Menschen

„Einer helfe dem anderen, damit beide zu essen haben“

Persönliche Eindrücke oder eine besondere Art der gegenseitigen Entwicklungshilfe

Einen Packen Briefe hatte ich im Gepäck, als ich Mitte September aus Ghana zurückflog. Von Pfarrer Daniel an Menschen in Pfronten, die er von seinem Operationsaufenthalt im Pfrontener Krankenhaus St. Vinzenz oder Ghana her kennt. Dazu Erinnerungen an Begegnungen mit Freunden, die während des Weltjugendtages 2005 in Pfronten und Köln unsere Gäste waren. Sie fragten nach ihren Gastgebern und Freunden, die sie in diesen drei Wochen in Deutschland gewonnen haben. Geschenke für Menschen daheim bereicherten das Gepäck. Doch am deutlichsten war es, als Francis Anafo Grüße an alle die jemals die Partnerdiözese Konongo-Mampong besucht haben, mit auf den Weg gab. Auf unseren langen Fahrten habe ich gemeinsam mit dem Fahrer des Bischofs „zurück überlegt“, wer schon alles dort war. Über 50 Menschen, vom Jugendlichen bis zum Senior aus Pfronten, Seeg, Lengenwang und Bad Wörishofen. Diese Menschen hier und dort mit ihren vielfältigen Beziehungen sind es, die dieser Partnerschaft zwischen der Ghana-Hilfe Pfronten und der Diözese Konongo-Mampong Leben verleihen. Das Leben einer lebendigen Freundschaft.

So wird aus einem kleinen Hilfsverein mehr als die Summe seiner Projekte. Es entsteht ein Netzwerk von Beziehungen und Erlebnissen, die beeindrucken und ein Stück weit prägen. Das wird wohl jeder bestätigen, der zu den 50 Ghana-Reisenden zählt. „Einmal Ghana, immer Ghana“, hat es mein Begleiter Alois Andraschky bereits bei seinem ersten Besuch in Worte gefasst. Alois kann als „Ghana-Veteran“ gelten. Nicht wegen seines Alters von bald 70 Jahren. Vielmehr weil er nun wie ich bereits seinen vierten Aufenthalt hinter sich hat. Einzig übertroffen von Christel Kaltenbach, der 1. Vorsitzenden der Ghana-Hilfe Pfronten, mit sechs Besuchen seit 2001.

„Wie ich nach Ghana ging und Entwicklungshilfe bekam“
Es ist nicht leicht, in Worte zu fassen. Doch es stimmt, was die deutsche Ärztin Stephanie Waibel als Untertitel ihres Ghana-Buches „Akwaaba“ formuliert hat: „Wie ich als Ärztin nach Ghana ging und Entwicklungshilfe bekam“. Unsere Partnerschaft mit Ghana ist sicherlich keine Einbahnstraße, sondern vielmehr eine freundschaftliche Beziehung auf Gegenseitigkeit, die gegenseitig befruchtet. Bei allen Problemen, die es natürlich auch gibt und vor denen man die Augen nicht verschließen sollte: Das eigene Weltbild bekommt schärfere Konturen, viele persönliche und gesellschaftliche Probleme daheim erscheinen in einem anderen Licht und erhalten eine neue Gewichtung. Man bekommt eine neue Vorstellung von Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Die Ghanaer in dem Prinzip “Einer helfe dem anderen, eine Frucht zu pflücken, damit beide zu essen haben“ formulieren und künstlerisch darstellen. Wobei Früchte nicht immer materieller Art sein müssen.   

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024