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50 Jahre Autohaus Mendler

„Erfolg besteht aus Leidenschaft, harter Arbeit und den, unbeirrbaren Glauben an die Zielerreichung.“ Dieser Satz von Christian Bischoff lebt die Familie Mendler seit über 80 Jahren. Sie hat es geschafft, die kleine Werkstatt in Schwangau zu einem Top-Unternehmen in Füssen zu machen. Seit 50 Jahren ist das Autohaus Mendler ein starker Partner der BMW-Gruppe. Nicht immer war die Zeit einfach. Doch Voraussicht, gutes Management und hervorragende Mitarbeiter haben BMW Mendler zu dem gemacht, was es heute ist: Ausbildungsbetrieb, Arbeitgeber und ein wirtschaftlicher Faktor für die Region. Angefangen hat alles in Schwangau. Es ist 1930, als Ignaz und Friederike Mendler ihre kleine Reparaturwerkstatt eröffnen. In ihrer ersten Geschäftsanzeige heißt es: „Ich führe sämtliche Reparaturen an Autos, Motor- und Fahrrädern sowie Maschinen prompt und gut aus, bei billigster Berechnung und erlaube mir die verehrte Einwohnerschaft von Schwangau und Umgebung zu bitten, sich bei Bedarf meines Geschäftes zu erinnern.“

Füssen. Es wurde alles repariert, was in die Werkstatt der Mendlers kam. Ob Auto, Fahrrad, landwirtschaftliche oder Haushaltsgeräte, Ignaz Mendler machte keine Unterschiede. Es waren schwere Zeiten und die galt es zu überbrücken. Otto Mendler, Seniorchef des Betriebes, erinnert sich lächelnd an die Zeiten zurück, als er sich mit Freunden auf die Hauptstraße, heute die Füssener Straße, mit ausgebreiteten Armen legte, in den Himmel schaute und vor sich hinträumte. „Es gab weit und breit kein Auto. Wir mussten nicht Angst haben, dass uns jemand überfährt.“ Autos gab es wirklich kaum, genau so wenig wie Männer im Dorf. Es waren die Wirren des 2. Weltkrieges, als alles drunter und drüber ging und keiner wusste, wie es danach weitergehen sollte.

„Mein Vater hatte Ziele, er war ein genügsamer und ruhiger Mann. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals richtig geschimpft hätte“, erzählt Otto Mendler. Vielleicht war es die Geduld, der Ehrgeiz, ein Ziel – vielleicht aber auch alles zusammen, was Ignaz Mendler beflügelte – aus seiner kleinen Werkstatt ein gutgehendes Geschäft zu machen. Wie viele andere auch, musste der Schwangauer nach dem Krieg von Neuem anfangen. Sein Ehrgeiz und sein technisches Können ließen den kleinen Betrieb wachsen.

Ein starker Partner

Der Umbruch kam 1960, als der Vertrag mit BMW in der Wohnküche des Betriebes unterschrieben wurde. Otto Mendler erinnert sich: „Es war schon ein besonderer Tag, ein großer Schritt nach vorne.“ Mit dem neuen Markenauftritt als einziger BMW-Händler im Altlandkreis Füssen begann für Mendler die Zeit der Innovationen und Investitionen. Aus dem kleinen Geschäftshaus in Schwangau entstand in Eigenleistung eine Tiefgarage mit Werkstattaufbau und insgesamt fünf Reparatur-Arbeitsplätzen. Das Wohnzimmer wurde das Büro und aus dem ehemaligen Verkaufsraum entstand die Reparatur-Annahme. Bei den ersten von BMW angelieferten Fahrzeugen handelte es sich um die noch heute legendären Modelle Isetta, BMW 600 und BMW 700. Die ersten Erfolge blieben nicht lange aus und so sah man im Landkreis Füssen schon bald etliche Mendler-Fahrzeuge auf den Straßen rollen.

