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Wer hat Angst vor ….?

Kindliche Angstzustände naturheilkundlich behandeln

Eigentlich ist Angst etwas ganz Natürliches: Die Evolution hat sie uns mit auf den Weg gegeben, um uns bei Bedrohungen zu schützen und durch Flucht oder Abwehr das Überleben zu sichern. Wir alle haben irgendwelche Ängste, der Eine mehr, der Andere weniger, aber gerade Kinder haben häufig in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien für uns als Erwachsene oft unverständliche Ängste, die sich sehr vielfältig äußern können.

Zum Beispiel: Furcht vor Dunkelheit, vor Gewitter, vor realen Tieren, vor dem „Monster unterm Bett“, vor bestimmten Situationen wie dem Gang zur Schule, vor nicht vertrauten Menschen („Fremdeln“), Trennung von Bezugspersonen, etc. Äußern können sich diese Ängste durch Symptome wie: Ungewohnte Ruhe oder Zurückgezogenheit, „Schulkopfschmerz“, Reizbarkeit, Rückschritte in der Entwicklung wie Bettnässen, Schlafprobleme, Alpträume, Selbstverletzung wie Nägelkauen, Aggressionen, Vermeiden bestimmter belastender Situationen oder körperliche Reaktionen wie Zittern, Anklammern an die Eltern oder Stottern, um nur Einiges zu nennen.

Manche Ängste verlieren sich im Reifungsprozess von selbst wieder, aber, wenn es zu lange dauert und die Kinder – und auch die Eltern – sichtlich leiden, kann die Naturheilkunde helfend mit eingreifen. Schwerere Fälle sollten aber auf jeden Fall ärztlich bzw. therapeutisch  behandelt werden. Hier kann ich Ihnen natürlich nur eine kleine Auswahl aus der Vielfalt der möglichen Mittel geben, lege aber meinen Schwerpunkt diesmal v.a. auf das Bettnässen, wenn es seinen Ursprung in Angststörungen (andere Ursachen natürlich vorher medizinisch abgeklärt und ausgeschlossen) hat.

Bachblüten

Der englische Arzt Dr. Edward Bach interessierte sich Anfang des letzten Jahrhunderts sehr für die Zusammenhänge zwischen Krankheiten und psychischen Problemen. In seinem System aus 38 Blütenessenzen, die nach einem speziellen Verfahren hergestellt werden, ordnete er diese den von ihm gefundenen 38 negativen Seelenzuständen zu. Mit Hilfe dieser Essenzen sollten die Menschen unterstützt werden, bestimmte belastende Verhaltensmuster und deren Auswirkungen zu verändern. Eine Kombination mehrerer Blüten ist gut möglich.
– Aspen – Espe: „Ich habe Angst, weiß aber nicht wovor“
Kleine „Magier“, d.h. sie meinen Fantasiewesen zu sehen, können nicht ohne Licht einschlafen, haben Alpträume. Das Kind reagiert auf fremde Menschen oder neue Situationen leicht furchtsam. Diese Blüte hilft ihm, evtl. beängstigende Eindrücke besser zu verarbeiten und diffuse Ängste zu überwinden. Dadurch fühlt es sich sicherer, das Urvertrauen wird gestärkt. Geht gut in Kombination mit Mimulus.
– Crab Apple – Holzapfel: für „Reinheitsfanatiker“
Werden Kinder zu früh zur Sauberkeit „gedrillt“ oder sind von sich aus übertrieben sauber und ordentlich, kann  es ebenfalls zu ständigen Ängsten führen, nicht perfekt zu sein. Hier kann ein verstärktes „einnässen“ ggf. eine Abwehrreaktion des Organismus darstellen. Die Blüte Crab Apple kann zu wesentlich mehr Gelassenheit und Entspannung führen, es empfiehlt sich, sie im ersteren Fall auch den Eltern zu geben, um die Wirkung zu verbessern.
– Mimulus – Gefleckte Gauklerblume: gibt Mut und Tapferkeit
Hier gibt es laut Dr. Bach einen speziellen Organbezug zum Thema Bettnässen. Außerdem bestehen häufig  konkrete Ängste wie z.B. vor der Dunkelheit, vor Gewittern, Arztbesuchen oder Ähnlichem. Kleinere Kinder reagieren sehr häufig mit Weinen und Schreien, ältere z.B. mit der Weigerung in den für sie unheimlichen Keller zu gehen.
– Star of Bethlehem – Doldiger Milchstern: löst Blockaden entstanden durch  Schockerlebnisse
Nach einem Trauma, einer vorangegangenen Schocksituation oder einer plötzlichen Veränderung im Familienleben wie Scheidung oder einem neuen Geschwisterchen kann diese Blüte die Blockaden und die damit verbundenen Angst lösen und die zugefügten „Wunden“ heilen, so dass „ungeweinte Tränen“ nicht mehr über die Blase ausgeschieden werden müssen.

