KulturLeben

Eine kleine Nachtmusik in Hohenschwangau

Ob Wolfgang Amadeus Mozarts vielleicht berühmtestes Werk von 1787, die Serenade „Eine kleine Nachtmusik“, auch am bayerischen Hof gespielt wurde, ist nicht bekannt. Sicher hingegen ist, dass sich die „Serenade“ – also instrumentale Huldigungsmusik, die in den Abendstunden an den europäischen Höfen, häufig im Freien, gespielt wurde, größter Beliebtheit erfreute und diese Serenaden damit gewiss auch in Bayern stattfanden.

Dass die Mitglieder des Hauses Wittelsbach sehr an Musik interessiert waren, das wissen wir spätestens seit der Freundschaft König Ludwigs II. mit Richard Wagner. Bei dessen Aufenthalten in Hohenschwangau wurde wohl ganztägig musiziert, aber besonders gut gefiel Ludwig II. die Präsentation des „Lohengrin“ am Ufer des Alpsees, mit musikalischer Untermalung und künstlicher Beleuchtung. Ludwigs eigene Begabung diesbezüglich hielt sich hingegen in Grenzen.

Die kreative Ausbildung war zwar fester Bestandteil des höfischen Bildungsprogrammes, war aber nicht immer erfolgreich. Neben Zeichnen, in dem Ludwig II. sehr begabt war, gehörte dazu auch das Erlernen eines Instrumentes. Im Falle der königlichen Prinzen Ludwig und seines Bruders Otto, späterer König Otto I., war es das Klavierspielen. Trotz der Begeisterung Ludwigs für die Musik war sein Bruder hier erfolgreicher und schaffte es sogar, den „Pilgerchor“ aus Ludwigs Lieblings-Wagner-Oper Tannhäuser für den älteren zu spielen.

Selbstverständlich war Wagner nicht der einzige Künstler, der Zugang zum Königshaus hatte, nicht einmal zur selben Zeit. Auch Franz Graf von Pocci, der seine Karriere schlussendlich als „Kasperl Graf“ machte, hatte diese schon sehr viel früher begonnen. Bereits 1847 wurde Pocci unter König Ludwig I. Hofmusikintendant und diente insgesamt drei bayerischen Königen. Pocci ist zwar auch heute noch eher für seine Marionettentheater-Stücke und Karikaturen bekannt, er schrieb aber auch unzählige Geschichten, Gedichte und Kinderlieder. Die Melodie des noch heute beliebten Liedes „Wenn ich ein Vöglein wär“ beispielsweise, stammt aus seiner Feder.

Keine Melodie, aber dennoch eine Serenade, lieferte der Münchener Maler Carl Spitzweg um 1856. Diese wiederum wurde 1864 von Adolf Friedrich Graf von Schack käuflich erworben und 1867 auf der Pariser Weltausstellung, die auch König Ludwig II. besuchte, präsentiert. Eine weitere Verbindung zum Königshaus findet sich auch in den dargestellten Personen des Bildes, das eigentlich „Das spanische Ständchen“ heißt und eine Serenade aus dem „Barbier von Sevilla“ zeigt. Zwei der dargestellten Musiker bestehen nämlich aus dem engsten familiären Umfeld des Malers und waren als Solisten der bayerischen Hofkappelle angestellt.

Die modernste und gleichzeitig eine der bekanntesten Serenaden ist wohl die 1951 von Ronald Binge komponierte „Elisabethserenade“, gewidmet keiner Geringeren, als der ehemaligen britischen Königin. Diese Serenade wurde auch als Filmmusik für den Film „Die Försterchristel“ aus dem Jahr 1962 verwendet, einer Verwechslungskomödie um Kaiser Franz Joseph I. von Habsburg, aber das ginge nun wirklich zu weit…

Königliche Konzerte und Serenaden dürfen Sie in Hohenschwangau in diesem Sommer auch ohne persönliche Verbindung zu den bayerischen Königen, aber in königlichem Ambiente genießen.

22. Juli 2023, 19.30 Uhr in Hohenschwangau
Am Alpsee vor der „Alpenrose“
Eintritt frei!

Ein Konzert mit jazzigen, bekannten italienischen Liedern

2016 wurde sie zum ersten Mal, und das mit großem Anklang, durchgeführt. Dieses Jahr findet die SEErenade am Samstag, 22. Juli, um 19.30 Uhr statt. Die Besucher können sich auf ein jazziges Konzert mit bekannten italienischen Liedern, dargeboten von Sandra Dell‘Anna & Salvo La Ferrera, freuen. Es werden alle herzlich dazu eingeladen, Picknickdecke und Korb einzupacken und an den Alpsee nach Hohenschwangau zu kommen. Wer die SEErenade vom See aus hören möchte, kann sich ein Boot mieten. Die Akustik ist gut, denn das Wasser trägt den Klang.

Foto: Sandra Dell‘ Anna

INFO:
Die SEErenade beginnt um 19.30 Uhr, vor der „Alpenrose“ am Alpsee in Hohenschwangau. Der Eintritt ist frei!
Die Veranstaltung findet nur bei guter Witterung statt. Falls es regnen sollte, sind zwei Ausweichtermine vorgesehen: Donnerstag, 27. Juli, oder Donnerstag, 10. August 2023.

Die „Alpenrose“ ist geöffnet und bietet allerlei Kulinarisches an. Eine Platzreservierung ist nicht möglich.

Text: Kulturvermittlerin Louise H. Meinicke · Fotos: Hubert Riegger

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