Essen & TrinkenLeben

Algen – grünes „Superfood“

Alles stammt irgendwie aus dem Meer, selbst unsere ganz frühen Ursprünge kommen daher, und natürlich auch die Algen. Sie ernähren sich unter anderem von Sonnenlicht, Kohlendioxid aus der Atmosphäre und den Mineralien aus dem Wasser und wie Pflanzen können sie daraus aufgrund ihres Chlorophyllgehaltes (grüner Farbstoff) aus diesen drei Nährstoffen etwas Neues, wie zum Beispiel Zucker, durch Umwandlung herstellen.

Das ist ein relativ komplizierter chemischer Prozess, den man Photosynthese nennt und bei dem, sehr wichtig, Sauerstoff freigesetzt wird – die Grundlage allen Lebens hier auf Erden. Nicht weniger als 90 Prozent der globalen Sauerstoffproduktion findet über Algen statt. Es gibt circa 30.000 verschiedene Algenarten, man unterscheidet sie in Makro- und Mikroalgen. Die Makroalgen bezeichnet man auch gerne als Meeresgemüse.

Sehr viele dieser Algen haben etliche positive Eigenschaften, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Sie führen Ihrem Körper eine Vielzahl bioaktiver, leicht verfügbarer Vitalstoffe in konzentrierter Form zu. Insbesondere der hohe Anteil an Folsäure, Vitamin B zwölf, sowie an leicht verwertbarem Eisen ist echt bemerkenswert. Ihr hoher Basenanteil unterstützt den Körper effektiv beim Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts. Der massive Chlorophyllgehalt erhöht den Sauerstoff im Blut. Die enzymatische Aktivität unterstützt den gesamten Stoffwechsel.

Dem Phycocyanin, einem blauen Farbstoff in bestimmten Algen, wird eine besonders immunfördernde Wirkung zugeschrieben. Mikroalgen wie Chlorella oder Spirulina enthalten nur sehr wenig, bis gar kein Jod. Wichtig für Schilddrüsenpatienten! Sie haben eine sehr starke antioxidative Wirkung auf den Organismus, da sie eine Fülle an schützenden Substanzen anbieten. Eine wesentliche Besonderheit bestimmter Mikroalgen ist ihre ausleitende Eigenschaft.

Einige dieser Algen möchte ich Ihnen etwas näher bringen, alle 30.000 schaffe ich wohl eher nicht… Als erstes möchte ich Ihnen die Chlorella-Alge (Chlorella vulgaris) vorstellen. Sie ist eine besondere Form der Süßwasseralgen. In der Naturheilkunde wird sie häufig als Nahrungsergänzungsmittel verwendet, da sie außergewöhnlich vitalstoffreich ist und so bei vielen Mangelerscheinungen zum Einsatz kommen kann. Sie bietet sowohl essentielle Amino- als auch Fettsäuren. Beide Stoffe kann der Körper nicht selbst aufbauen, deshalb müssen sie mit der Nahrung aufgenommen werden.

Essentielle Fettsäuren reinigen unsere Gefäße und schützen so vor Verkalkungen. So kann die Chlorella-Alge dazu beitragen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, hohem Blutdruck oder erhöhten Cholesterinwerten vorzubeugen. Daneben sind aber auch jede Menge Vitamine, gerade der B-Gruppe, Mineralien wie Calcium, Magnesium, Eisen und Zink enthalten. Besonders reich ist sie zusätzlich an Beta-Carotin und Vitamin C.

Neben all diesen Inhaltsstoffen besticht diese Alge durch ihren hohen Anteil an Chlorophyll, auch unter dem Namen Blattgrün bekannt. Zugegebenerweise hat sie keine Blätter, hat ja wirklich nur wenige Mikrometer Durchmesser, aber dafür eine ganz schöne intensiv grüne Farbe! Was kann denn nun Chlorophyll? Es wirkt sich sehr positiv auf die Darmtätigkeit aus und schützt gleichzeitig die Zellwände vor Oxidationsschäden. Und noch ein toller Effekt: es wirkt ganz prima zur Verminderung von Mund- und Körpergeruch, indem es Geruchsstoffe im Körper neutralisiert und über die Haut wieder abgibt. Also ohne schlechtes Gewissen ran an den Knoblauch oder Ähnliches!

Gibt es als hochdosierte Dragees. Bekannt geworden ist Chlorella besonders durch ihre hervorragende Entgiftungsfunktion. Sie ist aus mehreren Cellulose-Schichten aufgebaut und kann dadurch verschiedenste Schadstoffe absorbieren. Diese werden gebunden und in der Alge eingeschlossen. Da sich die Schadstoffe nicht mehr aus dieser Bindung lösen können, werden sie später aus dem Körper ausgeschieden. Eine gewisse Berühmtheit hat Chlorella in diesem Zusammenhang mit der Quecksilberbelastung des Körpers durch Amalgam-Füllungen erlangt. Hier lassen sich wirklich respektable Ergebnisse nachweisen. Als Pulver oder Tabletten erhältlich.

