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Ein Waldspaziergang der besonderen Art

Der Baumkronenweg im Walderlebniszentrum feiert sein 10-jähriges Jubiläum

Blauer Himmel, türkisgrüner Lech, weiße Berggipfel und sattes Grün. Es tost das Wasser im Hintergrund, während aus den Baumwipfeln ein sanftes Rauschen und Vogelgezwitscher jeden Schritt begleiten. Der Baumkronenweg im Walderlebniszentrum ist zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert. Hier können Einheimische und Besucher aus nah und fern einen erholsamen Tag im Naturraum des Alpenvorlands verbringen.

Am 13. Juni 2023 feiert die Holzkonstruktion im Ziegelwies ihr zehnjähriges Jubiläum – und kann sowohl auf eine ereignis- als auch erfolgreiche Zeit zurückblicken. Fast so lange ist Carolin Klughammer als Geschäftsführerin des Füssener Walderlebniszentrums (WEZ) mittendrin statt nur dabei.

Als die Grenzpolizei zur Jahrhundertwende das Zollhaus im Ziegelwies aufgab, setzte sich der damalige Forstdirektor Robert Berchtold vehement dafür ein, dass Füssen eine waldpädagogische Einrichtung bekommt. Das Okay vonseiten der Regierung gab es unter der Voraussetzung, dass ein Verein die Kosten mitträgt.

„Ich glaube, dass das zuständige Ministerium ihn somit loswerden wollte. Der Forstdirektor war aber gewieft und hat es geschafft, diesen geforderten Trägerverein mit viel Unterstützung von allen Seiten zu gründen“, erzählt Klughammer. Im Frühjahr 2000 ging „Ostallgäu – Außerfern e.V.“ offiziell an den Start. Zu seinen Mitgliedern zählen sämtliche Gemeinden auf der deutschen wie auch auf der österreichischen Seite, das Landratsamt Ostallgäu, aber auch Hotels und Privatpersonen. Nur zwei Jahre später wurde der Traum vom WEZ dann Wirklichkeit und ein weiterer damit geboren: einen Baumkronenpfad im Auwald zu errichten.

„Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit konnten Fördergelder gewonnen werden. Damit war es dem Trägerverein möglich, den Bau zu finanzieren“, so Klughammer. Und mit der Eröffnung des Pfades sind die Besucherzahlen regelrecht explodiert. „Mit diesem Ansturm hat keiner gerechnet.“ So kam es, dass der Verein nur ein Jahr später Carolin Klughammer ins Boot holte. Sie konnte im Juni 2014 direkt das Richtfest der Gebäudeerweiterung mitfeiern.

„Das war auch allerhöchste Eisenbahn“, schmunzelt sie bei der Erinnerung, wie die Besucher teilweise bis auf die Straße raus anstanden, um auf einer der beiden Toiletten zu kommen. Mit dem Baumkronenweg wurde das ganze WEZ größer und schöner. Der Besucheransturm blieb ungebrochen. Ein Imbiss mit Aufenthalts-Pavillon, 180 neue Parkplätze und weitere Mitarbeiter kamen dazu.

Was das Holzbauwerk alles mit sich bringen wird, ahnten die Vereinsmitglieder damals also nicht. Beinahe hätte das Landratsamt auch keine Genehmigung für die Öffnung des Weges gegeben. „Der für die Abnahme beauftragte Bauingenieur sagte, dass der Weg zu stark schwingt.“ Es mussten Schwingungsträger nachgerüstet werden.

Mit der Auflage, dass der Weg videoüberwacht und das Aufschwingen kontrolliert wird, konnte die Erfolgsgeschichte des Baumwipfelpfades schließlich beginnen. Sollte also jemand versuchen, die hängende Konstruktion in Bewegung zu versetzen, „Familienväter machen das gerne, oder Schulklassen“, gibt es einen dreifachen Gong. Dann folgt die Durchsage : „Bitte unterlassen Sie das Aufschaukeln“ , erklärt Klughammer lachend.