Die Anzahl der Mitarbeiter wurde von zwischenzeitlich vier auf zehn aufgestockt und das Werkstattgeschäft florierte. Nur vier Jahre später boten die Mendlers ihren Kunden einen zusätzlichen Service an. „Wir unterzeichneten einen weiteren Vertrag überVertrieb und Service von BMW-Motorrädern“, so Otto Mendler. Diese schnittigen Maschinen standen besonders bei den jungen Männern ganz weit oben auf dem Wunschzettel. Wer etwas Besonderes haben wollte, der kaufte BMW, ob nun auf zwei oder vier Rädern war egal. Das Ganze führte dazu, dass das Grundstück und die Räumlichkeiten beizeiten aus allen Nähten platzten. So musste die Firma Mendler im guten Einvernehmen mit ihren Nachbarn auf deren Grundstücke ausweichen, damit sie genügend Stellplätze zur Verfügung hatte.

Otto Mendler war zu diesem Zeitpunkt nicht nur Chef, sondern auch Werkstattleiter, Lagerist, Verkäufer – eben alles, was ein Autohaus an Aufgaben zu bieten hat. Er legte 1965 seine Meisterprüfung für das Kfz-Handwerk ab. In dieser Phase reifte bei Vater Ignaz und Sohn Otto Mendler der Gedanke, einen neuen, größeren und moderneren Betrieb zu bauen. Als Standort konnten sie sich damals nur Schwangau vorstellen. Das blieb Wunschdenken, da es den Beiden nicht gelang einen Bauplatz zu bekommen. Der damalige Bürgermeister von Füssen bot der Firma schließlich einen erschlossenen Bauplatz an, der bis zum heutigen Tag Standort des Autohauses Mendler ist.

Otto Mendler

Es gibt Menschen, bei denen ist es von vorne herein klar, welchen Beruf sie später erlernen – genau wie bei Otto Mendler. Speziell Motorräder hatten es dem jungen Mendler damals angetan. 43 Jahre lang fuhr er die schnellen Zweiräder, bis er mit 58 Jahren aufhörte, weil ihm das Risiko zu groß wurde. Als er mit 14 Jahren im elterlichen Betrieb anfing, war er von seinem Beruf so fasziniert, dass er den ganzen Tag und manchmal auch die halbe Nacht in der Werkstatt verbrachte. „Bis das Auto fertig repariert war, gab es für uns keine Ruhe. Ich war einfach ehrgeizig“, erzählt der heute 77-Jährige. Dieser Ehrgeiz begleitete Otto Mendler die ganzen Jahre. Als sein Freund Fritz Pfeifer mit 16 Jahren den Führerschein bekam, weil er im elterlichen Omnibus-Betrieb helfen musste, wollte auch der junge Lehrling Otto die Fahrerlaubnis haben. Also stellte Mendler einen Antrag bei der Regierung in Augsburg, dem auch stattgegeben wurde. „Meinen Führerschein habe ich auf einen Opel P4 gemacht, ein Vorkriegsmodell“, erinnert er sich lächelnd. Das war 1949. Dass er auch einmal ein schönes Geschäft haben würde, war für den ehrgeizigen Mechaniker völlig klar. „Ich war immer schon erfolgsorientiert und wollte immer mehr als andere. Während meiner Lehrzeit gab es in Füssen einen VW-Betrieb, der neu gebaut worden ist. Das hat mich schon sehr beeindruckt, ich wollte unseren Betrieb auch so weit bringen.“ Jahre später schaffte er es letztendlich, zwar nicht in seinem geliebten Schwangau, aber immerhin nur wenige Kilometer davon entfernt. „Wenn ich es aus heutiger Sicht betrachte, bin ich froh, dass es damals in Schwangau nicht geklappt hat.“

Eine turbulente Zeit

Das Jahr 1973 war für den gebürtigen Schwangauer ein ganz besonderes. „Es war sehr turbulent, sowohl privat als auch geschäftlich.“ Für den damals 40-Jährigen hatte der Tag zu wenig Stunden. „Es gab Leute, die sich dachten: ‚Mensch, der Mendler übernimmt sich. Bei der Krise hält er das nicht lange aus‘“, erzählt Otto Mendler.

