Menschen

Wenn Männer kochen

Viel Begeisterung am Kochherd

Elbigenalp.   Männer und Kochen? Vor zwanzig Jahren noch wäre das unvorstellbar gewesen. Doch seit Jamie Olivier, Tim Mälzer, Lafer & Co im Fernsehen ihren festen Sendeplatz haben, ist Kochen für Männer absolut salonfähig geworden. Auch für die zehn Herren aus dem mittleren Lechtal ist ein Männerkochkurs nichts Ungewöhnliches mehr. Eine Bananen-Chili-Suppe, Rindsgulasch, Lasagne oder Blechkuchen – für die 24 bis 57 Jährigen ist das kein Hexenwerk. dank Heinz Millwitsch, der den Kurs seit mehr als drei Jahren leitet. Kochen ist eine Kunst, das sagte schon Winston Churchill und meinte: „Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“

Pünktlich um 19 Uhr sind sie da, die neun Lechtaler und ein Reuttener, um wieder etwas neues von Heinz Millwitsch zu lernen. Er ist der Chefkoch für seine zwei Kursgruppen, die sich abwechselnd immer mittwochs in der Volksschule Elbigenalp treffen. Doch bevor gekocht wird, werden noch die Hände gewaschen und die schwarzen Koch-Schürzen angezogen. Für den Becherkuchen, der zubereitet werden soll, stehen die Zutaten schon auf dem Tisch: Mehl, Eier, Zucker, Schlagsahne, Zitrone, Butter, Mandelblättchen. Genauso wie die Stars im Fernsehen, gönnen sich auch die Lechtaler Herren ein edles Tröpfchen während des Kochens. Dieses Mal ist es Bier – eben passend zum Gulasch, wie sie lächelnd meinen. Während der eine Zwiebeln schneidet, fettet der andere das Backblech ein. Bei der Bechamel-Sauce brauchen die Männer etwas Hilfe. „Jetzt noch ein Schuss Milch und immer weiter rühren“, heißt die Empfehlung  von Heinz Millwitsch. Dass nicht jeder Kümmel mag, zeigt sich beim Rindergulasch. Hier wird nur kurz überlegt, bevor Mann sich doch noch für das exotische Gewürz entscheidet.

Kochen macht Spaß, sind sich die Lechtaler einig und behaupten, schon einige Hauben bekommen zu haben. Nur wenige Sekunden später holen sie aus dem Schrank tatsächlich weiße Papierhauben und setzen sie auf – keine Frage, die Herren sind in ihrem Element. Es wird gelacht und fachgesimpelt. Lehrer Heinz Millwitsch, der unter anderem auch Informatik, Geographie, Englisch und Berufsorientierung unterrichtet, kocht selbst leidenschaftlich gerne. Für ihn sind die Mittwochabende kein Stress, sondern Spaß. „Es macht mir Freude mit den Männern zu kochen. Sie arbeiten selbstständig und Abspülen ist nie ein Thema. Es funktioniert einfach alles wunderbar“, lobt er die Männer.

Die meisten der Kursteilnehmer kennen sich auch privat. So hat einer den anderen motiviert, bei dem genüsslichen Abend mitzumachen. Gelohnt hat sich der Kochkurs allemal. Schon allein für die eigenen Frauen und Freundinnen zu Hause, die von der Initiative ihrer Männer mehr als begeistert sind. „Dass ich mal freiwillig am Sonntag koche, hätte ich nie gedacht“, so ein Kursteilnehmer. Mittlerweile ist er ein begeisterter Koch. Sonntags steht er gemeinsam mit seiner Frau am Kochherd und zaubert doch das eine oder andere leckere Gericht.  Dass man so einen Kurs vor Freunden und Verwandten nicht verheimlichen kann, haben die Herren schon mitbekommen: „Sobald Freunde und Bekannte erfahren, dass man einen Kochkurs macht, bekommt man plötzlich Kochbücher, Schürzen und auch weitere Kochkurse geschenkt. Es sind Bumerang-Geschenke. Schließlich erwarten sie alle, dass sie irgendwann einmal zum Essen eingeladen werden“, erzählt Michael Hosp. Für den begeisterten Koch ist das kein Problem, schließlich will man ja auch zeigen, was man gelernt hat.
Im Frühjahr geht es mit den Kochkursen wieder weiter. Ob sich die gleiche Gruppe wieder zum Kochen und Genießen treffen wird, ist noch ungewiss. Eins ist jedoch sicher, einen Mangel an guten Köchen wird es im Lechtal sicher nicht geben.

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