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„Es ist ein tolles Gefühl, stark zu sein“

„In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.“ In diesem Spruch steckt für Viktoria sehr viel Wahrheit. Sport ist für die 26-Jährige elementar. Einen Bewegungsfanatiker nennt sie sich selbst. Diese Leidenschaft beeinflusste ihre Berufswahl und verschafft ihr Respekt und Anerkennung. Vor allem aber trainiert Viktoria für sich selbst. „Leistungsstark und fit zu sein, tut gut!“

Eine Botschaft, die sie anderen Frauen mitgeben möchte: „Es ist ein tolles Gefühl, stark zu sein.“ Viktoria ist in einer kleinen Gemeinde in Niedersachsen geboren und aufgewachsen. Sport, sagt sie selbst, war schon immer ihr Ding. Als Jugendliche war es der Triathlon, für den sie trainierte. Zehn Jahre lang stand regelmäßiges Kickboxen auf ihrem Plan. Wenig verwunderlich also, dass Viktoria nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Fitnesskauffrau in Betracht zog.

Meistens kommt alles anders als gedacht. So auch in ihrem Fall. „Ich habe damals in einem Fast-Food-Restaurant gejobbt, das häufig von Soldaten besucht wurde. Die haben mir geraten, zum Karrierezentrum der Bundeswehr zu gehen.“ Verlockend klang, dass die Abiturientin als Soldatin nicht nur die Welt sehen, sondern die eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln kann. Immerhin wird sportliche Fitness bei den Soldaten großgeschrieben und gehört – bei den meisten Verwendungen – zum Arbeitsalltag dazu.

Zunächst war es jedoch eine andere Fähigkeit, für die sich die Bundeswehr (BW) brennend interessierte: Viktorias Sprachtalent. „Ich hatte im Abitur Leistungskurs Französisch“, erzählt sie. Mit 18 Jahren begann ihre Karriere bei der BW, als Sprachaufklärer. Nach einem sechsmonatigen Französisch-Lehrgang, um ihr Können noch zu vertiefen, begann der Dienst für die Soldatin.

„Ich darf über diese Verwendung nicht allzu viel erzählen. Nur soviel, dass ich als eine Art Übersetzer gearbeitet habe.“ Nach sieben Jahren Dienst in dieser Funktion entschied sich Viktoria, die heute Stabsunteroffizier ist, eine andere Verwendung anzustreben. Dieser Schritt führte sie von Flensburg nach Füssen. Ein Glücksfall, denn Viktoria liebt „alles, was mit Outdoor zu tun hat“.

Sie genießt es, im Allgäu leben zu dürfen. „Wenn ich in der Natur bin, bin ich glücklich und wenn ich mich bewegen kann, geht es mir gut.“ Auch die geistige Fitness kommt nicht zu kurz. „Ich lese gerne. Eigentlich alles, was mit geistiger Weiterentwicklung zu tun hat.“ So darf Viktoria sich auch Ernährungsberaterin nennen. „Ich habe die Lizenz hauptsächlich gemacht, um mich weiterzubilden und mehr zu verstehen, wie ich meinem Körper Gutes tun kann.“

Aktuell kann sie sich vorstellen, zusätzlich zu ihrer BW-Karriere ein Psychologiestudium aufzunehmen. „Falls ich aus der Bundeswehr ausscheide, würde ich gerne jungen Menschen, die aus Problemfamilien kommen, helfen und diese psychologisch unterstützen, sich ein besseres Leben aufzubauen.“ Viktoria trainiert, weil sie Spaß daran hat. Wenn sie alleine im Kraftraum ist, kann sie komplett abschalten. „Podcast an und los. Das ist die eine Stunde am Tag, die nur für mich da ist.“

Ihr Partner ist ebenfalls Soldat. Die Liebe zum Sport teilen die beiden. „Er sagt immer, er müsse so fit sein, um mit mir mithalten zu können. Sonst wäre es ihm peinlich“, sagt Viktoria lachend.

Im Dienst sei sie angekommen und habe Freude an der Arbeit. „Hier in Füssen sind deutlich mehr Frauen in Führungspositionen und echte Vorbilder.“ Sie hat den Eindruck, die Menschen in der Region seien leistungswilliger und fitter als im Norden der Republik. Innerhalb der Kasernen-Mauern arbeitet Stabsunteroffizier Viktoria nicht nur an ihrer eigenen Fitness.

