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Musik ist der direkte Weg zur Emotionalität

Kommunikation mit der Musiktherapie

Angenehme Musik aktiviert Hirnareale, die für größte Glücksgefühle zuständig sind. Innere Ängste gehen zurück. „Musik ist der stärkste Reiz für neuronale Umstrukturierungen, den wir kennen, sagt der Musikpsychologe und Neurologe Eckart Altenmüller. Der Austausch zwischen beiden Gehirnhälften verbessert sich. Beim Hören von angenehmer Musik tritt eine geordnete motorische Aktivierung ein, als wollten wir gleich mitspielen oder tanzen. Musik hat nicht nur beruhigende Effekte auf Säuglinge und Kleinkinder, sondern auch auf Erwachsene. Musik öffnet die Pforten zum Unterbewusstsein und lässt gefühlsbetonte Seeleninhalte zum Vorschein kommen.

Häufig wird Musiktherapie kombiniert mit anderen Verfahren im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung eingesetzt. Dabei ist das Ziel, das Erleben und Verhalten des Patienten zu modifizieren, damit er mit bestimmten Situationen besser umgehen kann. Musiktherapie wird häufig bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt, bei Erwachsenen hauptsächlich im Bereich der Psychosomatik oder als begleitendes Therapieelement. Insgesamt kommt sie bei Suchttherapien, affektiven Störungen, psychosomatischen und neurologischen Erkrankungen,  bei schweren Krankheiten z. B. Schmerz- oder auch Tumorerkrankungen und in der Altersmedizin zum Einsatz.

Mit Musik ins neue Leben

63.000 Babys kommen jährlich in Deutschland vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt – „Frühchen“ mit einem mühsamen Start ins Leben. Musik kann ihnen einen Überlebensvorteil bringen, und sie gedeihen besser, berichtet das Apothekenmagazin „Baby und Familie“. Nur wenige Kliniken in Deutschland beschäftigen dafür bisher speziell geschulte Musiktherapeuten. In den USA ist dies bereits relativ verbreitet. Studien bestätigen, dass Musik Herzschlag und Atmung der Frühchen beruhigt, dass sie besser schlafen und gedeihen. Schwestern berichten, dass nach der Therapie die Alarme seltener schrillen, weil die Kinder noch Stunden später entspannt sind. Eine deutsche Studie zeigte, dass Frühchen mit Musiktherapie als Fünfjährige seltener an Entwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen litten als Frühchen, die nicht mit Klängen behandelt wurden.

Musiktherapeut Stephan Jung aus Osterreinen arbeitet seit Jahren mit Kindern und Erwachsenen intensiv zusammen. In seinem „Musikraum“ sind über 100 Musikinstrumente, angefangen von Trommeln, Gongs, Schlagzeuge, Klavier,  die er für die Musiktherapie benützt. Langsam geht er auf die Kinder zu. Dazu gehört als erstes ein Gespräch. Füssen aktuell sprach mit dem Musiktherapeuten über diese wirksame Therapieform, die Emotionen und Blockaden öffnen kann.

FA_01_14_musik02Wie verläuft eine Musiktherapie?
Die erste Stunde ist mit Eltern und Kindern gemeinsam. Es ist wichtig, nicht über die Kinder zu sprechen, sondern mit den Kindern zusammen. Ich muss erfahren, warum das Kind da ist, welche Hobbys es hat, was sie mögen oder nicht mögen. Dann gehen wir in unseren Musikraum und dann ist meistens schon der Bann gebrochen. Sie sind fasziniert von der Vielfalt der Musikinstrumente, das macht den Einstieg einfacher. Es ist ganz wichtig, Freude zu wecken, und die Angst zu nehmen.

Welches Musikinstrument wird von den Kindern bevorzugt?
Meist Trommeln – wahrscheinlich weil man einen direkten Zugang hat und es somit körperlich erfahrbar und spürbar ist. Oder unser selbstgebautes Blumentopfxylophon – das ist für die Kinder eine Faszination. Erst dann kommen die vielen exotischen Instrumente wie zum Beispiel der Gong.

Für wen ist eine Musiktherapie geeignet?
Es gibt kaum eine Behinderung oder Krankheit, auf die die Musiktherapie nicht wirkt. Ich kann beispielsweise bei Verdauungsproblemen eine Klangschale auf den Bauch legen, dadurch kann beispielsweise die Peristaltik angeregt werden oder ein Wohlgefühl im ganzen Körper ausgelöst werden. Es ist wichtig zu wissen was der- oder diejenige für eine Hilfe benötigt. Besteht eine geistige oder körperliche Behinderung, Konzentrationsstörungen oder sonstige Verhaltensauffälligkeiten?

Auch psychisch Kranke?
Ja. Es sind hauptsächlich Kinder und Jugendliche die zu mir kommen. Oft sind es aber auch Menschen, die in einer Klinik verweilen, die aus den verschiedensten Gründen psychisch labil sind. Kinder die beispielsweise sozial isoliert sind, können durch eine individuelle, adäquate Musiktherapie zum Beispiel Rollenverhalten in der Gruppe, wieder zu mehr sozialer Kompetenz finden.

Was kann Musiktherapie bewirken?
Zum Teil finden die Patienten für sich neue Wege durch die Musik. Musiktherapie gibt neue Impulse, neue Wege, gleicht aus. Es weckt auf, es zeigt den Betreffenden, wie wertvoll sie in der Gruppe sind. Sie lernen Verantwortung für sich und andere zu tragen.

Kann eine Musiktherapie verschrieben werden?
Vielleicht mit wenigen Ausnahmen. Es wird von den Kassen nicht übernommen. In der Frühförderung ist es ein Element vom Ganzen. Am besten man informiert sich bei seinem Arzt oder auch bei den Sozialämtern.

Info und Anmeldung:
Stephan Jung
Rosenweg 4
87669 Osterreinen
Tel.: 08362 / 38461
E-Mail: Jungbauerost@vr-web.de

Text · Bild: Sabina Riegger

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