KulturLeben

Die Geierwally

„Anna war eine außerordentlich starke Persönlichkeit und trotzdem sehr einfühlsam. Ich genieße es sehr, diese Rolle spielen zu dürfen.“

Wird auf der „Geierwally Freilichtbühne“ eine Eigenproduktion geboten, strömen Jahr für Jahr zahlreiche Besucher nach Elbigenalp. Sicher auch, da die Bühne, direkt in markanten und rohen Felsen der Bernhardstalschlucht gebaut, eine imposante und beeindruckende Kulisse für die Inszenierungen bildet. Mehr aber noch überzeugt hier immer wieder ein Team, das sich größtenteils aus Laienschauspielern zusammensetzt. Gewidmet ist die Kulturstätte seit jeher der Künstlerin Anna Stainer-Knittel, die mit ihrem bekannten Adlerbild den Mythos der Geierwally begründete. Das von Felix Mitterer eigens für diese Bühne geschriebene Stück „Die Geierwally“ wurde hier vor 30 Jahren uraufgeführt. Mit der Premiere am 8. Juli kehrt „die Wally“ zum vierten Mal ins Lechtal zurück.

Für die neueste Adaption des Stückes holte Bernhard Wolf, künstlerischer Leiter der „Geierwally Freilichtbühne“, die Regisseurin und Schauspielerin Elke Hartmann ins Boot. Mit der gebürtigen Wienerin hat zum ersten Mal eine Frau die Spielleitung übernommen und auf ihren Wunsch hin wird die Wally heuer eine selbstbewusste, stolze und durchsetzungsfähige Frau. Sie wird taffer, wilder und – jünger. Im echten Leben heißt sie Hannah Scheidle, ist 23 Jahre jung und würde sich selbst als starke und emanzipierte Vertreterin ihres Geschlechts bezeichnen.

Als Elfjährige stand die Tirolerin zum ersten Mal auf der Bühne. Zum siebten Mal ist sie dieses Jahr auf der Freilichtbühne dabei. „Es gefällt mir sehr, Menschen zu unterhalten. Ich muss aber auch sagen: Die Zusammenarbeit mit den Schauspielkollegen hier in Elbigenalp ist einfach grandios.“ Dass mit Elke Hartmann eine Frau im Regiestuhl sitzt, finde sie definitiv gut. „Ich kann mir zwar kein Urteil darüber bilden, was besser ist. Elke bringt aber sehr viel Schwung rein und ich bin froh, dass sie uns immer wieder andere Perspektiven aufzeigt.“

Diese Hauptfigur spielen zu dürfen, sei eine große Ehre. Angst aber hatte Scheidle nicht: „Anna war eine außerordentlich starke Persönlichkeit und trotzdem sehr einfühlsam. Ich genieße es sehr, diese Rolle spielen zu dürfen.“ Texte auswendig zu lernen, fällt der 23-Jährigen nicht schwer: „Ich habe da sozusagen ein fotografisches Gedächtnis.“ Dass die Geierwally an der steilen Wand klettert, um das Adlerjunge aus dem Nest zu holen, ist für Scheidle kein Problem. Die schlanke junge Frau mit langen braunen Haaren liebt ihre Heimat, geht gerne wandern und kommt mit der Höhe sehr gut klar. Fans der Freilichtbühne kennen sie möglicherweise von der Liebesgeschichte „Lechufer, Anno 1800“, die hier am 7. Juli 2018 Premiere feierte.

Hannah Scheidle und das gesamte Team der „Geierwally Freilichtbühne“ lassen einen weiteren Sommer lang das Andenken an die in Elbigenalp im Lechtal geborene Anna Stainer-Knittel (1841-1915) aufleben. Eine Erinnerung an die mutige Tochter eines Tiroler Büchsenmachers, die an einer steilen Felswand hängend einen Adlerhorst ausnahm, als es keiner der Männer wagte. Eine junge Frau und Künstlerin, die sich über die Konventionen ihrer Zeit hinweg setzte und in der Figur der Geierwally unsterblich wurde.

TERMINE

PREMIERE: 8. Juli 2023

JULI
FR 14. | SA 15.
FR 21. | SA 22. | So 23.
FR 28. | SA 29. | So 30.

AUGUST
FR 04. | SA 05. | So 06.
FR 11. | SA 12. | So 13.
FR 18. | SA 19.
INFO & KARTEN

www.geierwally.at

Text: Selma Hegenbarth · Foto: Arnold Weißenbach

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"