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Kein Interesse an einem Wirtschaftsbeirat?

Der BdS – Bund der Selbstständigen und die Werbegemeinschaft Gemeinsam-WIR werden auch in Zukunft zum Thema Wirtschaftsbeirat an einem Strang ziehen, hieß es vor kurzem in einer Pressemitteilung des BdS Füssen. Das Ziel eines Wirtschaftsbeirates sei es, eine Stimme in allen Wirtschaftsthemen der Stadt zu finden, denn nur durch ein gemeinsames Handeln können die Finanzen langfristig in Ordnung kommen und somit Füssen wieder zu einer prosperierenden und für Unternehmen attraktiven Stadt werden lassen, hoffen der BdS Füssen (Bund der Selbständigen) um den 1. Vorsitzenden Markus Rundt und die Werbegemeinschaft Füssen. Schon Jahre vorher war die Forderung nach einem Wirtschaftsförderer laut geworden. Für Alexander Mayerhofer, 1. Vorsitzender der Werbegemeinschaft, wäre die optimale Lösung ein fest angestellter Wirtschaftsförderer, den die Stadt allerdings nicht finanziell stemmen kann. So blieb bislang die Wirtschaftsförderung reine Chefsache. „Wer in der aktuellen Situation denkt, diese Herausforderungen allein meistern zu können, ignoriert die Realität und denkt nicht an die langfristige wirtschaftliche Zukunft unserer Stadt,“ gibt Markus Rundt zu bedenken. Der Unternehmer hat bereits ein Konzept erarbeitet und das auch an die Stadtverwaltung übergeben.

Rundt, der seit Dezember letzten Jahres die Fusionierung der beiden Ortsverbände Füssen und Pfronten/Nesselwang vorbereitet hat, sieht sich einer neuen Aufgabe gegenüber gestellt. „Die beiden BDS Ortsverbände Füssen und Pfronten / Nesselwang werden zu einem der größten bayerischen Unternehmensverbände im ländlichen Raum verschmelzen. Bis Ende 2023 sind 170 Mitgliedsunternehmen geplant“, so der Prozessberater.

Als Vorsitzender in Füssen ist Markus Rundt nun zusammen mit der Bezirksgeschäftsstelle Schwaben des BDS verantwortlich, die Fusion rechtlich und organisatorisch korrekt umzusetzen. Hierzu soll bereits im 2. Quartal eine erste gemeinsame Mitgliederversammlung den neuen Gesamtvorstand bestimmen. Bis dahin führt Markus Rundt auch den Ortsverband Pfronten / Nesselwang kommissarisch. Unterstützt wird er hierbei durch Martina Ullrich, die bisher als Schatzmeisterin Teil des Vorstandes war. Erste Kontakte des neuen Vorstandes mit der Gemeinde Pfronten konnten direkt geknüpft werden, da auch Bürgermeister Alfons Haf der Mitgliederversammlung beiwohnte. „Nicht nur die Fusion der Ortsverbände ist ein wichtiger Schritt in eine konsequente Neuausrichtung“, gibt der Betriebswirt zu verstehen. Der Ökonom wurde im Rahmen der letzten Bezirksversammlung auch in den BDS- Bezirksvorstand berufen. Damit hat der Altlandkreis Füssen nach langer Abstinenz wieder eine wichtige Stimme in Schwaben. Wie relevant dies für einen Wirtschaftsbeirat in Füssen ist und welche Aufgaben der Wirtschaftsbeirat zu erfüllen hat, wollte „Füssen aktuell“ unter anderem von Markus Rundt wissen.

Was erhoffen Sie sich durch einen Wirtschaftsbeirat?
Ein klar definiertes Mitspracherecht bei allen wichtigen Entscheidungen der Stadt, die eine mittelbare oder unmittelbare Auswirkung auf die Unternehmen der Region haben. Es ist wichtig zu erwähnen, dass ein solches Gremium in der Kommunalsatzung eigentlich längst verankert ist, aber bisher nicht eingerichtet wurde.

Wie soll dieser Dialog zwischen Wirtschaft und Politik aussehen?
Über Brückenglieder aus Kreisen des Stadtrates soll ein regelmäßiger Austausch des bereits bestehenden „Runden Tisches der Unternehmen“ mit dem Kommunalparlament und dem Bürgermeister stattfinden.

Welche Aufgaben soll der Wirtschaftsbeirat erfüllen, gehört das Stadtmarketing dazu?
Stadtmarketing ist nur ein Aufgabenbereich, weitere Themen sind die Wirtschaftsförderung (darunter zählen Neuansiedlungen und Bestandsbetreuung), die Mitgestaltung des gesamten Lebens-, Wohn- und Arbeitsraumes in und um Füssen, die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung, Verkehr sowie ein Think Tank für langfristige Projekte. Eben alles, was das Arbeits- und Berufsleben in Füssen attraktiv macht und so Fachkräftezuzug ermöglicht.

Gibt es ein Interesse für die Gründung eines wirtschaftlichen Gremiums seitens der Stadt?
Aufgrund der letzten Mitteilungen, welche der Bürgermeister öffentlich bekannt gegeben hat, muss ich leider davon ausgehen, dass es kein Interesse an einer echten Mitbestimmung der Unternehmerschaft gibt. Auch die Mehrheit der Stadtratsfraktionen übt sich aktuell in Zurückhaltung.

Manche Wirtschaftsbeiräte haben eine beratende Funktion andere wiederum sind initiativberechtigt. Welche Funktion soll der Füssener Wirtschaftsbeirat übernehmen?
Ich wünsche mir einen rein beratenden Wirtschaftsbeirat, der im Zusammenspiel mit den kommunalen Strukturen für eine prosperierende Stadt Sorge tragen kann. Wenn aber seitens der Kommune keine Strukturen bereitgestellt werden, muss ein Wirtschaftsbeirat in seinen rechtlichen Grenzen auch initiativ werden, sogar unabhängig von seiner Berechtigung.

Aus wie vielen Personen soll der Beirat bestehen, wie soll dieser gewählt werden und wer entscheidet das?
Der Beirat soll aus mindestens zwei und maximal drei Vertreterinnen / Vertretern des Stadtrates bestehen, die in dieser Funktion neutral, also ohne parteiliche Interessen, agieren. Sie stellen als Vertrauensmitglieder die Verbindung zum „Runden Tische der Wirtschaft“ dar, dem erweiterten Beratungsgremium. Die Wahl muss durch den Stadtrat erfolgen.

Welche Wirtschaftsunternehmen sollen darin vertreten sein?
Das erweiterte Beratungsgremium („Runder Tisch der Wirtschaft“) ist grundsätzlich für alle Unternehmerinnen und Unternehmer offen. Wer mitmachen möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Durch die vielen Rückschläge in Sachen Wirtschaftsbeirat haben leider viele aktive Mitstreiter/innen bereits das Handtuch geworfen. Sie glauben schlichtweg nicht mehr daran, dass sich die derzeitige Situation ändert.

Erst vor kurzem haben der BDS Füssen und der BDS Pfronten/Nesselwang fusioniert. Hat diese Zusammenführung einen Einfluss auf die Entwicklung eines Wirtschaftsbeirates in Füssen?
Diese Fusion hat grundsätzlich keinen direkten Einfluss auf den Wirtschaftsbeirat in Füssen. Mittel- bis langfristig soll es durch den Zusammenschluss gelingen, einen Wirtschaftsraum „Altlandkreis Füssen – Außerfern“ zu etablieren. Jede Kommune muss dabei aber erst einmal für sich die Grundlagen schaffen.

Text: Sabina Riegger · Foto: privat

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