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Ayurveda – Die indische Heilkunde

Es ist schon etwas länger her, als ich mich persönlich mit Ayurveda beschäftigt habe, aber es ist wirklich ein sehr interessantes System der Heilung, allerdings für uns etwas ungewohnt. Ich nehme zwar doch an, dass etliche von Ihnen den Begriff bereits gehört haben, doch vielleicht nicht viel damit verbinden können. Macht aber gar nichts, wir fangen einfach mal, wie man so schön sagt, bei „Adam und Eva“, sprich den Grundlagen an! Das ist wichtig, damit sich Ihnen diese komplexe Lehre so gut wie möglich erschließt. Sie ist übrigens schon Jahrtausende alt, wie schriftliche Quellen beweisen, auf die man sich heute noch stützt.

Was heißt denn nun eigentlich Ayurveda? Der Name setzt sich zusammen aus Ayus, das Leben, und Veda, das Wissen. Aus dem Sanskrit übersetzt kann es in etwa „die Lehre oder die Wissenschaft vom langen Leben“ bedeuten. Ziel hiervon ist das Erreichen eines hohen Lebensalters bei gleichzeitiger Erhaltung der natürlichen Gesundheit. Das klingt doch fast schon paradiesisch, oder? Aber dazu muss man natürlich auch einiges tun.

Neben Yoga, Massage und Ernährung gilt auch die Pflanzenheilkunde als eine der zentralen Säulen. Nach Ayurveda sind die 5 Grundelemente des Lebens: Luft, Feuer, Äther, Erde und Wasser. Sie sind in jeder Art von Materie enthalten, haben aber je nach Zustand des Individuums einen unterschiedlichen Gehalt. Diese 5 Elemente sind natürlich auch im menschlichen Körper vorhanden und so werden die drei menschlichen Grundtypen je nach „Zusammensetzung“ in die sog. „Doshas“ unterteilt. Wörtlich übersetzt bedeutet „Dosha“ eigentlich Fehler, aber besser ist es, hier von Lebensenergien zu sprechen.

Die Doshas steuern die Funktionen des Körpers, des Geistes und des Bewusstseins. In einem gesunden Körper ist es definitiv ideal, wenn alles in einem harmonischen Gleichgewicht ist. Krankheiten werden immer dann hervorgerufen, wenn dieses gestört wird, man also „nicht ganz rund läuft“. Jeder Mensch verfügt über alle 3 Doshas, die ich Ihnen im Anschluss vorstellen möchte, jedoch in unterschiedlicher Gewichtung. 1 oder 2 Doshas herrschen meist vor.

Vata: Wird aus Äther und Luft gebildet. Hier handelt es sich um das Bewegungsprinzip, das verantwortlich für physiologische und geistige Aktivitäten im Körper ist. Dazu zählen Atmung, Bewegung und Sinneswahrnehmung.
Pitta: Hier kommt das Feuer- oder Umwandlungsprinzip zum Tragen. Es ist zuständig für die Verdauung, die Regulierung von Hunger und Durst, die Temperatur sowie die Beweglichkeit des Körpers und des Geistes.
Kapha: Setzt sich aus Erde und Wasser zusammen. Auf diesem gründen sich Eigenschaften wie Mut, Nachsicht und Großzügigkeit. Es gibt Kraft, Stärke und Stabilität.

Das Ganze hört sich vielleicht für uns etwas abgehoben an, erinnert mich aber doch sehr an die abendländische „Vier-Säfte-Lehre“, die seit der Antike sehr populär ist, und nach der die Menschen ebenfalls beurteilt werden. Nur werden hier die Elemente bestimmten Körpersäften zugeordnet: Luft – Blut, Feuer – Gelbgalle, Erde- Schwarzgalle und Wasser – Schleim. Auch hier muss das Verhältnis stimmen. Wie stelle ich denn nun fest, ob ich Vata, Pitta oder Kapha oder vielleicht ein Mischtyp bin? Das geht am leichtesten mit Hilfe von speziellen Fragebögen, die man selbst oder mit Hilfe einer Person, die einen gut kennt (manchmal ist man bekanntlich ja auch „betriebsblind“), ausfüllt. Hier werden ganz verschiedene Dinge abgefragt, wie z.B. Körperbau, Verdauung, Essgewohnheiten, Schlaf, aber auch geistige Dinge, die man nach einer Art „Punkte-System“ beurteilt. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt… !

