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Matthias Wörz und die Liebe zum Handwerk

Reutte/Füssen.    Für die meisten Raumausstatter lohnt sich die Polsterei nicht mehr, da sie sehr zeitaufwendig und kompliziert ist. Deshalb wird bei vielen Raumausstattern gar nicht oder nur sporadisch gepolstert. Die Zeiten, wo noch Schreiner Sitzmöbel anfertigten, sind seltener geworden. Alles ist mittlerweile eine Frage des Geldes geworden. „Möbel, die eine Wertigkeit haben, auch eine persönliche, die werden noch gepolstert“, so Matthias Wörz. Matthias Wörz ist 28 und Polsterer aus Leidenschaft.
Seit über einem Jahr ist der Rettenberger beim Raumausstatter Schennach in Reutte. Als Raumausstatter ist sein Beruf  so vielschichtig wie kaum ein anderer. Ob Tapezieren, Böden legen, Nähen oder Polstern – Matthias Wörz kann alles. Die Polsterei mag er jedoch am liebsten. Es erfordert viel Geschick und vor allem Kreativität, erklärt der junge Handwerker. Jedes Möbelstück ist anders und jedes Mal ist es eine Herausforderung, ein Abenteuer zu bestimmen, wie es bearbeitet werden soll. Soll es traditionell oder modern gepolstert werden? Wird der Sitz geschnürt oder mit einem Federkorb versehen? Der Rücken in Pfeifen gefertigt oder geheftet? Der Bezug: Stoff, Leder oder Mikrofaser? Einige schöne antike Möbel durfte Matthias Wörz schon polstern. „Das war eine Herausforderung der schönen Art“, erzählt der Oberallgäuer. „Zum Glück gibt es noch Menschen, die besondere Möbel lieben und Wert auf handwerkliche Qualität legen, sonst würde diese wunderschöne Handwerkskunst womöglich ganz aussterben“, meint Matthias Wörz.
Das Hotel Moserhof in Breitenwang hat einige sehr schöne antike Möbel, die von Matthias Wörz gepolstert wurden. Beim letzten Objekt, eine elegante Sitzgarnitur, brauchte der Polsterer 3000 Ziernägel, die er einzeln verarbeitete. Die schönen Stücke sind jetzt in dem Viersterne-Hotel, das großen Wert auf Behaglichkeit und Stil legt, und erfreut die Gäste.

Die Polsterei der Firma Schennach sieht aus wie anno dazumal. Viele Stoffe und eine alte Adler Nähmaschine stehen in der Werkstatt. Wenn der Raum erzählen könnte, hätte er sicherlich viel zu berichten. Von alten Stühlen, Sitzecken und Sofas, auf denen sich so manche Geschichte abgespielt hat. Ein großer hölzerner Tisch, auf dem schon viele Stoffe ausgebreitet und Schablonen nachgemacht wurden, steht in der Werkstatt. Hier arbeitet Matthias Wörz. Auf „seiner“ Adler, die mindestens 60 Jahre alt ist, kennt er sich bestens aus. „An der Adler kann mir keine Frau etwas vormachen“, ist sich der Handwerker sicher.

Nach Lehrstationen in Köln und Kempten ist Reutte nun seine letzte. Hier bekommt er noch den Feinschliff für seinen vielseitigen Beruf. Danach will Matthias Wörz nach Rettenberg und das Geschäft seiner Eltern übernehmen. Seit 52 Jahren gibt es den Raumausstatter Wörz und diese Tradition will der Handwerker nach seiner Zeit beim Ausstattungshaus Schennach weiterführen. Die Polsterei will er aber keineswegs aufgeben. Schon sein Gesellenstück war ein Hingucker, nämlich ein Chesterfield-Sessel. Ob er solche Möbelstücke zum Polstern bekommen wird? „Ich hoffe doch, denn viele Menschen besinnen sich immer mehr auf Qualität und guten Service und das will ich hier und später bei uns im Geschäft anbieten.“

Text/Bilder: rie

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