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Ein besonderes Weihnachtsgeschenk – Die „Schoppar-Badschn“

Mit Skaterschuhen sind sie nicht zu vergleichen. Eher kommen die Birkenstock-Schuhe an sie ran – zumindest im Sommer. Die „Schopper-Badschn“ waren ein Unikat, das es nur in Füssen zu kaufen gab. Es waren Pantoffeln aus grauem Fils. Ihre Sohle war so robust, dass sie teilweise als Straßenschuhe benutzt wurden und das bei jedem Wind und Wetter. Denn die Sohlen waren mit einer handverarbeiteten Pechschnur vernäht worden. Diese garantierte den Trägern warme und trockene Füße. Besonders zu Beginn der kalten Jahreszeit und zu Weihnachten war die Anfrage groß beim Schuhmachermeister Heinrich Schopper, der den Pantoffeln seinen Namen gab. Als er vierjährig, etwa 1870, zum Büchsenmacher Lohrer am Schrannenplatz kam, konnten beide noch nicht ahnen, dass sich Heinrich Schopper unter anderem mit Filzpantoffeln einen Namen machen würde.

Selbst in manchen Teilen Amerikas wusste man über die „Badsch“ aus dem Allgäu Bescheid. Kein Wunder auch, denn dafür sorgten schon die Füssener, die Verwandte im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ hatten. Als Pate oder Patin war man nämlich verpflichtet, sich um seine Schützlinge zu kümmern. Egal nun, ob diejenigen in Füssen oder woanders lebten. Denn das obligatorische Weihnachtsgeschenk waren nun mal die „Schoppar-Badschn“, die in mühseliger Handarbeit angefertigt wurden. Ähnliche Filzpantoffeln bot ein Versand zu einem günstigeren Preis an, doch „dia waret it so guad“, wurde erzählt. Einer der fünf Söhne von Heinrich Schopper, Johann, führte die Tradition des Schuhmacherhandwerks und selbstverständlich auch der „Badschn“ weiter. Aus einer überlieferten Erzählung heißt es: „Amol isch der Müllar von Gorgga komma, des isch des Dorf im Forggasea, zu meim Onkel und hot sieba Paar Badschn koafe wolla. Dr. Müller hot ab’r zwang’g Kinder ket, und deswega frogte ihn mein Okel in welcher Größa er die Badschn braucha tät. Der hat nocheat gsaid: „Des isch mir gleich, uam passedse allad“ und ging drauf hin hoam“.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde der Schuhmacherladen der Schoppers geschlossen. Heinrich Schopper war auch durch seine Musik sehr bekannt. In einem Nachruf von 1928 bezeichnete man ihn als einen Mann, „dessen Name in der Geschichte der Füssener Stadtmusik verewigt bleiben wird“. Weiter heißt es in dem Text: „Wie ihm selber die Liebe zur Musik im Blute lag, so bildete er auch seine fünf Söhne zu tüchtigen Musikern aus und gründete mit ihnen die ehemals weit und breit bekannte Kapelle Schopper, die für den heutigen Musikverein Harmonie insofern von Bedeutung werden sollte, als der 1. Dirigent Herr Scholz, der Vorsitzende, Oboist und Musiklehrer Hiesinger ihren ersten Elementarunterricht in der Musik vom alten Schopper erhielten.“

Text: Sabina Riegger

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