Was fange ich jetzt mit dem Ergebnis an? Für jeden der drei Konstitutionstypen gibt es spezielle Empfehlungen, um in seiner Mitte zu bleiben und Krankheiten zu vermeiden. Für den „Einsteiger“ gibt es wunderbare fertige Tees oder auch Gewürzmischungen, die sog. Churnas, die auf das jeweilige Dosha zugeschnitten sind. Hat man 2 Doshas zu gleichen Teilen, was gar nicht so selten vorkommt, dann wechselt man einfach ab. Ganz wichtig ist natürlich auch die Ernährung. Hier ein sehr anschauliches Beispiel von gewissen Eigenschaften und Lebensmitteln: Vata ist luftig-leicht, luftig, kalt und rauh. An was denken Sie? An ein Knäckebrot, oder? Pitta ist hingegen feurig-heiß, scharf und leicht feucht. Wäre hier nicht eine Chili-Schote typisch? Kapha stellt sich folgendermaßen dar: Schwer, kalt, weich, klebrig, süß. Ein kalter, süßer Michbrei würde dem entsprechen.

Wenn Sie inzwischen heraus bekommen haben, welches Dosha bei Ihnen vorherrscht, werden Sie sicher leichter erkennen, welche Nahrungsmittel Ihnen gut tun und welche nicht. Wohltuend sind alle Speisen und Getränke die Ihre Dosha-Dominanz ausgleichen. Das heißt z.B. einem „Hitzkopf“ mit Pitta-Dominanz würden wir garantiert nicht noch eine feurige Chili-Schote extra geben, sondern etwas Kühlendes zur Harmonisierung. Bei einem Kapha-Typen wäre jedoch die scharfe Schote besser geeignet, weil sie ihm genügend Feuer und Schwung gibt, um seine Schwere auszugleichen. Sind Sie sich am Anfang noch unsicher, was nun richtig ist: Auch hier gibt es Listen, an denen man sich orientieren kann, was Sie u.a. gut essen und vertragen können.

Übrigens: Ihr Essen muss nicht unbedingt indisch, vegetarisch oder vegan sein, es kann, aber verpflichtet nicht, auch mit unserer europäischen Küche ist es durchaus möglich, den Grundsätzen des Ayurveda zu entsprechen, auch Fleisch und Fisch sind in Maßen erlaubt.
Oh je, das war mal wieder ziemlich viel an Theorie und ich habe Ihnen hoffentlich damit nicht die Lust am Ausprobieren verleidet… Das wäre schade, deshalb fangen Sie doch mal ganz bescheiden an: Trinken Sie einfach täglich warmes Wasser! Wasser ist schließlich unser Lebenselixier und spielt für unsere Gesundheit eine entscheidende Rolle. Im Ayurveda sind vor allem die Temperatur und die Menge des Wassers besonders wichtig. Diese Tradition wird seit Jahrhunderten erfolgreich praktiziert. Warmes Wasser löscht nicht nur den Durst, es reinigt auch den Geschmackssinn und regt das Verdauungsfeuer (Agni) an. Kaltes Wasser bringt generell Agni zum erlöschen, denn um dieses zu verdauen, muss der Körper viel mehr Energie aufbringen, die er anderweitig gut brauchen könnte. Gerade im Sommer ist man natürlich geneigt, etwas Kaltes zu trinken, aber denken Sie doch z.B. mal an Marokko, dort wird aus Tradition der warme Pfefferminz-Grüntee getrunken und das aus gutem Grund, es tut einfach besser. Also: Kochen Sie gutes Leitungswasser oder Quellwasser mindestens 10 Minuten bei schwacher Hitze im offenen Topf. Das Wasser nur kurz aufzukochen hat nicht den gleichen Effekt. Je länger es kocht, umso „feiner“ und „weicher“ wird es und kann besser in die feinen Kanäle des Körpers eindringen und ihn so von Schlacken reinigen. Füllen Sie das Wasser in eine neue Thermoskanne– wegen der vielleicht noch vorhandenen alten Aromen. Gut wäre es, sich schon abends eine Kanne zuzubereiten, um gleich morgens eine Portion zu haben. Ansonsten trinken Sie es zum Essen und zwischendurch, prinzipiell so oft sie wollen. Zur Entschlackung so etwa 2 Wochen lang alle 30 Minuten ein paar Schlucke. Hierbei kommt es weniger auf die Menge an, sondern auf die Regelmäßigkeit. Aber wenn Sie konsequent dabei bleiben wollen, umso besser…

Warmes Wasser am Morgen kann ein richtiger „Aufputscher“ sein, weil es die Müdigkeit vertreibt und die Lebensgeister weckt. Daher empfiehlt es sich, gleich früh ein Glas zu trinken, um gesund in den Tag zu starten. Durch seine wärmende und sanfte Wirkung wird auch der Flüssigkeitsverlust in der Nacht ausgeglichen. Die fit machenden Effekte des warmen Wassers werden Sie nicht nur innerlich spüren, sondern u.a. auch auf der Haut – sie wird strahlender und gesünder und man wirkt direkt jünger.

Im zweiten Teil, nächstes Mal, geht es neben der Ernährung auch um ayurvedische Heilmittel – bin schon bei den Selbsttests!

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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