Eine weitere sehr bekannte Alge ist Spirulina (Spirulina platensis). Diese Mikroalge zählt zu den sog. „Blaualgen“, einer Cyanobakterienart, die als „Superfood“ und Nahrungs – Ergänzungsmittel weltweit in eigenen Farmen gezüchtet wird. Sie enthält eine erstaunliche Menge an Beta-Carotinoiden, die schon wie erwähnt, als wirksamer Zellschutz gelten.

Unsere Zellen verständigen sich normalerweise untereinander durch Signale und Botenstoffe. Unterbleibt diese Kommunikation, das heißt es läuft irgendetwas schief, zum Beispiel krebserregende Stoffe sind in den Körper eingedrungen und hemmen das gesunde Zellgefüge, können Carotinoide den notwendigen Informationsaustausch der Zellen wieder in Gang setzen, indem sie einen bestimmten Eiweißstoff wieder aktivieren. Spirulina ist ebenfalls reich an Chlorophyll unter anderem zur Förderung der Blutbildung, sowie Selen, das die Entgiftung des Organismus unterstützt – wichtig bei allgemeinen Umweltbelastungen.

Geschichtliches am Rande: Obwohl Spirulina bereits im Jahre 1827 von dem deutschen Algenspezialisten Deuben im afrikanischen Tschadsee entdeckt wurde und ihren wissenschaftlichen Namen erhielt, rückten Mikroalgen in unseren Breiten erst wieder ins Blickfeld, als während des I. Weltkriegs Wissenschaftler von Kaiser Wilhelm II. beauftragt wurden, neue Nahrungsquellen zu erschließen. Doch bevor hier etwas wirklich in die Gänge kam, war der Krieg verloren und das Projekt verschwand in der Schublade. Es dauerte bis Ende der 1960-er Jahre, bis der japanische Mikrobiologe Nakamura dem Ganzen wieder Schwung gab. In Japan spielt Spirulina nicht nur eine wichtige Rolle bei der Ernährung, sondern auch die berühmten Koi-Karpfen werden dadurch viel gesünder und farbenfroher! Ganz wichtig…

So, nun kommen wir zu den Makroalgen, also zu denen, die man richtig „beißen“ kann. Es gibt viele essenswerte Algenarten, aber ich möchte Ihnen diesmal etwas vorstellen, das sicher die wenigsten von Ihnen kennen. Es ist der Queller (Salicornia europaea), auch Meeresspargel oder Salzkraut genannt. Der Queller gehört wie Mangold oder Spinat zur Familie der Hahnenfußgewächse, nur hat er sich wirklich ganz spezielle Standplätze ausgesucht, denn er schützt als Pionierpflanze die Meeresküsten und befestigt Überflutungsbereiche, wie zum Beispiel im Norddeutschen Wattenmeer. Hier darf er allerdings nicht geerntet werden, da er dort unter Naturschutz steht.

Aber man kann ihn trotzdem erwerben. Speziell in Frankreich wird er unter dem Namen Salicornes in Gewächshäusern kultiviert und kommt so in den Handel. Neugierig wie ich bin, habe ich mir ein Glas bestellt. Die eingelegten Spitzen sehen wirklich aus wie Miniaturspargel, schmecken allerdings recht anders. Der Geschmack ist leicht salzig und pfeffrig und so passt der Queller leicht gedünstet wunderbar zu Fisch und Meeresfrüchten, aber auch in einem Salat, roh oder blanchiert. Er ist unter anderem mit Tomaten oder Käse ein wahrer Genuss. Wem er zu salzig sein sollte, einfach gut wässern. Ein Geheimtipp soll wohl auch sein, ihn statt grüner Bohnen zu Lamm zu reichen. Leider noch nicht probiert!

Der Meeresspargel reichert nicht nur Salz an, er ist außerdem reich an Magnesium, Calcium, Eisen und Zink, hat aber einen relativ hohen Jodgehalt. Deshalb Vorsicht bei Schilddrüsen-Erkrankungen, lieber auf Nummer sicher gehen, obwohl wir ja gerade in Bayern durchaus ein Jodmangelgebiet sind, beziehungsweise waren.

Eigentlich bin ich mir sicher, dass Algen absolut die Nahrungsmittel der Zukunft sein könnten, die Forschung wird da sicher noch viel bringen und Sie müssen sich halt auch mal selbst auf die „netten grünen kleinen Kerle“ einlassen, Sie werden es sicher nicht bereuen!

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"