mehr verkraften kann.

140 Zimmer mit rund 300 Betten

Ganz so neu ist das Thema allerdings nicht. Denn schon vor rund fünf Jahren hatte es Ideen und Planungen gegeben, dort ein Hotel zu errichten, was damals aber letztendlich doch nicht zustande kam. Nun will die Gemeinde also einen zweiten Versuch starten, um das etwa drei Hektar große Areal zu veräußern. So soll auf dem Gelände am Lechstausee ein Luxus-Wellnesshotel mit 140 Zimmern entstehen. Dafür möchte ein Allgäuer Investor rund 30 Millionen Euro aufwenden. Vorgesehen ist laut den Planungen ein viergeschossiger Bau, der unter anderem drei Restaurants und einen Sauna und Wellnessbereich enthalten soll.

„Ich habe damals den neuen Gemeinderat gefragt, wie sie zu dem Projekt stehen“, so Lechbrucks Bürgermeister Werner Moll, dessen Vorgänger Helmut Angl das Projekt bereits in die Wege geleitet hat. „Mehrheitlich waren die Räte für die Weiterverfolgung des Projekts.
Die Vorteile sind vor allem finanzieller Art, ich sehe hier einen Aufschwung für den Ort. Der Investor, den ich aber noch nicht nennen möchte, würde sämtliche Kosten übernehmen, wozu auch die Beseitigung der alten Tennishalle und des längst zerfallenen Hallenbades gehören.
Mit dem Geld ließe sich der Kindergarten wie auch das Feuerwehrhaus refinanzieren.“ Hier könnten also gleich mehrere Probleme durch einen gezielten Schlag gelöst werden. Ebenso sieht Moll neben der Erhöhung der Tourismusqualität auch dauerhafte Einnahmen wie Grundsteuer, Kur- und Fremdenverkehrsbeiträge oder auch die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. „Rein vom Gefühl her würde ich sagen, so viele wie dafür sind, sind derzeit auch dagegen. Die Gegenwehr und auch die Argumente kann ich aber auch durchaus verstehen. Vor allem die Anwohner der Lechwiesenstraße haben da Bedenken und Ängste. Es gibt aber auch schon generelle Überlegungen, den Verkehr dort anders und besser zu gestalten, auch wenn das Hotel nicht kommt.“

Mehr als 300 Unterschriften

„Hotel – Nein Danke“, sagt die vor wenigen Wochen gegründete Bürgerinitiative Lechbruck und fragt auf ihrer Webseite: „Brauchen wir nochmals 20 % mehr Touristen?“ Dahinter stehen die beiden Familien von Wolfgang und Manuela Wagner sowie Alexander und Valerie Pfanzelt.
Beide sind Anwohner der Lechwiesenstraße, die für ihre Kinder auch den täglichen Weg zur Schule darstellt. Sie sehen das geplante Hotelprojekt am oberen Lechsee kritisch und sind der Meinung, dass die Gemeinde Lechbruck mit ihren Bürgern kurz-, mittel- und auch langfristig davon profitiert, wenn dieser riesige Hotelkomplex nicht gebaut wird. Der Mehrverkehr würde die Sicherheit der Kinder gefährden, dazu kämen Mehrkosten für Bürger und Gemeinde, wie auch Profiteinbußen für örtliche Betriebe. Zumal bei bei einem Bauprojekt dieser Größenordnung ohnehin zumeist nicht lokale Betriebe, sondern große externe Firmen hinzugezogen werden. Das klare Ziel ist es nun, den Hotelbau zu verhindern und damit auch den Verkauf eines der letzten in Gemeindebesitz befindlichen Grundstücke.

