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Ein guter Weg in die Zukunft

Die ehemaligen Hanfwerke, heute unter dem Namen Magnus-Park bekannt, stehen erneut vor großen Veränderungen. Das Gewerbeareal direkt am Lech südlich der Altstadt gelegen, zählte bereits bei seiner Gründung zu den bedeutendsten wirtschaftlichen Strukturen der Stadt Füssen. Einst war dort die „Mechanische Seilwarenfabrik Füssen“, die jedoch dem technischen Fortschritt zum Opfer fiel und von der Füssener Textil AG abgelöst wurde. In diesen Jahren erhielt das Gelände den Namen Füssener Hanfwerke. Als die Firma Insolvenz anmelden musste, kaufte im Jahr 2009 die Baufirma GLASS das Areal.

Der teilweise morbide und industrielle Charme der Gebäude wurde unter Berücksichtigung des Denkmal-, Natur- und Immissionsschutzes weitestgehend erhalten. Aktuell nutzen Künstler, Kreative, Existenzgründer und Designer die verschiedenen Räume. Aber auch Handwerker, Dienstleister, Hersteller und der Reptilienzoo haben sich hier eingemietet. Was aus dem Magnus-Park werden, beziehungsweise dort entstehen soll, darüber informierte die Projekt- und Verwaltungsleiterin, Adriana Rehmann, ihre Mieter. Viele von ihnen kamen ihrer Einladung nach und versammelten sich in der Lechhalle.

„Fakt ist“, so Rehmann, „dass die Inhaber der ehemaligen Hanfwerke das gesamte Areal aufwendig sanieren möchten. Es soll ein innovatives und zukunftsträchtiges Vorzeigeobjekt auf einem nachhaltigen Entwicklungsstandort entstehen.“ Wie sie berichtete, fanden in den vergangenen Jahren sehr viele Abstimmungsgespräche sowohl mit dem Denkmalamt, der Naturschutzbehörde und dem Landratsamt Ostallgäu, als auch mit dem Straßenbauamt und mit der Stadt Füssen statt.

Bereits im Jahr 2017 erteilte die Stadt den Auftrag für vorbereitende Untersuchungen an ein Kemptener Architektenbüro („f64“). Neben einer Bestandsaufnahme ging es um die Frage: „Was kann man diesem Standort an Nutzungsmöglichkeiten hinzufügen“. Diesen Untersuchungen, den Ideen und Vorschlägen, wurde im April 2020 einstimmig zugestimmt, so Rehmann.

Rehmanns kurzweiliger Vortrag sorgte für Stille in der Halle. Immer wieder kam sie auf das Thema Denkmalschutz zu sprechen. „Nicht alle Gebäude der ehemaligen Fabrik sind dem Gutachten zufolge denkmalwürdig. Es gibt Zwischenbauten und eine Rohstoffhalle, die mit dem Charakter der Industriehallen gar nichts zu tun haben und auch nicht denkmalgeschützt sind. Diese Zwischenbauten müssen weichen, so dass die sogenannten denkmalgeschützten Zeilenbauten, die von außen nicht verändert werden dürfen, wieder zur Geltung kommen. Wir möchten die Schönheit zurückholen und das Areal wieder an Wert gewinnen lassen“, betonte die Projektleiterin.

Weitere Entwicklungen

Insgesamt sechs Bauabschnitte sind geplant. Beginnend mit der Einfahrt, die zugleich der erste Bauabschnitt ist, soll ein Parkhaus entstehen. “Egal ob Lkw oder Kleinwagen, jede Lieferung müsse sicher auf dem Gelände be- und entladen werden können. Allerdings soll das Areal verkehrsfrei bleiben. Deshalb ist ein Parkhaus direkt an der Tiroler Straße geplant”, erklärt Rehmann. Hilfestellung leisteten dabei die Vertreter der unteren Naturschutzbehörde, die eine Leichtbauweise mit Begrünung auf der Außenseite vorgeschlagen haben. Das Parkhaus wird vorrangig den Mietern des Magnus-Parks zur Verfügung stehen, erläuterte Rehmann. Als zweiter Bauabschnitt folgt der Lechbau mit der Lechhalle, wobei der Zwischenbau auch hier weichen muss um den Zeilenbau hevorzuheben.

