KulturLeben

Ein Forum für die Kunst

Die Galerie „Augenblick“ in Tannheim feiert heuer ihren 20. Geburtstag

„Gelebte Zeit“ lautete der Titel einer der jüngsten Ausstellungen in der Galerie „Augenblick“ in Tannheim, die heuer 20 Jahre alt wird und damit auch schon eine geraume Zeitspanne hinter sich und dabei vielen Menschen Kunst aus verschiedenen Perspektiven näher gebracht hat. Dies wurde denn auch bei der von Mitte bis Ende Juni präsentierten Ausstellung der Werke von der im vergangenen Jahr gestorbenen Barbara Perras und ihres Mannes Hubert deutlich. Standen dabei doch in interessanter Weise die Gemälde von Barbara Perras den Skulpturen von Hubert Perras gegenüber, zu denen sie aber gleichzeitig eine Brücke schlugen.

Genau das oder Ähnliches passiert daher auch in der mitten in dem kleinen Ort im Außerfern gegenüber der Pfarrkirche St. Nikolaus gelegenen Galerie „Augenblick“ immer wieder. So können die Besucher dort rund fünf-, sechsmal im Jahr die manchmal sehr unterschiedlichen Werke von KünstlerInnen in Augenschein nehmen, während die Galerie zumindest in ihrem Innern selbst schon häufig die Blicke des Ausstellungspublikums auf sich zieht. Demzufolge strahlt das Interieur des sorgfältig und liebevoll restaurierten Frühmesserhauses von 1695 mit seinen unverputzten hölzernen Wänden und mächtigen Balken, gediegenen Decken sowie Böden, ebenfalls alles aus Holz, einen herzhaft unkomplizierten Charme einer guten Stube aus, wie sie oft auch in alten Außerferner Bauernhäusern zu finden ist.

Diese gewisse Naturverbundenheit des Ausstellungshauses hat damit auch den gut 100 Expositionen, die die Leiterin des Hauses, Veronika Kunz-Radolf, bisher organisiert hat, ihren unverwechselbaren Charakter verliehen. Allerdings verändern die Ausstellungen aber auch die Wahrnehmung der Räumlichkeiten in der Galerie, deren anregende Atmosphäre die Besucher schließlich dazu einladen soll, miteinander und dabei möglichst über Kunst ins Gespräch zu kommen, wie sich das Kunz-Radolf wünscht.

Die 72-Jährige hat sich schließlich schon seit langem ganz und gar der Kunst verschrieben und so hat die gelernte Buchhändlerin vor 20 Jahren denn auch mit ihrem Ex-Ehemann Hartmut Kunz sowie dem „begnadeten Holzkünstler“ Josef Müller die Galerie „Augenblick“ gegründet. „Kunst macht mir einfach Spaß und ist, simpel gesprochen, in meinem Kopf und Herz meine Aufgabe“, unterstreicht die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen dementsprechend ihre große Leidenschaft.

Die Gründung der Galerie war dabei „unser Kind“, gibt Kunz-Radolf sozusagen klar zu verstehen, wie viel Herzblut nicht nur von ihr, sondern auch von ihrem verstorbenen Mann sowie Müller in dem Ausstellungsort steckt. Dieser werde indes auch von Touristen „gut angenommen“, die sommers wie winters das Tannheimer Tal besuchen, während bei den Einheimischen laut Kunz-Radolf vor allem die einmal im Jahr stattfindende Ausstellung von Hobbyfotographen „der Renner“ ist. Die meisten Besucher beeindruckt dabei immer wieder die besondere Atmosphäre der Galerie, von der viele „sehr positiv überrascht“ seien.

Das gilt in ähnlicher Weise auch für die überwiegende Mehrzahl der KünstlerInnen, denen Kunz-Radolf zwei Jahrzehnte lang ein Forum für ihre Werke geboten hat. Und während sie das schließlich weiterhin voller Enthusiasmus tun dürfte, freut sich die 1970 aus der Steiermark nach Tirol gezogene Frau, die man in der Öffentlichkeit immer mit einem Hut auf dem Kopf sieht, heuer denn auch ganz besonders auf die „schöne Weihnachtsausstellung“. Sie soll dabei nicht unbedingt sehr im Zeichen des nahenden Wiegenfests Jesu Christi, sondern vielmehr einer großen Feier anlässlich des Geburtstags der Galerie „Augenblick“ stehen, der „eigentlich im November vor 20 Jahren“ war.

Am 16. Dezember wird so die Ausstellung „Da capo“ feierlich eröffnet, bei der nicht zuletzt auch jenen sieben KünstlerInnen die Reverenz erwiesen werden soll, die 2003 den Auftakt zu einer langen Reihe von Expositionen zahlreicher Frauen und Männer gemacht haben, die bis dato in Tannheim ihre Werke in unterschiedlichen Perspektiven präsentiert haben. Dann ist die Galerie „Augenblick“ laut Kunz-Radolf wieder wie „immer, wenn Ausstellungen sind“, rund drei Wochen lang mittwochs bis sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Text: Alexander Berndt · Fotos: Tourismusverband Tannheimer Tal / Achim Meurer

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