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Ein Stück Lechtaler Geschichte

“Die reiche Lisabeth” - eine starke Frau mit Herz

Am 9. Juli findet die Premiere des Theaterstücks „Die reiche Lisabeth“ auf der Geierwally Freilichtbühne in Elbigenalp statt. Nach zwei Jahren Auszeit, bedingt durch die Corona-Pandemie, kann endlich wieder gespielt werden. In dem Theaterstück geht es um die junge Elisabeth, die als Kind ihre Eltern verliert und zur Alleinerbin eines großen Vermögens wird. Als Jugendliche übernimmt sie die Geschäfte und vermehrt als Geldverleiherin an Lechtaler, Bregenzerwälder und Allgäuer ihr Vermögen stetig. Ihr enormer Reichtum treibt sie aber in die Isolation. Ihre Gefühle anderen gegenüber sind oft von Misstrauen geprägt und nur wenigen Menschen öffnet sie ihr Herz. Die Suche nach einem Partner bleibt vergebens. Trotz ihrer Einsamkeit, oder gerade deswegen, ist es Elisabeth ein Herzensanliegen, den Menschen zu helfen und so wird sie zu einer der größten Wohltäterinnen von Holzgau. Füssen aktuell sprach mit Bernhard Wolf, dem künstlerischen Leiter der Geierwally Freilichtbühne über das Stück, das er gemeinsam mit Christof Kammerlander schrieb.

Herr Wolf, wie sind sie auf diese Geschichte gekommen?
Wir, Christof Kammerlander und ich, sind durch die geschichtlichen Recherchen zu unseren Stücken „Totentanz“ und „Lechufer – Anno 1800“ auf diese besondere Frau aus Holzgau aufmerksam geworden. Ihr Leben war voller faszinierender Geschichten und Mythen, die uns förmlich in den Bann zogen. Holzgau hat uns dazu sehr unterstützt. Die Lisbeth war Geldverleiherin. Ihr Großvater hat in Holland Handelsgeschäfte gemacht. Die Lechtaler haben mit Flachs gehandelt und viele sind dadurch reich geworden. Die Holzgauer hatten eine eigene Flotte von Schiffen, anscheinend, die bis nach Amerika gingen. Sie waren gute Handwerker und Geschäftsmänner. Lisabeths Vater handelte mit Stoffen. Dieser Reichtum der Holzgauer spiegelte sich in ihren Häusern wider, die prunkvoll und groß gebaut wurden und mit Freskenmalereien verziert wurden.

Wie lange haben Sie an dieser Geschichte gearbeitet bis sie zu einem Theaterstück geworden ist?
Es hat uns seit 2015 beschäftigt. Wir haben drei Jahre lang an dieser Story recherchiert.

Was war Elisabeth Maldoner für eine Frau?
Sie war mit Abstand die reichste Person im Tal. Sie hat viel Gutes getan. Die Kirche hat sie sehr unterstützt. Wir haben uns die Frage gestellt, warum sie alleine geblieben ist und hatten es so interpretiert, dass sie vielleicht Angst hatte, nicht um ihretwillen geliebt zu werden. Sie hat sich sehr schnell an Gott gewandt. Als Elisabeth im betagten Alter ihre Probleme hat, den steilen Kirchenhügel zu erklimmen, ließ sie ein großes Arma-Christi-Kreuz errichten. Sie konnte es von ihrem Fenster aus sehen und ihre Andacht abhalten. Sie war sehr fromm, gleichzeitig hatte sie Angst vor dem Fegefeuer und vor der Cholera. Es gibt Briefe, die sie an verschiedene Stellen schrieb, um sich über den medizinischen Fortschritt von Cholera zu erkundigen.