Seit dem 1. Dezember 2022 ist die Soldatin in Füssen und seit März führt sie die Sportausbildung für ihre Kameradinnen und Kameraden durch. „Im Zivilen habe ich die B-Trainerlizenz und den Athletiktrainer gemacht.“ Keine leichte Aufgabe, da sie sich doch den Respekt ihrer Kameraden mit Leistung verdienen muss. Mit ein Grund, weshalb Viktoria kürzlich beim Military Fitness Cup (MilFit) teilnahm. „Damit zeige ich den Jungs, dass ich mich auch selbst herausfordere und sie sehen, dass ich das ausbilden kann.“ Besonders als Frau müsse man sich bei der BW immer beweisen. „Deshalb ist es so wichtig als Frau präsent zu sein.“

Für sie ist der Wille, leistungsbereit zu sein eine grundlegende Eigenschaft, die Soldatinnen und Soldaten mitbringen sollten. 110 Männer kämpften bei dem Wettkampf um den Sieg, aber nur 35 Frauen. „Das ist schade. Frauen haben häufig Angst davor, sich mit Männern zu duellieren.“ Viktoria berichtet, dass sie häufig von Frauen nach ihren Trainingsmethoden gefragt wird.

Wenn sie jedoch rät, auch in den Kraftraum zu gehen, würden die meisten noch zurückschrecken. „Sie denken, Männer würden sie belächeln oder sogar auslachen. Das ist vollkommen falsch.“ Zudem mache Kraftsport nicht nur körperlich stark. Die Psyche profitiere enorm davon.

Die Teilnahme beim MilFit Cup stand für Viktoria im Vordergrund, sie landete jedoch auf dem zweiten Platz. Dort werden Teilnehmer in verschiedenen Wettkämpfen in Bezug auf ihre körperliche, geistige und militärische Leistungsfähigkeit gefordert. „Es werden sozusagen die Bewegungen im Gefechtsfeld dargestellt. Dazu gehört Gleiten, Hangeln, Kriechen, Sprinten, Gewichte stemmen oder auch einen verwundeten Kameraden tragen.“ – Selbstverständlich in Uniform, mit Helm und teilweise mit einer 15 Kilogramm schweren Weste. Dabei haben die Frauen exakt dieselben Gewichte, Distanzen und Hindernisse zu bewältigen.

Jetzt hat die junge Soldatin Blut geleckt: „Die ersten drei sind im nächsten Jahr automatisch eingeladen.“ Dann möchte sie dabei sein und den Titel „Fitteste Soldatin der Bundeswehr“ holen. Doch auch, um die Leute wiederzusehen. „Das Schöne ist, dass wir uns gegenseitig motivieren. Wir unterstützen uns und möchten auch, dass der andere besser wird.“ Der Sport verbinde und dieses kameradschaftliche Miteinander genieße sie sehr.

Von der BW abgesehen, möchte Viktoria allen Frauen etwas mitgeben: „Fangt an. Trainiert und kümmert euch um eure Fitness. Es ist schön, zu wissen, dass man leistungsstark ist. Auch das Selbstbewusstsein wird besser.“ Sie sollen keine Angst davor haben und beginnen, an ihrer Fitness zu arbeiten. Einfach jeder wird merken, dass mit dem Stolz auf die eigenen Leistungen auch die Ausstrahlung besser, positiver wird. „Man gewinnt ein besseres Verhältnis zum eigenen Körper. Das ist attraktiv und tut gut.“ Und mit jedem Training traut Frau sich etwas mehr zu und beginnt, sich selbst in einem besseren Licht zu betrachten.

Info:
Die Bundeswehrmedien werden in ihrer Berichterstattung künftig auf die Nennung von Nachnamen verzichten. Dies dient dem Schutz der Persönlichkeitsrechte der Bundeswehrangehörigen und der Sicherheit ihrer Familien. Grund für den Schritt sind Drohungen gegen Soldatinnen und Soldaten, die sich in der Vergangenheit freiwillig für die Berichterstattung in den Bundeswehrmedien zur Verfügung gestellt hatten. In mindestens einem Fall kam es auch zu einem Identitätsdiebstahl. Deshalb hat das Verteidigungsministerium zum Schutz des Personals im Sinne der operativen Sicherheit angewiesen, auf die Nennung von Protagonistinnen und Protagonisten in der Informationsarbeit zu verzichten.

Text: Selma Hegenbarth · Fotos: privat

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