LokalesWirtschaft

Hotel Müller geht neue Wege

Ab dem 31. Oktober kein Hotelbetrieb mehr

Seit dem Umbau der Straße in Hohenschwangau ist das Hotel Müller noch mehr in den Fokus gerückt, im Zentrum des Geschehens zu sein. In den Sommermonaten verwandelt sich Hohenschwangau zum Dreh- und Angelpunkt vieler Nationalitäten, die sich auf den Weg zu den Schlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein aufmachen. In Zahlen ausgedrückt sind es etwa zwei Millionen Gäste jährlich. Bricht man die Zahl runter und teilt sie auf die Sommer- und Wintermonate auf, kommt ein Durchschnitt von 8.000 bis 10.000 Gästen täglich. Ein sehr großer Teil davon sind Tagesgäste, die kommen und gehen. Für Richard Müller, Chef des Traditionshauses in Hohenschwangau, war das Anlass genug, sich die letzten Jahre Gedanken darüber zu machen, wie er sein Haus neu positionieren kann. „So wie unser Gebäude jetzt strukturiert ist, ist es nicht möglich, den Hotelgast und Tagesgast gleichwertig zu bedienen. Die Wünsche dieser beiden Gruppen unterscheiden sich stark. Wir können dem Hotelgast momentan keinen Rückzugsort bieten“, so Richard Müller und skizziert ein Konzept auf, das vollkommen auf den Tagesgast ausgerichtet ist. Ab dem 31. Oktober schließt das Hotel Müller seinen Übernachtungsbetrieb, um neue Wege zu gehen.

Dass das Hotel nun geschlossen wird, mag für Außenstehende ziemlich plötzlich gekommen sein. Die Frage, warum man so einen hochfrequentierten Platz für Übernachtungen schließt, ist für Viele nicht nachvollziehbar. Doch so plötzlich ist das alles nicht gekommen. Vier Jahre lang hat der Unternehmer und Hotelier an dem neuen Konzept gearbeitet und schrittweise in die neue Richtung gelenkt. Es waren kleine Schritte, die von außen nicht wahrgenommen wurden. Bereits letztes Jahr hat das Hotel seine Zimmerkapazitäten von 40 auf 30 reduziert. Ein kleiner Teil des Hotels wurde tagestouristisch genutzt. Anfang diesen Jahres kam das „Josys“ dazu, ein feiner Weinladen mit regionalen Produkten, das von den Gästen sehr gut angenommen wird. „In den letzten Jahren lag unser Augenmerk viel mehr auf dem Einzelhandel und der Gastronomie“, so Müller. Doch nicht nur das ließ den Hohenschwangauer umdenken. Gerade die Preisunterbietung der Zimmer in der Nebensaison macht ihn nachdenklich. „Mittlerweile sind viele neue Hotels entstanden. Die Infrastruktur passt nicht mehr. Es muss was geändert werden. Man muss sich auch nicht immer in Konkurrenz sehen.“

Am Anfang war die Erwägung da, ein komplett neues Gebäude entstehen zu lassen. Doch laut der Bebauungsstudie, die Richard Müller in Auftrag gab, wäre das ganze Vorhaben zu radikal gewesen. Nun soll das Gebäude umgebaut werden. Wenn die Planungsphase und alle Genehmigungen da sind, wird das komplette Haus für den Tagestourismus auf einer Fläche von über 3.500 Quadratmetern genutzt werden. „Es gibt keinen festen Zeitplan. Ziel ist es, das wir das Schritt für Schritt machen. Wir wollen einen partiellen Umbau. Das wäre meine Idealvorstellung“, erklärt Richard Müller. Sein Ziel ist es, das Gebäude den heutigen Gegebenheiten anzupassen. „Hohenschwangau ist mit einem Flughafen zu vergleichen. Wir brauchen vernünftige Verweilmöglichkeiten. Denn als Tourist fühlst Du Dich dann wohl, wenn Du eine Orientierung hast, und genau diese fehlt im ganzen Ort“, beschreibt Marketingleiter Matthias Günes die jetzige Situation.

Die Familie Müller möchte an der Suprastruktur arbeiten, das heißt an den Grundbedürfnissen der Touristen. „Das ist in Hohenschwangau komplizierter als in anderen Ortschaften, weil wir hier viele verschiedene Nationalitäten haben und somit auch unterschiedliche Bedürfnisse, die wir bündeln müssen und wollen.“ Mit dem Umbau für den Tagestourismus entstehen auch neue Hürden, wie zum Beispiel die der Toilettenanlagen, die erweitert werden müssen. Und durch die Nutzungsänderung wird der Brandschutz wieder ein Thema. Für Richard Müller ist es trotz allem die richtige Zeit, um Änderungen vorzunehmen und auch voranzutreiben. „Familie Müller arbeitet nicht antizyklisch, sondern zukunftsorientiert“, unterstreicht Günes das Vorhaben. Und falls es mit dem Tagestourismus doch nicht klappt? „Die Übernachtungen sind nicht für immer tot. Falls wir die benötigten Genehmigungen nicht erhalten, werden wir trotzdem umbauen müssen, so dass der Hotelgast vom Tagesgast getrennt ist. Dann wird ein Teil des Gebäudes mit eigenem Eingang zum Hotel umgebaut“, so Müller. Die Shops und die Gastronomie bleiben weiterhin geöffnet sowie die gebuchten Abendveranstaltungen.

Text: Sabina Riegger · Bild: Hotel Müller

Verwandte Artikel

1 Kommentar

  1. Hallo!
    Wir sind jahrzehntelang „ins Müller“ – Zimmer mit Balkon ist hier auch Zimmer mit Aussicht auf das Gewimmel und Getümmel – – und ab fünf am Nachmittag gehört das Dorf den Hotelgästen. Dann ist es Zeit, das köstliche Essen zu geniessen oder noch ein wenig im Gastgarten am Wein zu beißen. Der Service war immer freundlich, individuell und selbst mit unseren großen Hunden waren wir immer willkommen. Familie Müller – wir denken gerne an Herrn Müller senior zurück – ist der Typ des Hoteliers, den man sich wünscht. „Massentourismus“ sicher. Aber nie im „Herz von Müller“. Wir waren gerne da. Wir kommen gerne wieder.

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"