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Das trockene Auge

Eine heimliche, aber häufige Volkskrankheit

Trockene Augen , auch genannt Sicca-Syndrom oder Keraconjunctivitis sicca, kommen erstaunlich häufig vor, denn etwa 15-17% der deutschen Bevölkerung leiden mehr oder minder schlimm darunter. Frauen sind öfter betroffen als Männer, warum auch immer, zudem nimmt die Häufigkeit mit dem Alter zu. Das gilt besonders auch für die kältere Jahreszeit, hier spielt mit Sicherheit die Heizungsluft eine große Rolle.

Was ebenfalls große Probleme machen kann, ist lange Zeit vor dem Computer sitzen – davon kann ich selbst ein Lied singen – , hier gibt es sogar einen speziellen Begriff dafür, das sog. „Büroaugen-Syndrom“, Klimaanlagen, mangelnde Ruhepausen für das Auge oder das Tragen von Kontaktlinsen.

Die Symptome können sehr vielfältig sein, wie Jucken, Brennen, Rötung, verschwommenes Sehen oder ein Fremdkörpergefühl, als wenn man ein Sandkorn oder eine Wimper im Auge hätte. Alles das ist natürlich sehr unangenehm. Und paradoxerweise neigt das trockene Auge dazu, häufig zu tränen, denn es versucht durch den vermehrten Tränenfluss, sich irgendwie selbst zu helfen…

Was passiert in den oben genannten Fällen: Beim trockenen Auge ist der Aufbau der verschiedenen Schichten des Tränenfilms gestört. Direkt auf der Hornhaut befindet sich eine schleimhaltige, in der Mitte eine wässrige und außen eine fetthaltige Schicht. Ganz schön „vielschichtig“, oder? Allerdings liegt bei 80 von 100 Personen die Ursache in der fetthaltigen Schicht. Deutlich seltener wird tatsächlich zu wenig Tränenflüssigkeit produziert. Was es auch gibt, ist eine teilweise Verstopfung des Tränenkanals, hier und auch in den anderen Fällen ist eine ärztliche Abklärung sicher sinnvoll.

Außerdem sollten Sie daran denken, dass auch Medikamente ein trockenes Auge auslösen können, dazu zählen u.a. Blutdrucksenker wie Betablocker, Psychopharmaka, Schlafmittel oder Antiallergika. Selbst bestimmte Krankheiten wie Diabetes, Schilddrüsenprobleme, Schuppenflechte, Neurodermitis, Rosazea oder das sog. Sjörgen-Syndrom (eine sehr komplexe Autoimmunerkrankung) können in Betracht gezogen werden. Was nun für Sie persönlich in Frage kommt, ist nicht so ganz einfach, denn die Auswahl an Augentropfen ist geradezu gigantisch! Ihr Arzt kann Ihnen sicher erst mal helfen, indem er einfach schaut, welche Ursache das Problem haben kann. Ansonsten: probieren, probieren, probieren…

Ich selbst habe auch sehr vieles ausgetestet, bis ich zu dem gekommen bin, das für mich richtig ist. Die Ursache war klar: Ich sehe beruflich bedingt, wie viele andere Menschen auch, oft über Stunden in den Computer-Bildschirm (raten Sie, was ich in diesem Moment gerade tue…) uns so war es für mich das Einfachste, ein Augenlid-Spray zu benutzen. Diese Sprays werden auf das geschlossene Lid gesprüht (meines enthält Soja-Lecithin) und verteilen sich dann bei jedem Lidschlag auf der Augen-Oberfläche.

Das ist natürlich besonders dann empfehlenswert, wenn gerade die Lipidschicht des Auges gestört ist. Die Wirkung hält so etwa 4 Stunden an und, was für uns Frauen natürlich super praktisch ist – das Augen-Make-Up verläuft in keinster Weise! Wenn Sie Augentropfen bevorzugen, aber nicht so genau wissen, welche der 3 Schichten, wie oben beschrieben, betroffen ist, empfehle ich gerne sog. „Complete“- Präparate, damit ist dann alles abgedeckt.

Ansonsten sind natürlich Präparate mit Hyaluronsäure, gegebenenfalls mit ergänzenden Zusätzen, durchaus auch sehr empfehlenswert.

Wussten Sie, dass Hyaluronsäure ursprünglicherweise mal aus Hahnenkämmen gewonnen wurde? Aber keine Sorge, heute gibt es andere Herstellungsmethoden! Auch die Kosmetikindustrie sowie die Orthopädie bedient sich sehr gerne dieses Wirkstoffes. Warum? Wegen des hervorragenden Feuchtigkeits-Bindevermögens, man kann sagen, fast im ganzen Körper.

