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Weihnachten in Tansania Matthias Stroeher und das Lachen Afrikas

In Afrika ist alles anders. Auch Weihnachten. Es ist ein Freudenfest und so ganz anders als in Deutschland. In Tansania, wo Matthias Stroeher einige Jahre lebte, ist Weihnachten eher eine Party mit selbstgebrautem Pombe, einem bierähnlichem Getränk aus Gerste. Musik und Tanz sind an diesem Tag selbstverständlich, genauso wie das Krachmachen mit Töpfen damit die bösen Geister vertrieben werden

 

 

 

 

Drei Jahre lebte Matthias Stroeher in Tansania, dem ostafrikanischen Staat am indischen Ozean. Als Ethnologe arbeitete er an einem Entwicklungsprojekt gemeinsam mit seinem Professor. Die KfE, Kommission für Entwicklungsfragen, engagierte ihn zur Hälfte. Der zweite Teil des Lohnes kam von der Uni, für die Stroeher auch arbeitete. Stroeher sollte das dortige Wasserkraftwerk wissenschaftlich betreuen. „Wenn sich das Land an die vorgegebenen Kriterien der KfE gehalten hätte, hätten sie Geld für weitere Maßnahmen erhalten. Das Wasserkraftwerk sollte nicht planwirtschaftlich geführt werden. Tansania hat sich nicht daran gehalten und wir mussten ausreisen. Mit  sieben Koffern und zwei kleinen Kindern“, erinnert sich der 45-jährige an die Zeit zurück.

Heute ist Matthias Stroeher Leiter des Heilig-Geist-Bürgerspitals sowie des Seniorenheims St. Michael in Füssen. Gerontologie hat den Ethnologen immer schon sehr interessiert, denn das Alter in Afrika und dem Orient war schon immer bedeutender als in Deutschland – eben eine Wissenschaft für sich. Warum Matthias Stroeher Ethnologe wurde und was ihn an Afrika fasziniert, hat er Füssenaktuell in einem Interview erzählt.

Wollten Sie immer schon Ethnologe werden?

Ich wollte immer Psychologie studieren. Als ich 1983 mein Abitur gemacht habe, sagte man mir, mit Psychologen kann man die Straße pflastern, weil es so viele gäbe. Also glaubte ich es. Ich entschloss mich darauf hin, Medizin zu studieren und machte meinen Zivildienst in der Forschungsabteilung der Frauenklinik Gießen. Dort merkte ich, dass mich Medizin nicht interessiert. Da mich Reisen und fremde Kulturen immer schon faszinierten und meine Freunde auch die Affinität zur Internationalität hatten, waren wir viel unterwegs. Dann war ich in Ghana. Es war so überwältigend mitten im Dschungel zu sein. Ich kann mich noch erinnern, dass ich bis zur Straße zwei Tagesmärsche brauchte. Der Ort hieß Sefi Amafi.

Was hat sie so fasziniert an Afrika?

Das Lachen dort. Es ist das afrikanische Lachen, das gibt es nur in Afrika. Ihnen ist es so gegeben, dass sie ihr Leben lachend nehmen. In Deutschland bewältigt man die Vergangenheit schlecht. Es ist traditionell, dass man sich in Deutschland um alles Probleme macht. In Afrika ist das nicht so. Nicht das ich sagen will, dass die Afrikaner kein Problembewusstsein haben, aber sie nehmen das Leben eher lebendiger, extremer, glücklicher. Eine Freundin sagte zu mir: „Schau, wie die Leute tanzen, wie sie sich bewegen, es ist erdiger. Sie sind erdbewusster. Afrika ist überwältigend. Wenn sie anfangen zu trommeln, dass ist was anderes.“
War es sozusagen Afrika, das Sie dazu bewegte Völkerkunde zu studieren?

Ich wusste, dass ich was mit Afrika zu tun haben wollte. Ich bin über die Afrikanistik, Volkswirtschaft und Jura zur Völkerkunde gekommen. Das war die richtige Entscheidung.
Sie haben an vielen verschiedenen Orten studiert. Gab es einen Grund dafür? Ich habe in Mainz, Frankfurt, Berlin, Kairo und in Dharsalam studiert. In der Ethnologie geht es nicht um den Studienort, sondern um die Professoren. Der Orient hat mich immer fasziniert, deswegen habe ich auch in Kairo an der amerikanischen Fakultät studiert. Die Uni dort ist für die Ethnologie des Orients sehr bedeutend. Damals war ein sehr bedeutender Ethnologe an der Universität. Das war schon sehr interessant. In Kairo traf sich die Szene des Orients.

Wann waren Sie zuletzt in Afrika?

Vor etwa zehn Jahren. Ich war 30 als ich in Tansania im Gebiet des Kilimandscharo war.

Wie haben Sie die dreijährige Zeit dort erlebt?

Das war sehr interessant. Wenn Sie mit dem Rucksack unterwegs sind, ist das was anderes, als wenn Sie dort arbeiten und leben. Man hat viel Kontakt zu den Einheimischen und sieht manches aus einem anderen Blickwinkel. Wir hatten viele Freunde aus Tansania. Unsere Wohnverhältnisse waren traumhaft: tropischer Garten, einen Gärtner, eine Köchin, zwei Nannys. Sogar einen Fahrer. Es war einerseits sehr charmant und auf der anderen Seite beinahe absurd.
Vermissen Sie Afrika?

Irgendwie schon. So etwas ist immer schade. Afrika ist eine „mündliche Kultur“. Freundschaften aufrecht zu erhalten geht eben oft nur schriftlich. Und das ist mit Afrikanern schwierig.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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