Kolumne

Danke Dietmar

Ach, übrigens …

„Dietmar! Dat jitt et doch nit, wat dat für Schweine hier sin! Der janze Mülll im Einkaufswagen!“
Ich stehe vor dem Supermarkt und bin gerade dabei, mir einen Einkaufswagen zu ziehen, als die Dame neben mir auf einmal stinksauer wird…
Ende 60, toupierte Haare, große rote Ohrklipps, den passenden Lippenstift, die Brille auf der Nasenspitze und eine wirklich grantige Miene – Ich bin irgendwie eingeschüchtert. Besser, ich versenke still und leise meinen Chip im Schlitz des Einkaufwagens und rangiere mich schnell und ohne weitere Vorkommnisse an der Dame, Ditmar und dem Wagen vorbei. Aber eigentlich hätte ich schon gerne etwas gesagt. Bloß was? Da wollten doch nur zwei rüstige, sicherlich optimistische, vielleicht auch etwas hungrige Urlauber einen für sie fremden Supermarkt bezwingen und dann so etwas!

Hätte ich den Beiden aus reiner Gastfreundschaft und Mitgefühl für ihre missliche Lage meinen Wagen anbieten sollen? Oder hätte ich eine Tüte für den Müll besorgen sollen? Desinfektionstücher? Einen neuen Einkaufschip? Oder hätte ich ihnen einfach nur beipflichten und mit ihnen mitschimpfen sollen? Ich wusste es einfach nicht. Aber was ich wusste war, dass ich definitiv kein Sündenbock für irgendeinen Saubären da draußen sein wollte. Die Dame schien mir nach ihrem lautstarken Ausraster nämlich wenig konfrontationsmüde, introvertiert oder scheu. Sofern ich das jedenfalls nach der kleinen Gefühlseinlage über den hygienischen Zustand ihres Einkaufwagens beurteilen konnte. Deswegen entschied ich mich spontan für Möglichkeit B, die besagte, unversehrt dem „Zorn des Khan“, oder in diesem Falle „Zorn des Dietmar und Frau“ zu entkommen.

Es ist mir nicht gelungen. Meine Neugierde hat mich bezwungen. Ich war schon fast an den Beiden vorbei, als mir plötzlich Stielaugen gewachsen sind. Große, gaffende Stielaugen, mit direktem Blick auf das Wageninnere. Und dann ist es passiert, mir ist einfach ein leises  „Pfff“ rausgerutscht. „Wat heißt he Pfff? Habt ehr he unge en Müllproblem?“

Also ich habe mir einen wirklich ekligen, stinkenden und bis zum Anschlag zugemüllten Wagen vorgestellt, dass ich sogar pro forma  beim Vorbeigehen die Luft angehalten habe. Aber da waren nur ein paar alte Kassenzettel ihrer Vorgänger im Wagen zu sehen. Sonst nix. Und nein, ich würde das kein Müllproblem nennen, eher das „Kassenzettelphänomen“. Nach dem Einkaufen ja nichts im Wagen zurücklassen, außer eben den Kassenzettel, bestimmt auch in Köln!
„Minsch Helga, isch mache dat doch och. Kumm jetzt!“
„Wat machst do!?“
Ich bin jedenfalls weg, danke Dietmar!

Herzlichst, V. Ademi

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