Homöopathie

Eine schon sehr traditionelle alternative Heilmethode, entwickelt vom dem deutschen Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843) mit seinem Heilgesetz „Similia similibus curentur“ – heißt „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“. Das bedeutet, ein Mittel, hauptsächlich gewählt aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich, erzeugt beim gesunden Menschen ähnliche Beschwerden und Symptome, die es beim Kranken heilen kann. Wichtig ist hierbei auch die spezielle Verdünnung, die sogenannte „Potenzierung“ der Mittel, um die Wirkung zu intensivieren, die Dosierung und die  Beobachtung des „ganzen“ Menschen und seiner Lebensumstände.
– Belladonna – Tollkirsche
Wilde und Angstträume, aber auch Träume vom Wasserlassen sind vorhanden. Darüber hinaus ist das Kind sehr geräuschempfindlich und schreit oft im Schlaf. Es macht auch in die Hose oder ins Bett,wenn es kalt oder durchgefroren ist. Mitunter verspürt es beim Urinieren brennende Schmerzen in der Harnröhre.
– Causticum – Ätzkalk
Das Kind leidet unter diversen Ängsten, insbesondere der Idee, dass ihm etwas Schlimmes passieren könnte. Es hat Angst, im Dunkeln ins Bett zu gehen. Oft macht es auch schon in die Hose, wenn es hustet, niest oder lacht. Im Winter sind die Beschwerden schlimmer als im Sommer. Vom Typus her ist das Kind eher schwach und sieht manchmal fahl und ungesund aus, mit Schatten unter den Augen.
– Equisetum -Schachtelhalm
Bei schweren Träumen bzw. Alpträumen. Die Träume handeln häufig von großen Menschenmengen. Verschlechterung des Zustandes durch Bewegung, durch Druck, berührt zu werden, Hinsetzen.
– Gelsemium – Gelber Jasmin
Diese Kinder nässen bei besonderen Gefühlserregungen ein. Sie sind sehr sensibel, haben oft Lampenfieber, bei Erregung zittern ihre Hände. Sie lassen viel wasserhellen Urin. Tagsüber gähnen sie häufig, in der Nacht schlafen sie schlecht. Das Bettnässen verschlimmert sich bei feuchtem Wetter, Nebel und vor Gewittern.
– Lycopodium – Bärlapp
Für Kinder, die ständig Sorge haben, was Andere von ihnen denken. Im Allgemeinen haben sie Angst, etwas Neues auszuprobieren, sind aber häufig sehr intelligent. Wenn sie im warmen oder stickigen Zimmer liegen, neigen sie eher zum Bettnässen. Sie ziehen es vor, bei offenem Fenster zu schlafen.

Schüßler-Salze – Biochemie

Der Oldenburger Arzt und Homöopath Dr. Wilhelm Schüßler (1821-1898) war sehr beeindruckt von den Forschungen Prof. Dr. Rudolf Virchows, dem „Entdecker“ unserer Körperzellen und ihrer Funktion. Er kam zu dem Ergebnis, dass jede Körperzelle ihren bestimmten Bedarf an sehr fein aufbereiteten Nährstoffen hat. Ist der Nährstoffstrom geschwächt oder unterbrochen, kann es zu Störungen im Körper bis hin zu Krankheiten kommen. Die für ihn besonders wichtigen Mineralsalze nannte er biochemische Funktionsmittel. Sie werden in homöopathisch potenzierter Form verabreicht.
– Kalium Phosphoricum – Salz Nr. 5
Wird das Bettnässen von Ängstlichkeit, Nervosität und Zappeligkeit begleitet, ist an dieses Salz zu denken. Es stärkt die Nerven und sorgt für mehr Ausgeglichenheit. Beste Einnahmezeit: die frühen Nachmittagsstunden.
– Kalium Bromatum – Nr. 14
Liegen seelische Belastungen zugrunde, kann dieses Salz unterstützen. Außerdem hat es eine beruhigende Wirkung auf die Blasenschleimhaut, was sich obendrein positiv auf die Beschwerden auswirkt. Beste Einnahmezeit: gegen 17 Uhr.
– Kalium Aluminium Sulfuricum – Salz Nr. 20
Hat eine balancierende Wirkung auf das vegetative Nervensystem, das die Körperfunktionen im Gleichgewicht hält und stärkt zusätzlich die Harnblasenschleimhaut.

Heilpflanzen

– Kalifornischer Mohn, Goldmohn (Eschscholzia californica)
Er hat eine beruhigende Wirkung, die sich günstig auf bestehende Ängste und auch hier wieder günstig auf die Blasenschleimhaut auswirkt. Er kann  homöopathisch verdünnt in Tropfenform gegeben werden.
– Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Eine Teekur mit Johanniskraut über einen Zeitraum von ca. 4-6 Wochen kann hier helfend mit eingreifen. Dazu abends vor dem Schlafengehen eine Tasse Johanniskrauttee mit Honig gesüßt trinken. Der Honig hat hier nebenbei eine weitere beruhigende Wirkung auf die Schleimhäute und den Organismus.
Achtung: Johanniskraut kann die Licht- und Sonnenempfindlichkeit erhöhen!

Das war natürlich nur ein ganz kleiner Ausschnitt, denn dieses Thema ist im wahrsten Sinne des Wortes „ein weites Feld“. Natürlich spielen u.a. die Zusammenstellung, Anwendung, Dosierung und Stärke des Mittels und nicht zu vergessen die Individualität des Kindes eine große Rolle, was hier leider jeden Rahmen sprengen würde – lassen Sie sich beraten!

Ihre Apothekerin Simone Wagner

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