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Susen Knabner: Auf dem Weg in den Landtag

Susen Knabner ist eine toughe Frau. Sie weiß, was sie will und vor allem was nicht. „Ich denke mal, dass ich das von zuhause mitbekommen habe“, lacht sie. In ihrer Familie sind es die Frauen, die stark sind, so wie ihre Oma oder ihre Mutter, die ihr gezeigt haben, dass Frauen keineswegs schwache Geschöpfe sein müssen. Trotz sechs Kinder ließ sich ihre Oma scheiden.

Keine einfache Zeit für die Frau, die zu der Zeit in der damaligen DDR lebte. „Ich kann mir gut vorstellen, dass schiefe Blicke wohl noch das angenehmste waren, die sie ertragen musste. Dennoch hat sie es super geschafft, dass aus allen etwas geworden ist. Ihr und meiner Mutter, die auch geschieden ist, wurde nichts geschenkt. Beide haben ihre Prinzipien und das macht sie aus. Sie sind einfach ihren Weg gegangen“, sagt sie, nicht ohne Achtung.

Diese Prinzipien und Stärke hat sie wohl von den beiden Frauen geerbt. Susen Knabner kann sich durchsetzen, insbesondere dann, wenn sie merkt, dass es nicht in die richtigen Bahnen geht. „Ich bin offen für alles, aber ich werde niemanden nach dem Mund reden. Das kann ich nicht. Man muss zu seiner Meinung stehen“, sagt sie.

Als sie 12 Jahre alt war, fiel die Berliner Mauer und damit auch die Grenzen. „Darüber bin ich heutzutage sehr froh, sonst hätte ich nicht studiert. Denn um studieren zu können, wäre es notwendig gewesen, in die Partei einzutreten. Das wollte keiner von uns.“ Klare Worte einer kleinen Frau, die in ihrem Denken groß ist. Heute ist sie selbständige Rechtsanwältin in Kaufbeuren. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind das Wirtschaftsrecht, Erbrecht und Baurecht. Sie betreut als Partnerin der SGK-Gruppe mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern im Wesentlichen mittelständische Unternehmer.

„Nach dem Abitur wollte ich Innenarchitektin werden. Meine Mutter meinte nur: Wer braucht das?“ Susen Knabner lacht, als sie davon erzählt und gestikuliert mit den Händen, so wie eine Südländerin, die allerdings nicht aus dem Süden kommt, sondern aus Marienberg, aus dem Erzgebirge. „Also habe ich mich für Jura entschieden“, erzählt sie weiter. „Ich dachte mir, dass Gesetze grundsätzlich eine Logik haben müssen. Entweder würde ich das verstehen oder nicht, aber etwas auswendig lernen, das wollte ich nicht.“

Susen Knabner studierte in Dresden und machte ihr Referendariat in Chemnitz. Wenn sie dazu kam, las sie Biografien oder Theaterstücke, eine entspannende und zugleich inspirierende Entspannung. Und heute? „Wenn ich die Zeit dazu finde, ja. Ich sag es mal so, mein Kopf ist wie eine Tischplatte, und wenn sie voll ist, dann fällt mal was runter und macht Platz für etwas anderes. Das heißt, ich kann Ihnen nicht genau sagen, was ich zuletzt gelesen habe.“

Susen Knabner ist mit ihrer Berufswahl zufrieden. „Natürlich ist Innenarchitektur etwas Schönes und Bleibendes. Zum Anwalt geht man, wenn man Probleme hat. Und dann gibt es noch die Momente oder Mandate, wo man das nicht erreichen kann, was man will. Dieser Gerechtigkeitssinn lässt sich nicht immer umsetzen. Damit muss man klarkommen können“, beschreibt sie ihren Beruf.

