Liebe das Leben
Pater Michael ist seit 50 Jahren Franziskaner und wird am 15. September 80 Jahre alt.
Pater Michael fand durch einen unerwarteten Weg zu seinem Glück. Nach einem schweren Unfall während seiner Karriere bei der Postgewerkschaft musste er sein Leben neu überdenken. Obwohl er religiös aufgewachsen war, hatte er sich als Jugendlicher von der Kirche entfernt.
Im Krankenhaus lernte er durch einen Seelsorger den Franziskushof kennen, wo er seinen inneren Frieden wiederfand. 1974 kündigte er seine Stelle bei der Post und entschied sich für den Franziskanerorden. Seine Entscheidung für den Franziskanerorden begründet er so: „Ich bin kein klassischer Mönch. Ein Mönch tritt in eine Abtei ein und ist dort sein ganzes Leben lang. Franziskus war das nicht. Er wollte so leben wie Jesus, er war nicht ortsgebunden, hatte ehelos gelebt und hatte keine Eigentümer. Wir sind ortsungebunden, ich kann überall als Seelsorger arbeiten und kann in jedes Franziskanerkloster gehen.“
Den Sinn des Lebens hat er für sich in der Astrologie entdeckt: „Da ist mir immer deutlicher der Polarstern geworden. Er steht immer an derselben Stelle und gibt Orientierung. Wenn man das auf unser Leben überträgt, dann bedeutet es einen Sinn haben. Es ist eine feste Grundlage, ein festes Bild für unser Leben. Gott ist Liebe, das ist der feste Punkt – Liebe hört niemals auf, von daher können wir immer wieder neu aufstehen.“
Seit 50 Jahren gehört er dem Orden an und feierte vor zwei Jahren sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Sein Lebensmotto lautet „Liebe das Leben und lebe die Liebe.“ Sein geistlicher Wahlspruch stammt vom Apostel Paulus: „Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis und beharrlich im Gebet.“
Am 15. September wird Pater Michael 80 Jahre. Gefeiert wird am 14. September auf der Hirschwiese auf dem Kalvarienberg mit einem Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst grillt die Kolpingfamilie. Zum Gottesdienst ist jeder herzlich eingeladen.
Füssen aktuell sprach mit dem Seelsorger über sein Leben.
Hattest du schon einmal Zweifel an deinem Beruf?
„Nein, echte Zweifel hatte ich nie. Natürlich gibt es wie in jedem Beruf und jeder Familie Situationen, wo man sagt ‚jetzt ist es mir zu viel‘, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass dies meine Berufung ist. Dass ich einmal Priester werden würde, hätte ich nie gedacht. Es war eine spannende Zeit und ich habe viele gute Überraschungen erlebt, sowohl persönlich als auch gesellschaftlich. Pater Nathanael, damals der Guardian hier im Kloster, habe ich zu verdanken, dass ich nach Füssen gekommen bin.“
Seit wann bist du in Füssen?
„Ich bin jetzt volle 19 Jahre da. Am 1. September geht es in das 20. Jahr.“
Es scheint, dass du dich hier wohl fühlst?
„Ja, weil es passt, mir gefällt es. Ich komme mit den Leuten gut zurecht. Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen. Ich bleibe solange es mir gut geht. Wenn ich ein Pflegefall werde, komme ich in ein anderes Kloster, wo es Pflegestationen gibt. Die sind in Fulda, Dortmund und 14 Heiligen bei Staffelstein. Da können die Brüder, die Pflege brauchen, unterkommen.“
Wenn du auf dein Leben zurückblickst, was für ein Resümee ziehst du?
„Mein Leben wird von meinem Primizspruch geleitet: ‚Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis und beharrlich im Gebet.‘ Diese drei Aspekte – Fröhlichkeit, Gottesbeziehung und Geduld – haben mich durch mein Leben geführt. Ich bin dankbar, in der Nachkriegszeit geboren zu sein. Als Jahrgang 1945 musste ich nie hungern, und wenn ich heute sehe, wie wir auf höchstem Niveau jammern, wird mir das besonders bewusst.“
War es für dich jemals schwer, keine eigene Familie zu haben?
„Nein. Vor dem Studium habe ich mich für den klösterlichen Weg entschieden. Die Entscheidung für mich war richtig. Daran habe ich für mich persönlich noch nie gezweifelt.“
Hast du ein besonderes Ziel in deinem Leben oder anders gefragt, was möchtest du noch machen, was du bislang noch nicht gemacht hast?
„Ich habe tatsächlich ein Ziel. Ich möchte das ‚Grundkraft-Vertrauen‘ und die Dankbarkeit gegenüber Menschen nicht verlieren. Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben. Nach meinem Geburtstag möchte ich nach Paadorf in den Böhmerwald. Paadorf liegt an der tschechischen Grenze und hatte einst etwa 120 Einwohner. Nach dem Krieg mussten alle weg. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal dort hingehen kann. Unser Elternhaus gibt es nicht mehr.
Wirst du allein dorthin fahren?
„Nein. Ich war zehn Jahre in Neukirchen beim Heiligen Blut – das ist ein Wallfahrtsort. Da habe ich gute Freunde und mit ihnen will ich nach Paadorf fahren. Mein zweites Ziel ist, meine Familie und meine Freunde zu besuchen und am Klassentreffen teilzunehmen. Ich freue mich schon sehr darauf. Ich habe eine große Familie. Mein Vater ist im Krieg gefallen, aber meine Mutter hat wieder geheiratet. Ich habe sieben jüngere Geschwister, von denen viele noch in Miltenberg am Main leben, wo auch meine ersten Kindheitserinnerungen beginnen.“
Text: Sabina Riegger · Foto: privat




Lieber Pater Michael
Zu deinem 80zigsten gratulieren wir Dir recht herzlich ,aus dem schönen Heckengäu in Baden-Württemberg
Bärbel und Klaus Reutter