Der Weg ist barrierefrei und führt über 480 Meter durch die Baumwipfel des Lech-Auwaldes. In bis zu 21 Meter Höhe kann die Umgebung aus der Vogelperspektive genossen werden. Der frei schwingende Pfad lädt zum Waldspaziergang der besonderen Art ein. Auf den schön gestalteten Plattformen gibt es Sitzgelegenheiten und Informationstafeln.

Von vier soliden Säulen, deren Fundament bis zu 14 Meter in die Tiefe reicht, wird die Konstruktion aus Lärchenholz getragen. Dabei ist der Baumkronenweg im wahrsten Sinne des Wortes grenzübergreifend: Die Grenze zwischen Deutschland und Österreich liegt mitten auf der Strecke des Pfades. Zwei Bretter sind auf der Holzbrücke mit den Flaggen Bayerns weiß-blau und den Tiroler Landesfarben rot-weiß gekennzeichnet.

Dass der Füssener Baumwipfelpfad nicht der längste und höchste ist, das sei ihr bewusst. Der Eintritt liegt bei fünf Euro für Erwachsene. Kinder und Jugendliche aber (bis 15 Jahre) zahlen nichts. Klughammer weist jedoch darauf hin, das alles drumherum kostenlos ist. Zum WEZ gehören der Auwaldpfad, die vergrößerte Ausstellungsfläche und der Weißtannen-Pavillon beim Imbiss sowie der Bergwaldpfad und alle damit einhergehenden, fundierten und pädagogisch wertvollen Informationen rund um das Thema Wald.

„Jetzt ist es auch so, dass wir es zum 1. Februar gewagt haben, eine Naturführerin anzustellen“, verrät Carolin Klughammer. „Wir haben jetzt jeden Mittwochnachmittag „Die kleinen Forscher“ im Angebot.“ Da erfahren Kinder ab acht Jahre zum Beispiel, wie eine Schneeflocke entsteht, sie dürfen experimentieren und forschen. In den Pfingstferien wird es einige besondere Workshops geben. Auch für große Gäste und die ganze Familie. „Eine Anmeldung ist nicht nötig, einfach vorbeikommen.“

Das Walderlebniszentrum Füssen bietet eine Fülle fundierter waldpädagogischer Angebote. Jung und Alt erfahren dort Wissenswertes über den Lebensraum Wald und erleben hautnah, was es bedeutet, von und mit dem Wald zu arbeiten. „Wir möchten mit unseren Erlebnisangeboten das Bewusstsein für den Wert des Waldes und der Natur stärken. Das erscheint uns angesichts der aktuellen Situation wichtiger als je zuvor.“

Mit „wir“ meint Klughammer ihr Team, zu dem ihre „rechte Hand“ Emily Pauls und die Auszubildende Pia Lotter gehören. „Ja, wir bilden auch aus – und zwar Kaufleute für Tourismus und Freizeit.“ Sie kümmern sich gemeinsam um die Hauptausstellung „Mein Wald“ und wechselnde Wanderausstellungen. Über das Jahr verteilt finden sich hier Kultur und Kunst, gespickt mit spielerischen Elementen und Wissenswertem. Im Juli sind es beispielsweise lustige, aber informative Cartoons zu Naturthemen von keinem geringeren als dem aus Zeitungen, Zeitschriften und Buchverlagen bekannten Cartoonist Erik Liebermann.

Zunächst aber wird das Jubiläum gefeiert. Das möchten Klughammer und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit so vielen Besuchern wie möglich machen. Deshalb wird am Jahrestag, am 13. Juni, genauer gesagt, der Eintritt für alle Besucher frei sein. „Wir laden alle ein, den Pfad zu erkunden und die Aussicht zu genießen.“

Das klingt gut. Herzlichen Glückwunsch, du schöner Baumkronenweg.

Text: Selma Hegenbarth · Foto: WEZ Füssen

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