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Positive Eindrücke aus dem Festspielhaus

„So lange hat das Festspielhaus noch kein Betreiber halten können. Gekauft haben wir es im Dezember 2016. Wir sind jetzt im sechsten Jahr und wir denken auch nicht daran aufzugeben.“ Klare Worte von Manfred Rietzler, der 2019 die Zukunft des Hauses nicht so optimistisch sah. Er wollte sich zurückziehen. „Lassen sie mich den Widerspruch auflösen. Als ich sagte, ich ziehe mich zurück, meinte ich, dass ich es meinem Team zutraue, das Festspielhaus zu führen. Ich habe das Glück Benjamin Sahler und Birgit Karle, die ein sehr gutes und eingespieltes Team sind, an meiner Seite zu haben. Sahler hat bewiesen. dass er das kann. Er ist der Operator und Intendant und zeitgleich hat er ein gutes Gefühl für Zahlen. Künstler und gleichzeitig Unternehmer zu sein, zeichnet ihn aus.“

Heute schaut der Chef des Hauses positiv nach vorne. Er hat gewichtige Unterstützer bekommen. Ein weiterer Grund für seinen Optimismus. „Die Öffentliche Hand beteiligt sich an den Kosten des Hauses. Wir haben die Zusagen von Stadt, Landkreis und Bezirk. Aus München fehlt noch ein definitives Ja. Aber auch da bin ich guter Dinge“, meint der 61-Jährige.

Das Festspielhaus scheint gestärkt aus der „harten Zeit“ rausgekommen zu sein. 70 Mitarbeiter, darunter auch Darsteller der Musicals, zählt das Haus in der ruhigen Zeit. Auch die Vermarktung der eigenen Musicals läuft um einiges besser als die Jahre zuvor. „Zeppelin ist gut angenommen. Wir arbeiten daran, es noch zu kürzen. Seitens des Festspielhauses sehen wir es als Potenzial an, das Musical auf die nächsten zehn Jahre zu spielen.“ Der Technokrat, wie er sich selbst bezeichnet, ist zufrieden. Demnächst wird auch der Posten des Finanzleiters besetzt werden. „Es gibt noch einiges zu tun, aber vieles ist schon geschafft“, signalisiert der Vater zweier Söhne.

Über Manfred Rietzler wurde schon vieles geschrieben. Immer wieder taucht er als „Investor“ auf, ein Wort, das dem Marktoberdorfer so gar nicht schmeckt. Von vielen, wird er zuerst als Geldgeber wahrgenommen und dann als die Person, die er ist. Rietzler ist bodenständig und weiß, was er will. Er ist eben Unternehmer. Nicht mehr und nicht weniger. Als es mit dem geplanten Hotel am Festspielhaus nicht klappte, zog er sich zurück. „Ich versuche Geschäfte und Projekte zu machen, die sinnvoll sind. Und ich mache nichts, wenn ich weiß, die Leute sind dagegen und könnten mich deswegen vielleicht schief oder böse anschauen. Das ist es mir dann nicht wert“, so der Elektroingenieur. An der Aussage, dass Füssen nicht genügend Bettenkapazitäten hat, hält er dennoch fest. „Wir würden wesentlich mehr Tickets verkaufen, wenn die Leute hier übernachten könnten. Bei uns arbeiten zwei bis drei Damen, die sich nur damit beschäftigen irgendwo Unterkünfte zu beschaffen. Wir kooperieren mit den Hotels und trotz allem bräuchte ich 100 bis 120 Zimmer, einfach als Kapazität für das Festspielhaus“, meint der Unternehmer.

Rietzler ist gerne im Allgäu, „am liebsten wenn es warm ist“, meint er lächelnd. „Ich komme aus Bertoldshofen, da bin ich noch verwurzelt. Mein Vater war bei Fendt-Mechanikermeister, meine Mutter war Hausfrau. Während Corona habe ich leider beide verloren. Sie kamen von einem Bauernhof und sind dann in die Stadt, nach Marktoberdorf gezogen.“ Wie sehr er noch mit dem Dorf verwurzelt ist, zeigte sich am Kauf der Dorfwirtschaft – ein 300 Jahre altes Gebäude, das er sanieren ließ und verpachtete. „Es ist ein Schmückstück“, sagte damals bei der Eröffnung Landrätin Rita Maria Zinnecker.

Seine Hobbys sind an einer Hand abzuzählen. Neben Tauchen und Boot fahren ist er ein begeisterter Bier-Brauer. „Weil das thailändische Bier nicht so schmackhaft ist, braue ich mein Bier selbst. Es ist ein 200-Liter-Sud und es schmeckt super. Es gibt einfach einen Unterschied zwischen Industrie- und Frischbier“, ist er der festen Überzeugung. Sein größtes Hobby ist allerdings die Technik, die ihn fasziniert und mit der er sich sehr gerne und viel beschäftigt, selbst dann, wenn es ihn nicht betrifft. Roboter und künstliche Intelligenz sind für ihn spannende Themen. Seine Begeisterung ist so groß, dass er sich an einige Firmen beteiligt hat. Irgendwann möchte er Mensch und Maschine zusammenbringen, die sogar auf der Bühne des Festspielhauses mit den Künstlern tanzen als „Einmalevent“ wie er sagt. Sohn Tobias Rietzler, hat erst vor kurzem den IFOI Award, den Innovationspreis vom VDA, gewonnen. 35 Programmierer arbeiten in seiner Firma „robominds“ die künstliche Intelligenz für die Industrierobotik entwickelt. Füssen darf gespannt sein, wann dann auf dem Bühnenparkett Mensch und Roboter zusammenfinden.

Text · Foto: Sabina Riegger

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