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Fachkräfte aus Kizman im Ostallgäu

Inklusion 2.0: Schwäbisch-ukrainischer Fachaustausch auf Augenhöhe

Fünf Fachkräfte aus Kizman, einer Kleinstadt in der ukrainischen Nordbukowina, waren auf Einladung des Bezirks Schwaben und der Lebenshilfe Ostallgäu zum Fachaustausch gekommen. Der Bezirk Schwaben pflegt seit Jahrzehnten eine Regionalpartnerschaft zur ukrainisch-rumänischen Grenzregion Bukowina. „In diesem Rahmen ist es uns sehr wichtig, vor allem in den Themenbereichen der Behindertenhilfe, des Gesundheitswesens und des Umweltschutzes voneinander zu lernen“, betont dazu Bezirkstagspräsident Martin Sailer. Seit 2018 findet ein reger Austausch auf Ebene der Therapeuten und Therapeutinnen statt. Nun konnten die Fachkräfte aus der Ukraine je nach Fachrichtung in verschiedenen Einrichtungen der Lebenshilfe Ostallgäu und der Wertachtal-Werkstätten hospitieren.

Ein neuer Schwerpunkt des Austauschs waren die Gespräche über die strukturellen Hintergründe der Lebenshilfe und weiterer Organisationen. In Kizman gründete sich zu Beginn des Jahres ein Elternverband, der sich in die Arbeit vor Ort, aber auch in den Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern einbringen will. Dadurch sollen die Fachkräfte auf dem Weg zu inklusiven Ansätzen in der Behindertenarbeit unterstützt werden. „Nach wie vor sind Menschen mit geistigen sowie körperlichen Behinderungen in der Ukraine in öffentlichen Bereichen schlichtweg nicht präsent. Und auch die Betreuungs- oder gar Arbeitssituation für Menschen über 18 Jahren ist prekär“, schildert Dr. Katharina Haberkorn vom Bezirk Schwaben, Beauftragte für die Partnerschaft zur Bukowina. Das Team von Dzvinochok schaffte es im vergangenen Jahr erstmals, Arbeitsplätze für zwei junge Erwachsene bei einer lokalen Postfiliale zu kreieren, die sie auch mit wenig Aufwand weiterhin betreuen. „Dieses Beispiel macht den Akteuren vor Ort Mut und zeigt Raum für die weitere Entwicklung.“ „Es ist für uns eine Kooperation auf Augenhöhe. Wir sind tief beeindruckt, mit welcher Herzlichkeit und Offenheit unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine arbeiten, mit welchem Mut sie in ihrem Bereich und vor allem in der Öffentlichkeit für Menschen mit Behinderung aktiv sind,“ so Wolfgang Neumayer am Ende des Fachaustauschs. Und dies mit Rahmenbedingungen, die in Deutschland heutzutage unvorstellbar seien.

Text: FA/pm · Foto: Johanna Zwick

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