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Der Füssener Gürtelmacher in München

Thomas Wilhelm Beckert mit neuen Ideen

Füssen. Seit einem Jahr ist Thomas Beckert in München. Sein kleines Geschäft am Sendlinger Tor ist eine Rarität, ein kleines Schmuckstück. In München scheint Becki, wie er von den Füssenern genannt wird, gut anzukommen. Sie lieben seine Accessoires, die ausgefallenen Designerstücke wie Gürtel, Taschen, Jacken, Hosen … sie sind Unikate wie der Designer selbst, der mit seinem Shabby Chic, ein Mix aus Eleganz, Retro und verstaubter Noblesse, seinen eigenen Stil kreiert hat. Füssen aktuell traf sich mit Becki und wollte wissen, wie es ihm in München geht und wann seine nächste Modenschau geplant ist.

Seit einem Jahr sind Sie mit Ihrem neuen Geschäft am Sendlinger Tor in München. Haben Sie es sich so vorgestellt? Nein, nicht ganz so, ein wenig anders. Aber ich kann mich nicht beklagen. Die Leute, die mein Atelier sehen, sind begeistert, allen voran vom Handwerk. Es gefällt ihnen sehr gut.

Das heißt Sie haben es nicht bereut, dass Sie in Bayerns Hauptstadt gezogen sind? Nicht unbedingt. In meinem Atelier habe ich exclusive Sachen, die einfach teurer sind. Da ist leider, oder sagen wir momentan, noch kein Publium dafür da. Es braucht noch einige Jahre, um in München bekannter zu werden. Ich hoffe, dass ich jetzt mit einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung auf mich aufmerksam machen kann. Darin geht es um mich und meine Arbeit.  Ich möchte gerne die Münchner ansprechen, die auf exclusive und extravagante Dinge stehen und auch Geld dafür ausgeben. Vielleicht schaffe ich es, sie mit meiner Modenschau zu begeistern.

Haben Sie einen konkreten Zeitpunkt, wann die Modenschau stattfinden soll? Ich entwerfe zur Zeit sehr viel und es kostet unwahscheinlich viel Zeit. Ich hoffe, dass ich im Herbst 2011 meine erste Modenschau in München präsentieren kann und das mit einer tollen, neuen Kollektion.

Gibt es schon eine Lokation dafür? Im Gespräch ist das 8 Seasons in der Sonnenstraße.

Wie sieht Ihre neue Kollektion aus? Erst einmal trachtig. Ich möchte den Münchnern einen neuen unverwechselbaren Trachtenstyle zeigen.

Wie sieht dieser Trachtenstyle aus? Es ist viel Fell und Samt dabei. Die Sachen sehen urig aus und jedes ist ein Unikat. In München ist in diesem Bereich ein großes Potenzial da. Zur Zeit designe ich neue Taschen und Accessoires. Thema ist Bayern und der Mythos „der Schmid vom Kochel“. Ich will ein Thema haben, das auch für den Münchner authentisch ist. Ein anderes Thema ist Textildesign mit Rost.

Das hört sich sehr schräg an. Wird man das tragen können? Na klar. Ein Freund von mir ist Künstler. Er macht aus Rost Kunst. Jetzt haben wir mit Metallgranulat Leinen rosten lassen. Aus diesem rostigen Leinen designen wir nun Overalls.  Das schaut richtig abgefahren aus. Ein paar Sachen werden sicherlich auch auf der Herbstmodenschau gezeigt werden.

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p align=“left“>Wer kann solche Overalls tragen? Jeder der will, sowohl Frauen als auch Männer.

Letztes Jahr haben viele Füssener auf Ihrer Modenschau gewartet, die leider nicht stattfand. Sie planen eine Modenschau für München, was ist mit Füssen? Ich muss mich momentan auf München konzentrieren. Und da eine professionelle Modenschau viel Geld kostet wird sie erst einmal nur in München präsentiert werden. Wenn ich die Möglichkeit habe, in Füssen meine Kollektion zu zeigen, dann brauche ich ein passendes Ambiente dafür. Das Festspielhaus wäre ideal dafür, eventuell im Rahmen einer Clubnacht.

Vermissen Sie Füssen? Eigentlich nicht, weil ich am Wochenende immer in Füssen bin. München kann ich genießen. Wenn man dort ein Geschäft hat, lernt man automatisch viele interessante Menschen kennen. Ich freue mich schon sehr auf das Frühjahr, weil ich dann Rollerbladen und in den Biergarten gehen kann. München hat eine echte Bierkultur. Jeder geht in den Biergarten. Der Winter ist in München schrecklich, da ist Füssen mit seiner Landschaft einfach herrlich. Aber man kann ja nicht alles haben. Ich bin ja in München, um etwas aufzubauen.

Sie haben gesagt, dass Sie sich freuen, wenn Sie Füssener in München besuchen? Ja, ich freue mich wirklich sehr. Ich freue mich, wenn die Allgäuer mein Geschäft am Sendlinger Tor in München besuchen. Sie können meine neuen Hirschlederhosen sehen. Es ist alles Handarbeit, die mir der Trachtenschneider Auhorn aus Prem beigebracht hat. Er hat mir die hohe Kunst der Säcklerei gezeigt.

Es findet wieder eine schöne Veranstaltung von Ihnen statt. Zum zweiten Mal Schloß Dracula. Ja. Letztes Jahr war die Veranstaltung erfolgreich. Die Leute haben sich bei der Verkleidung echt Mühe gegeben. Die Atmosphäre hat gepasst, es war eine tolle Party. Ich hoffe, dass auch dieses Jahr viele kommen werden – natürlich verkleidet.

Sie lieben die Extravaganz? Nein, das kann man nicht so sagen. Ich mag das Außerordentliche. Ich kann aber auch sehr bodenständig und traditionell sein. Mir gefällt es, wenn jemand seinen eigenen Stil hat, seine persönliche Meinung vertritt. Auf Langeweile trifft man überall, deswegen finde ich es gut, wenn man Farbe in den Alltag oder in die Nacht bringt – warum also nicht einmal den Besucher auf dem Schloß Dracula spielen? Jeder verkleidet sich gerne, man muss ihm nur den richtigen Anreiz dazu geben. Vielleicht haben wir das nun gemacht.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und vor allem gute Ideen. Danke, das wünsche ich Ihnen auch.

 

Text: Sabina Riegger · Bilder: privat

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