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Fachkräftemangel in der Gastronomie und Hotellerie

Nachgefragt bei Wolfgang Sommer

Hotellerie und Gastronomie sind Jobmotor in Deutschland und Europa. Urlaub in Deutschland wird immer beliebter und auch Geschäftsreisen befinden sich im Aufwind. Da werden motivierte Mitarbeiter gebraucht und geschätzt. Ein sicherer Arbeitsplatz und beste Aufstiegschancen also für Fachkräfte, die Spaß daran haben, mit und für Menschen zu arbeiten – egal ob vor oder hinter den Kulissen. Knapp 1,8 Millionen Beschäftigte und rund 63.000 Auszubildende sprechen eine deutliche Sprache.

In jungen Jahren vom Azubi zum Küchenchef, zum Hoteldirektor oder in die erfolgreiche Selbstständigkeit – kein ungewöhnlicher Weg in der Branche der Gastlichkeit. Wer zum professionellen Gastgeber ausgebildet wurde, leistungsbereit und aufgeschlossen ist, dem stehen die Türen auf der ganzen Welt offen. Dennoch ist es schwer, junge Leute für die Ausbildung zu gewinnen, egal wie attraktiv auch die Karriere-Aussichten sind.

Ausbildungsbotschafter und Kreisvorsitzender der Dehoga im Ostallgäu, Wolfgang Sommer, sieht das Problem der Facharbeiter-Ausbildung allerdings nicht nur im Gastronomie- und Hotel-Bereich. „Viele Bereiche, auch das produzierende Gewerbe und Handwerk, stehen diesem Problem gegenüber“, so Sommer. Füssen aktuell führte ein Interview mit dem Hotelier, der das Vier-Sterne Wellnesshotel „Hotel Sommer“ in Füssen betreibt.

Woran liegt es, dass Gastronomie und Hotellerie es schwer haben, junge Leute für den Beruf zu begeistern?
Diese Problematik ist nicht nur in unserer Branche so. Es gibt weniger Jugendliche und auch keine geeigneten Leute dafür. Viele halten eine Ausbildung auch nicht aus, weil sie einen zu verwöhnten Lebensstil haben. Wir haben eine Hochkultur des Konsums. Und Mindestlohn ist leider auch ein Thema.

Weshalb ist Mindestlohn hier ein Thema?
Mindestlohn gibt es nicht in der Ausbildung. Die Ausbildungsbetriebe müssen sehr viel investieren, so dass der Auszubildende später genau diese Karrieremöglichkeiten hat, die er sich für später vorstellt. Der Staat hat hier absolut kontraproduktiv gearbeitet. Der Mindestlohn sollte nur für Leute gelten, die eine Ausbildung haben. Wir haben kein Problem mit dem Mindestlohn – vorausgesetzt es sind Facharbeiter. Dann bekommen sie von Anfang an sowieso mehr als gesetzlich vorgeschrieben.

Ist das ein Grund keine Ausbildung anzufangen?
Nur bedingt. Für Manche ist das sicher ein Grund, weil sie sich die Frage stellen, warum sie eine Ausbildung machen sollen, wenn sie es auch ohne schaffen können und dabei noch mehr verdienen als in der Ausbildung. Leider denken sie nicht an die Zukunft. Andere finden wiederum die Arbeitszeiten familienunfreundlich und der Umgang mit den Gästen ist nicht jedermanns Sache.

Viele Betriebe locken Auszubildende mit einem Mofa an oder versprechen ihnen den Führerschein zu zahlen. Finden Sie das richtig?
Es ist für die Zukunft wichtig, dass man Fachkräfte ausbildet. Vielleicht kommt der eine oder andere Betrieb nicht anders an Auszubildende ran. Man muss die Situation der Betriebe und die Region, in der sie sich befinden, genau überprüfen. Es wäre nicht richtig diese Methode zur Fachkräftefindung gleich zu verurteilen.

Bieten Sie Ihren Auszubildenden ein „Bonbon“?
Ja. Die Allgäu-Top Hotels verteilen jedes Jahr 10.000 Euro an die besten Auszubildenden. Wir als Ausbildungsbetrieb zahlen zu der Prämie noch etwas dazu. Das ist für einige Lehrlinge ein Anreiz.

Oft wird der rauhe Ton in Ihrer Branche kritisiert. Ist die Kritik berechtigt?
Bei Einzelnen mag das stimmen. Ich möchte es aber nicht pauschal bestätigen. In der Hotellerie ist es nicht wie in einem Büro-Job. Es geht mitunter ganz hektisch zu. Letztendlich ist es wie in jedem anderen Ausbildungsbetrieb auch. Es ist nicht relevant, ob ein Auszubildender die Lehre zum Schreiner oder Werkzeugmacher macht oder Koch wird. Der Ton wird dann erst unangenehm, wenn viele Sachen nicht klappen.

Text · Bild:  Sabina Riegger

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