Es war die Ölkrise. Die OPEC dreht 1973 den Ölhahn zu, weltweit kommt es zu Engpässen. Die Preise für Treibstoff und Heizöl steigen, die Angst geht um, bald nicht mehr mobil zu sein. Die ersten Tankstellen schließen sonntags, weil es kaum noch Benzin gibt. Am Sonntag, 25. November 1973 kommt das erste Fahrverbot. Fahren darf nur, wer eine Sonderberechtigung hat. „Als der Neubau fertig war, gab es Leute, die uns aufrichtig gratulierten und solche, die uns kondolierten. Ich hatte viele schlaflose Nächte. Mein Vater beruhigte mich immer wieder. Er erzählte mir die Geschichte, als meine Mutter in die Werkstatt kam und fragte, ob denn genug Geld in der Kasse sei, um ein Brot zu kaufen. Er sagte immer: ‚Wir haben Essen, Trinken und ein Zuhause‘“, erinnert sich Mendler und fügt hinzu: „Aus jeder Zeit nimmt man etwas Positives mit, auch wenn man es anfangs gar nicht begreifen will.“

Heute steht das Haus Mendler längst schon auf festem Fundament. Aus dem Hirtenjungen Otto Mendler, der 1945 die Kühe in Horn hütete und dafür 60 Reichsmark für den ganzen Sommer und einen halben Liter Milch pro Tag von den Bauern als Lohn bekam, ist ein angesehener Geschäftsmann geworden. 2004 übergab er das Geschäft an seine Tochter Andrea und Schwiegersohn Erwin Winterholler. Die Geschäftsführung in Füssen und Kaufbeuren übernahm seine Ehefrau Ursula Mendler.

Ursula Mendler

Ursula Mendler ist das Paradebeispiel einer Frau, die sich in einer Männerdomäne nicht nur gut zurecht findet, sondern auch pudelwohl fühlt. Seit 1983 ist sie im Geschäft des Autohauses Mendler tätig. Ihr erster Job war die Reparaturannahme. Hier lernte sie nicht nur den Ablauf dieses wichtigen Servicebereichs, sondern vor allem auch die Kunden kennen. Ob verkaufen oder Probleme lösen, für Ursula Mendler war das nie eine Frage. „Die Arbeit mit Menschen und Autos hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Jeder Tag ist ein anderer“, so die jetzige Geschäftsführerin. Früher hätte sie sich nicht vorstellen können, mal diesen „Job“ auszuüben. So an vorderster Front zu stehen und zu delegieren, war für die heute 60-Jährige nicht mal einen Gedanken wert. Sie war der Typ, der lieber dezent im Hintergrund gearbeitet hat und ihrem Mann den Rücken frei hielt. Jetzt ist es fast umgekehrt. Otto Mendler versucht seiner Frau viele Dinge abzunehmen, die viel Zeit in Anspruch nehmen. „Eine perfekte Symbiose“, zwinkert Otto Mendler seiner Frau liebevoll zu. Seit 27 Jahren sind die beiden verheiratet und arbeiten gemeinsam. Bei manchen Paaren wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, Tag und Nacht zusammen zu sein. Bei Mendlers nicht. „Es hat uns eher gefestigt“, sagen sie.

Ursula Mendlers Tage sind lang. Ab halb Acht in der Früh bis sieben Uhr abends kümmert sie sich um die Belange der Autohäuser in Füssen und Kaufbeuren. 57 Mitarbeiter verlassen sich auf ihr Feingefühl die Geschicke des Geschäftes so zu leiten, dass auch in den kommenden Jahren ihr Arbeitsplatz gesichert ist.

Text: rie · Bild: rie

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