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Heimatnahe Behandlung von akuter Herzmuskelschwäche

Füssener Kardiologe Dr. Martin Hinterseer und sein Team können helfen

Wieder war Füssen aktuell exklusiv dabei: Der Herzspezialist Dr. Martin Hinterseer und sein Team vom Füssener Krankenhaus haben wieder einen besonders schwierigen Eingriff erfolgreich durchgeführt, der hier erst jetzt möglich wurde. Gemeinsam mit Dr. Kai Scriba, Dr. Peter Schwarz und Dr. Martin Kumpf ist kürzlich eine kardiale Resynchronisation gelungen. Das heißt: Das Herz des behandelten Patienten kann wieder genau so schlagen, wie es für einen gesunden Menschen selbstverständlich ist. Nach der schweißtreibenden Arbeit stand uns Dr. Martin Hinterseer bestens gelaunt für ein Interview zur Verfügung. Wochen später ergab eine telefonische Nachfrage: Dem Patienten geht es gut und er arbeitet wieder. Inzwischen ist ein weiterer „Fall“ wegen gefährlicher Herzmuskelschwäche erfolgreich behandelt worden. Nach dem diffizilen Eingriff befindet sich auch dieser Mann aus der Region auf dem besten Weg zur Genesung

Füssen aktuell: Wer Herzschwäche hört, denkt wahrscheinlich eher an Oma und Opa als an eine Person, die 54 Jahre alt ist Warum musste der Mann zu Ihnen ins Krankenhaus? Dr. Martin Hinterseer: Unser Patient hatte mehrere Male eine Ohnmacht erlitten. Sein Leistungsvermögen wurde schwächer, er konnte nicht mehr arbeiten. Den Mann hat eine Herzinsuffizienz so stark belastet, dass er schwer erkrankt ist. Der andere Mann, dem wir helfen konnten, hatte selbst in Ruhe eine schwere Luftnot. Auch er war in dem typischen Alter zwischen 50 und 60 Jahren, in denen wir eine Herzinsuffizienz erfolgreich therapieren können.

Was ist eine Herzinsuffizienz?
Das bedeutet Herzschwäche und ist ein sehr häufiges Krankheitsbild. Patienten, wie unser 54-jähriger Patient, leiden unter einer Herzmuskelentzündung, die nicht auskuriert worden ist. Ursache der Entzündung war ein Virusinfekt. Mit einem solchen Infekt muss man sich längere Zeit schonen….

…und sehr genau auf seinen Arzt hören?
Unbedingt! Das gilt vor allem auch für junge Sportler. Jeder hat schon vom plötzlichen Herztod eines aktiven Leichtathleten oder Fußballspielers gelesen. Wenn der Körper Warnsignale gibt, dann sollte sich die betroffene Person untersuchen lassen. Der 54-Jährige und auch der andere herzkranke Allgäuer wurden vom Hausarzt ins Krankenhaus überwiesen.

Muss Herzmuskelschwäche immer durch einen Eingriff behandelt werden?
Nein, die Behandlung erfolgt vorwiegend medikamentös, auch hier bei uns. Bei Patienten mit gleichzeitigen starken Störungen der Elektrik des Herzens kann eine spezielle Schrittmachertherapie eingeleitet werden. In besonders schweren Fällen ist das eine sinnvolle Überbrückung bis zur Herztransplantation.

Wie sieht die mit Ihrer Erfahrung als Herzspezialist aus dem Uni-Klinikum in Großhadern jetzt zum ersten Mal in Füssen angewandte Therapie aus? In Zusammenarbeit mit der Chirurgischen Abteilung unseres Krankenhauses unter der Leitung von Dr. Kai Scriba ist eine so genannte kardiale Resynchronisation möglich.

Wie läuft das ab?
Neben dem Herzschrittmacher in der rechten Herzkammer und Herzvorkammer wird zusätzlich noch eine Sonde über die Herzvene auf die linke Herzkammer gelegt. Durch den Eingriff, den Dr. Scriba und ich durchführen, verbessern wir die elektrische Steuerung des Herzens, so dass es dem Patienten schnell wieder gut geht.

Das hört sich für den Laien sehr kompliziert an. Ist dieser Eingriff zur Verbesserung der Pumpleistung des Herzens tatsächlich so diffizil? Ja! Da es sich bei der Herzvene um ein sehr kleines Gefäß handelt, handelt es sich um einen schwierigen Eingriff, der viel Geduld und Gefühl verlangt. Bislang war er großen medizinischen Zentren vorbehalten. Ein Allgäuer musste also zum Beispiel nach München oder Augsburg. Jetzt sind wir in der Lage, eine kardiale Resynchronisation in Füssen durchzuführen.

Was ist die Voraussetzung dafür?
Ein funktionierendes Team! Als Kardiologe arbeite ich eng mit der Chirurgie zusammen. Während des Eingriffs ist der Patient in Vollnarkose. Nach zirka zwei Stunden höchster Konzentration haben wir uns alle gefreut, dass die Premiere in Füssen so gut gelungen ist.

Sie waren ja mit dabei und konnten miterleben, wie wir Hand in Hand vorgegangen sind, um unseren Patienten möglichst wenig zu belasten.

  
 Wenn der Herzmuskel geschwächt ist…

…fällt es dem Herzen schwerer, den Körper des Menschen mit sauerstoffhaltigem Blut zu versorgen. Darauf reagiert der Körper mit der Ausschüttung von Stresshormonen, die das geschwächte Herz zu einer verstärkten Pumpleistung antreiben soll. Als Folge dieses Zustands kann es zu einer Vermehrung der Herzmuskelmasse oder oft auch zu einer Herzvergrößerung kommen.

Die Kontraktion des so vergrößerten Muskels ist in vielen Fällen unkoordiniert – also asynchron. Dadurch wird das Herz daran gehindert, eine ausreichende Blutmenge zu pumpen. Bei einer  unzureichenden Pumpleistung ist der Mensch nicht mehr in der Lage, körperliche Aktivitäten auszuführen und braucht (fach-)ärztliche Hilfe. Laut Dr. Martin Hinterseer sind typische Symptome bei Herzinsuffizienz: Kurzatmigkeit, Gewichtszunahme mit Schwellungen im Bauchraum, Wasser in den Beinen und eine stark eingeschränkte Leistungsfähigkeit, allgemeine körperliche Abgeschlagenheit sowie plötzliche Schwäche.

 

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