Nutzung

Wie Adriana Rehmann in ihren Ausführungen beschreibt, sei der Lechbau geradezu prädestiniert für ein kleines Hotel, das eine Nische bedienen soll. Welche das sein könnte, steht noch nicht fest. „Die Idee ist gut“, so Rehmann. Dementsprechend müsse der Rest des Gebäudekomplexes so genutzt werden, dass sich Hotelgäste nicht davon gestört fühlen. Idealerweise kämen deshalb Wohnungen in Frage, die hauptsächlich den eigenen Mietern und ihren Angestellten zur Verfügung stehen sollten. „Wohnen und Arbeiten in fußläufiger Entfernung spart Stellplätze und schone die Umwelt. Was nicht bedeutet, dass wir Wohnungen leer stehen lassen würden. Sollte die Nachfrage durch die Mieter das Angebot unterschreiten, kämen selbstverständlich auch andere zum Zuge“, meint Rehmann.

Auch das Thema Freizeitgestaltung kam zur Sprache. „Der Mittelbau-Ost soll so bleiben, wie er jetzt ist. Freistehende Flächen könnten durchaus für Indoor-Aktivitäten genutzt werden“, erklärt die Projektleiterin. Den ursprünglichsten Zustand hat die Schreinerei. Eine Verlängerung wird es beim Südbau geben. „Hier muss eine kleine Erweiterung in der Länge als auch in der Höhe des historischen Gebäudes erfolgen, um so die Zeilenbautenoptik an die anderen Gebäude anzupassen“, beschreibt Adriana Rehmann die weitere Vorgehensweise. Ginge es nach der Projektleiterin, so würde aus dem Kesselhaus ein Wirtshaus im urbayerischen Stil mit eigener Brauerei entstehen. „Ob das umgesetzt wird oder nicht, weiß keiner von uns. Es ist ein Wunschdenken. Aber, und das ist relvant, alle Beteiligten haben sich Gedanken um die Zukunft dieses Areals gemacht“, bemerkt Rehmann. Für ihre Ausführungen bekam Adriana Rehmann Applaus und Zustimmung.

Nach der Vorstellung stellte sich die Projekt- und Verwaltungsleiterin den Fragen der Mieter, die sie transparent und offen beantwortete. Füssen aktuell hat einige Fragen zusammengefasst und die Antworten dazu:

„Wann wird mit dem Bau begonnen?“, hieß dann auch gleich die erste Frage? Dazu Adriana Rehmann: Ein Baubeginn hängt von der Baugenehmigung ab. Bestenfalls erfolge diese im Jahr 2025. Daraufhin habe der Bauherr 36 Monate Zeit, um das Projekt zu starten. Wenn dann alles gut gehe, müsse mit einer Bauzeit von mindestens 25 Jahren gerechnet werden. Neben der Auffahrt stehe das Parkhaus ganz oben auf der Liste. Daraufhin würde in „Zeilen“ betrachtet, ein Gebäude nach dem anderen in Angriff genommen. Pro Zeile müsse unbedingt mit zwei bis drei Jahren Bauzeit gerechnet werden.

Skeptisch war ein Mieter, was das geplante Hotel betrifft. Das Areal mit Leben zu füllen gelinge nicht, wenn Hotelgäste ruhig und lange schlafen möchten und tagsüber auf Ausflügen sind, so sein Gedanke. Zudem habe Füssen bereits mehr als 7000 Betten, rund 2,5 Millionen Übernachtungen und somit genug Tourismus. Die Füssener hätten bereits genug mit den Touristen zu kämpfen. Die Idee Hotel findet er deshalb „ganz, ganz schlecht“.

Es war 2. Bürgermeister Christian Schneider, der dieser Meinung zwar nichts entgegen setzte, warf ein, dass Füssen nunmal vom Tourismus lebe. Er erinnerte an Rehmanns Worte, dass mit dem Hotel eine Nische geschlossen werden solle. „Ein Familienhotel oder etwas Hochwertiges.“ Er sprach von Qualitätstourismus, an dem es aktuell mangeln würde.

Dass die Mieter nicht am Bau beteiligt und nicht in die Planung eingebunden sind, findet ein anderer Mieter nicht richtig. „Organische Entwicklung, im Bezug mit den Menschen und im Dialog“ müsse erweitert werden. So würden sich viele Probleme, wie zum Beispiel der Tourismus, vor Ort, lösen.
Die Projektleiterin begrüßte den Wunsch. Sie erinnerte an die intensive Sanierung im Direktorenhaus . Wöchentlich habe es gemeinsame Gespräche und Diskussionen gegeben. Gerade was die Wohnungen angehe, gäbe es ein Mitspracherecht, insbesondere bei der Grundrissgestaltung. Nur eben die Außenfassade dürfen nicht davon betroffen sein.

Ein Mieter machte sich Gedanken über eine etwaige Mietpreiserhöhung. Rehmann dankte für die Frage und verneinte. „Wir waren nie auf eine hohe Miete aus.“ Das würde so bleiben, sagte sie.

Text: Selma Hegenbarth, Sabina Riegger · Fotos: rie

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