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Närrisches Jubiläum in der Hopferau

Der Umzug am Faschingsdienstag bewegt sich heuer zum 50. Mal durch die Straßen des Ortes vor den Toren Füssens

Mit ihrem großen Umzug am Faschingsdienstag darf man die Hopferau wohl ohne viel Übertreibung als eine Hochburg des närrischen Treibens im Ostallgäu bezeichnen. Und während sich der lange Zug heuer am 21. Februar ab 13.30 Uhr stimmungsvoll und bunt durch die Straßen des kleinen Ortes vor den Toren Füssens bewegt, feiert er in diesem Jahr ein stolzes Jubiläum. So findet der Hopferauer Faschingsumzug 2023 bereits zum 50. Mal statt, nachdem er in den vergangenen beiden Jahren den widrigen Umständen der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist und daher ebensowenig über die Bühne gehen konnte wie zwei-, dreimal zuvor. Dementsprechend hatte vor einigen Jahren beispielsweise sehr starker Wind dem Ereignis den Garaus gemacht. Auf die Wiederaufnahme der großen Faschingsgaudi, der man mittlerweile sicherlich schon einen gewissen Kultstatus zusprechen kann, freut sich Karl Poppler nach zwei Jahren Abstinenz deshalb umso mehr, auch wenn der 80-jährige ehemalige Molkereimeister nicht mehr aktiv bei dem Umzug mitgehen wird.

Faschingsumzug 1967

Wenn die teilweise ganz schön imposanten und prunkvoll ausgestatteten Mottowagen aber am Faschingsdienstag rund eine Stunde lang von viel Musik und konditionsstarken Fußgruppen begleitet durch den Hopferauer Ortskern rollen, wird der von allen im Dorf nur „Käs-Karl“ genannte Faschingsfan Poppler aber mit seiner Frau auch am Wegesrand stehen und den mehr als 30 Faschingsgruppen zujubeln. Diese kommen inzwischen nicht nur aus der Hopferau, wo sich schon seit langem die verschiedensten örtlichen Vereine, wie etwa die Musikkapelle, der Trachtenverein „D´Schlossbergler“, der Schnupfklub, der Blumenverein oder die Hobby-Eishockeyspieler aktiv an dem Spektakel beteiligen, sondern unter anderem auch Abordnungen aus Schwangau, Weißensee, Hopfen am See, Rieden am Forggensee, Seeg und sogar Lengenwang sowie Wertach.

Faschingsumzug 1973

Sie alle bringen richtig gute Faschingsatmosphäre in den kleinen Ort, dessen Bevölkerung am Faschingsdienstag vorübergehend von rund 1200 auf manchmal 3000, 4000 anwächst. Schließlich hat es sich bereits vor geraumer Zeit herumgesprochen, was für eine stimmungsvolle Gaudi der Umzug ist, die indes einst Karl Poppler mit viel Faschingsenthusiasmus und Spaß an der Freude ins Leben gerufen hat. Es war nämlich 1967, als sich der „Käs-Karl“ kurzentschlossen auf sein damaliges Einrad setzte und mit seinem Freund Paul Eberle zusammen einen Kasten Bier auf einem Wagen durch die Straßen des Ortes zog, auf dem darüber hinaus die Losung prangte: „Bierwagen für die trockenen Gemeinderatssitzungen.“ Derart „dekoriert“, begleiteten die beiden so die örtliche Blaskapelle, die seinerzeit bereits seit längerem die Tradition pflegte, mit den Kindern und den Lehrern der damals noch existenten Grundschule durch die Hopferauer Straßen zu ziehen. Während der Spruch auf dem ersten kleinen Faschingswagen eine Anspielung auf die damalige Verlegung der Gemeinderatssitzungen von einer Wirtschaft in eine Halle war, in der es nicht so viel zu trinken gab, hatten Poppler und Eberle ihr eigenes Motto, das da lautete: „Das Leben wär nur halb so nett, wenn keiner einen Vogel hätt´.“

Faschingsumzug 2005

Die Aktion kam schließlich so gut an, dass sich in den folgenden Jahren immer mehr Hopferauer der Idee der Initiatoren des ersten Faschingsumzugs anschlossen und dieser ganz allmählich weiter anwuchs. Demzufolge nahmen im Laufe der Jahre immer mehr „Narren“ mit größeren Wagen daran teil, die heutzutage manchmal beinahe schon an die Prunkwagen der deutschen Karnevalshochburgen am Rhein erinnern. Wie in Köln oder Düsseldorf stehen denn auch unzählige Schaulustige auf den Gehwegen am Rande der Straßen, wo ihnen darüber hinaus mehrere Buden, an denen es nicht nur Faschingskrapfen und Bratwürstel gibt, das bunte Treiben auch kulinarisch schmackhaft machen. Und während Karl Hitzelberger und Willi Breer die ohnehin meist gute Stimmung mit ihrer launischen Moderation noch steigern, dürfte Karl Poppler jetzt schon voller Vorfreude auf den 21. Februar blicken, der sich zumindest vom Rosenmontagsumzug in Mainz, wo Wein eine wesentliche Rolle spielt, in einem Detail unterscheidet. So steht für den „Käs-Karl“ im Hinblick auf den Jubiläums-Umzug am Faschingsdienstag in der Hopferau fest: „Bier gehört dazu.“

Text: Alexander Berndt · Fotos: Hubert Riegger

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