Die 45-Jährige kann gut abschalten. „Ich bin ein Mensch im Hier und Jetzt und genieße es mit Freunden essen zu gehen oder mit meinem Lebenspartner gemeinsam zu kochen. Ich brauche keine Action oder Sport. Ich kann auch Löcher in die Berge schauen und mich darüber freuen. Das ist für mich Leben“, lacht sie. Ihre Sprüche sind witzig und ihre Art der Kommunikation direkt und erfrischend. Ob sie sich das auch als eventuelle, zukünftige Abgeordnete trauen wird? „Ich weiß, dass ich mir den Mund verbrennen werde, aber wie jeder weiß, nach einem heißen Tee oder Kaffee, lässt der Schmerz wieder nach.“

Susen Knabner ist von den Freien Wählern für den Landtag nominiert worden. Erfahrung in der Politik hat sie in den letzten Jahren viel sammeln können. „Als ich 2005 hierher kam, war ich bei den Wirtschaftjurioren im Ostallgäu, und da war ich plötzlich drin und im Vorstand. Ich mag es an Unternehmer, dass sie Ideen haben und was bewegen wollen.“

Jahrelang war Knabner im Vorstand in Bayern mit 4.500 Mitgliedern, zuletzt auch im Bundesvorstand. Bei dem sogenannten Know-How-Transfer (Wissensvermittlung) begleitete sie Abgeordnete mehrere Tage zu Firmen damit sie sehen, wie das Unternehmen arbeitet und funktioniert. „Ich sehe in meinem Alltag Grenzen, die wir haben. Dinge, die man anpacken und ändern sollte. Die Politik könnte mehr Unternehmer vertragen. Es hilft nichts, von der anderen Seite aus zu schimpfen – nicht meckern, sondern machen, das ist meine Devise.“ Für die Rechtsanwältin hat jede Zeit ihre Anforderung. „Wir haben jetzt das Klima und die Digitalisierung, früher hatten wir die Industrialisierung. Es ist falsch sich gegenseitig Schuldgeständnisse zuzuweisen. Wichtig ist es, nach vorne zu schauen und sich die Frage zu stellen, wie man weiterkommen kann.“

Die Landesschatzmeisterin der Freien Wähler hat zu vielen Themen ihre eigene, ganz persönliche Meinung wie zum Beispiel beim Thema „gendern“. „Mit gendern verlagert man das Problem. Ich nehme den Menschen, der vor mir steht. Wir Frauen sollten uns als viel verständlicher nehmen, mehr Selbstvertrauen und Selbstverantwortung bekommen. Wenn das jeder machen würde, wären wir schon weiter.“ Dass sie vielleicht hier und da anecken oder gar beleidigt werden könnte, nimmt sie zur Kenntnis. Mehr aber auch nicht. „Beleidigen kann mich nur jemand, der mir etwas bedeutet, weil mir dessen Meinung wichtig ist“, sagt sie.

Politik ist für sie durchaus auch etwas Emotionales, weil Gefühle überall eine Rolle spielen, wo Menschen miteinander zu tun haben. Hier kommt ihre frauengeprägte Familie wieder zum Vorschein, die ihr beigebracht hat, sich für seine Ideale und Wertevorstellungen einzusetzen. Susen Knabner ist dankbar dafür. „Manche sagen, du kannst stolz sein auf das, was du geschaffen hast. Das ist Quatsch. Ich habe die Chance gehabt und habe sie genutzt. Die Gesellschaft hat viel für mich getan, das möchte ich zurückgeben.“

Sie kandidiert für das Ostallgäu und will in den Landtag einziehen. „Wenn ich in den Landtag komme, weiß ich, dass es kein Nebenjob ist. Ich bin Unternehmerin mit Mitarbeitern, ich habe eine Verantwortung gegenüber ihnen und die werde ich erfüllen.“ Dass sie ehrgeizig ist, spricht für sie als Juristin. “Es wäre schön, wenn ich gewählt werde, aber wenn nicht, dann geht die Welt nicht unter“, lacht sie wieder. „Es gibt viel zu tun, auch außerhalb des Landtages.“

Text · Foto: Sabina Riegger

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