Sie sagten, dass sie mit Abstand die reichste Person im Tal war. Können Sie ihren Reichtum beziffern?
Sie hatte mehrere Hunderttausend Gulden gehabt. In der heutigen Zeit wäre sie mehrfache Millionärin gewesen. Es heißt, dass sie viele Bettelbriefe bekommen hat. Es waren so viele, dass sie damit nicht fertig geworden ist. Deshalb entschloss sie sich, jedem einen Gulden zu geben, der bei ihr ans Fenster kam und um Geld bat. Sie wollte den Menschen in die Augen sehen. Ein Gulden entsprach damals einem Wochenlohn. Es gibt eine Geschichte, da heißt es, dass es einen Bettler gab, der auf einem Bettlerhof im Bregenzerwald lebte und sich aus dem erbettelten Geld von Elisabeth Maldoner einen Hof kaufen konnte. Als Oberstdorf Ende des 19. Jahrhundert bis auf die Grundmauern abbrannte, unterstützte sie den Wiederaufbau mit ihrem Geld. Man sagte ihr nach, dass sie mit den Schuldnern sehr angenehm umgegangen ist. Es gibt so viele spannende Geschichten um sie. Es ist auch bemerkenswert, dass sie zu der Zeit ihre Geschäfte als Frau alleine geführt hat. Das war nicht selbstverständlich.

Wer wird die Lisabeth spielen?
Simone Kammerlander. Sie wird die Lisbeth von der Jugend bis zum Alter spielen. Lisabeth hatte 30 verschiedene Festtagstrachten. Schon daran konnte man den Reichtum sehen. Diese Trachten spielen in dem Theaterstück eine große Rolle. Sie erzählen die Zeit. Unsere langjährige unserer langjährige Kostümbildnerin und Trachtenschneiderin Agnes Baldesari und Guido Degasperi haben uns dabei sehr gut beraten. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die beiden.

Gibt es auch eine männliche Hauptrolle beziehungsweise ein Pendent zu Lisabeth?
Ja, das ist Edmund Schueller. Er war der Sohn der zweitreichsten Familie, die nach den Maldoners kam. Die Rolle spiele ich. Der Plan der Familie war es, dass die Maldoners und die Schuellers untereinander heiraten, so dass das Geld zusammenbleibt. Sie lehnt die Heirat ab. Die beiden bleiben allerdings bis zum Ende Freunde und er wird ihr engster Vertrauter. Diese Geschichte haben wir rein dramarturgisch erfunden.

In einem Interview sagten Sie, dass ein Sommertheater für Sie Unterhaltung und keineswegs Schwere bedeutet.
Der Meinung bin ich immer noch. Christof und ich sind der Meinung, dass der Humor und die Romantik in unserem Theaterstück nicht zu kurz kommen. Die heutige Zeit ist schwer genug. Es ist ein abwechslungsreicher Abend, der nicht schwer und tragisch ist. Ein bisschen von allem mit geschichtlichen Fakten, es wird ein spannender und heiterer Abend sein. Lisabeth war ja auch keine traurige Figur.

Eine Frage noch zum Schluss: Wie viele Schauspieler werden auf der Bühne zu sehen sein und wie oft wird geprobt?
Es sind 20 Mitwirkende, davon sind sechs Kinder. Die Leseprobe hatten wir bereits gehabt und am 22. April haben wir mit den Proben regulär gestartet. Wir proben immer sehr viel und immer abends. Je näher die Premiere rückt, desto öfters finden die Proben statt. Bis zur Premiere am 9. Juli werden es sicher 35 bis 40 Proben sein.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg.
Vielen Dank für Ihr Interesse. Der Vorverkauf läuft sehr gut und wir freuen uns alle wieder auf der Bühne stehen zu dürfen.

Uraufführung SA 09. JULI,
BEGINN 20:30 Uhr

WEITERE TERMINE:
JULI: FR 15. | SA 16. | FR 22. | SA 23. | FR 29. | SA 30.
AUGUST: FR 05. | SA 06. | FR 12. | SA 13. | FR 19. | SA 20.

Kartenvorverkauf
Tourismusverband Lechtal · Untergiblen 23 · A-6652 Elbigenalp
Telefon: +43 (0) 5634 5315 12 · E-Mail: geierwally@lechtal.at

Das Gespräch führte: Sabina Riegger
Foto: privat

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