Aber: Sie kennen mich ja schon ein Weilchen, um zu wissen, dass die Naturheilkunde, begleitend und/oder unterstützend, selten außen vor bleibt.

Kommt es zusätzlich zum trockenen Auge auch noch zu einer Bindehautreizung oder gar Entzündung, dann bewährt sich sehr gut der Augentrost (Euphrasia officinalis). Hier ist der Name tatsächlich Programm, denn diese kleine weißblütige Wiesenpflanze mit dem gelben Punkt in der Mitte kann Augenbeschwerden auf ganz natürliche Weise lindern.

Gerade zwischen Juli und September, wenn Sie durch lichte Wälder und Wiesen gehen, können Sie mit etwas Glück diese hübschen kleinen Blüten entdecken. Das einjährige Kraut wächst eingebettet zwischen Gräsern, an deren Wurzeln sich der sog. „Halbparasit“ festsaugt und so an zusätzliche Nährstoffe gelangt. Gewusst wie! Paracelsus, der berühmte Alchemist und Arzt, meinte eben, in der Blütengestalt ein Auge zu erkennen.

Hier greift auch die „Signaturenlehre“ an, die besagt, dass man am Aussehen einer Pflanze deren Wirkungsweise erkennen könne. Irgendetwas scheint da ja wirklich dran zu sein, denn unsere Vorfahren hatten damit immer gute Erfolge. Und wie man weiß, ist der Augentrost bis heute noch ein sehr bewährtes Mittel bei leichteren Reizungen und Entzündungen. Klassischerweise werden natürlich Tropfen verwendet, die es übrigens auch in Kombination mit der oben bereits erwähnten Hyaluronsäure gibt.

Wer will, kann sich selbstverständlich auch einen Aufguss zubereiten, z.B. mit 1 EL des getrockneten Krautes bzw. 2 EL des frischen (allerdings gar nicht so leicht zu finden). Jetzt, sehr wichtig, mit 200 ml richtig kochendem Wasser überbrühen, damit eine gewisse Sterilität gewährleistet ist und das Ganze etwa 5 Minuten stehen lassen. Danach abseihen, gut wäre hier ein Kaffeefilter, da er ja sehr fein ist.

Den warmen Tee können Sie schluckweise trinken, er stärkt die Augen von innen. Der abgekühlte Sud eignet sich gut für Kompressen: spezielle Augenpads, die nicht fusseln, damit tränken und auf die geschlossenen Lider legen, ca. 5-10 Minuten lang. Das ist auch ein guter Tipp für Menschen, die unter hartnäckigen Gerstenkörnern leiden.

Nur am Rande: Der „Kräuterpfarrer“ Sebastian Kneipp empfahl die von ihm als „Herbstblümle“ bezeichnete Pflanze auch als Magenmittel. Zwar heute nicht mehr so gebräuchlich, aber durchaus sinnvoll, denn schließlich wirkt der Augentrost antibakteriell und entzündungshemmend.

Was schreibt eigentlich die Heilige Hildegard von Bingen zu diesem Thema?
„Wenn jemand (durch Trübung) in den Augen schlechter sieht, der befeuchte sich die Augenlider mit den gesammelten Tropfen, die aus dem Rebstock ausfließen, wenn die Schösslinge im Frühjahr geschnitten werden, und lasse von diesen Tropfen auch etwas auf das Auge selbst kommen. Er mache das oft, und die Augen werden zweifelsohne wieder klar sehen.“

Das klingt doch zugegebenermaßen richtig gut, jetzt nicht nur beim trockenen Auge, sondern auch bei Bindehautentzündung oder beginnender Starbildung, das natürlich nur mit großem Fragezeichen! Was ganz wichtig zu sein scheint, ist, dass man den Rebsaft von 6 Uhr morgens bis 12 mittags gewinnt, natürlich in einem sterilen Gefäß.

Dieses Naturheilmittel ist leider äußerst schwer zu besorgen, aber möglich.

Ansonsten gibt es klar die ganz alten Hausmittel wie die berühmten Gurkenscheiben auf die Augen! Kann prinzipiell nicht verkehrt sein, denn dieses Gemüse besteht schließlich zu 90% aus Wasser. Man kann sie auch pürieren und anschließend ein Wattepad mit dem Saft beträufeln. Einwirkzeit 10-20 Minuten.

Also ran ans trockene Auge,
kann nur besser werden!

Ihre Apothekerin Simone Wagner

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