Bauland für junge Familien statt Hotel

Mehr als 300 Unterschriften sind in gut drei Wochen schon zusammengekommen. „Das war nach wenigen Tagen fast ein Selbstläufer“, sagt Valerie Pfanzelt. „Wir mussten fast gar nichts mehr machen.“ Mit den 300 Unterschriften sind es bereits mehr als zehn Prozent der Einwohner, die sich gegen den Bau aussprechen. Per Postwurfsendungen und Unterschriftensammlungen sollen in den nächsten Wochen noch mehr Bürger mobil gemacht werden. Eine Alternative oder Kompromisslösung gibt es für die Initiative nicht. „Wir sind ja nicht gegen den Tourismus“, betont Alexander Pfanzelt. „Wir haben hier aber bereits ein 4 Sterne Hotel. Außerdem hatten wir auch vor rund 30 Jahren hier schon einmal ein solches Hotel, das dann allerdings den Bach herunter ging. Ein Wellness Hotel dort draussen ist wie eine Insel und bringt dem Ort wenig. Wir sind nicht der Ort für ein Projekt in dieser Dimension.“ Viel wichtiger wäre es deswegen, dort Bauland im Einheimischenmodell zu schaffen. „Die Frage ist, wollen wir noch mehr für den Tourismus tun, oder etwas für Einheimische und junge Familien?“, so Manuela Wagner. „Wir müssen auch etwas für die Altersstruktur tun und Anreize für junge Menschen schaffen. Der Tourismus ist sowieso schon an seinem Limit angelangt.“

Ein Baugebiet auf dem Areal auszuweisen sei aber gar nicht möglich, sagt Bürgermeister Moll. „Da rufen Sie mal beim Landratsamt an, nie und nimmer würden wir dort draussen eine Wohnbebauung realisieren können. Dort sind wir zu weit weg vom Ort.“ Auch der Bau eines neuen Hallenbades kommt für ihn nicht in Frage, zumal – abgesehen von dem finanziellen Risiko, das eine solche Einrichtung erzeugen würde – auch der Verkehr in der Lechwiesenstraße um ein Vielfaches zunehmen würde, da die Kundschaft dort sogar vier bis sechs mal pro Tag wechselt.

Von Einbußen betroffen wäre von dem Hotelbau auch die örtliche Gastronomie und der Campingplatz, argumentieren die Gegner. Das sieht Dr. Felicitas Weeber, Betreiberin des direkt benachbarten Campingplatzes Via Claudia allerdings nicht so. „Ich sehe das Hotel durchaus als Bereicherung“, sagt sie gegenüber Füssen aktuell. „Wenn mehr Gäste hier sind, profitieren wir alle davon. Außerdem muss auch endlich eine Lösung für die Ruine dort gefunden werden. Natürlich gehört so ein Projekt aber auch in einen Rahmenplan eingebettet, der Verkehrswege oder eine eventuelle Umgehung enthält.“

„Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland lehnt die Pläne ab“, so Werner Moll, der seine Rolle als Bürgermeister eher als neutral einstuft. Er will aber, dass noch in diesem Herbst im Rahmen einer Infoveranstaltung für vollständige Aufklärung zu diesem Thema gesorgt wird. Dann sollen auch Investor, Planer und Betreiber an einem Tisch sitzen. Dennoch ist schon jetzt davon auszugehen, dass das angestrebte Bürgerbegehren schließlich zu einem Bürgerentscheid führen wird, der dann bereits im Frühjahr durchgeführt werden könnte.

Text/Bild: Füssen aktuell/BIL

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1 Kommentar

  1. Wie kann man hier dagegen sein frage ich mich?!?!?
    Nicht nur das der Ort an Wert gewinnt mit einem Projekt wie dieses sondern auch das unzählige Arbeitsplätze geschaffen werden. Der aktuelle Anblick des Areals ist mehr als katastrophal. Die Eltern sollten auch einmal an ihre Kinder denken, die mal eine Arbeitsplatz suchen werden. Jedes Geschäft würde in Lechbruck davon profitieren und man könnte gegen das Sterben der Geschäfte angehen. Die Gäste halten sich ja auch außerhalb des Hotels auf und kaufen regionale Produkte. In diesem Gebiet gibt es ohnehin wenige gute Hotels – deshalb wäre dies ein Sechser im Lotto und würde keine Konkurrenz zu den anderen Beherbergungsbetrieben sein, welche sind Ferienwohnungen, Ferienhäuser, Pensionen und Campingplätze – man würde sich direkt eine neue und zahlungskräftige Zielgruppe erschließen! Ich hoffe das Projekt wird realisiert und wird ein voller Erfolg

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