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Fangfrisch aus dem Netz

Fabian Schmid beliefert seine Kunden mit frischem Fisch vom Mailänder Fischmarkt.

Am 20. März 2020 machte sich Fabian Schmid selbständig. Er kauft Fische auf dem Mailänder Fischmarkt und verkauft sie hier im Allgäu. Seine Kunden sind hauptsächlich Restaurants, nur ein kleiner Teil davon sind Privathaushalte.

Bestellt werden kann jeden Montag, geliefert werden die Fische immer mittwochs. „Und es gibt nichts an Fischen, die man bei mir nicht bestellen könnte“, so Fabian Gerardo Schmid. Denn Mailand verfügt über einen der größten Fischmärkte Europas. Die Fische kommen größtenteils aus Spanien, Frankreich und Portugal. Sie werden in der Nacht angeliefert. Das sind tausende von Tonnen im Jahr. Die Produkte werden von 26 Handelshäusern vertrieben. Eine staatliche Organisation überwacht den Fischmarkt, ein Veterinär macht Stichproben im Labor und sorgt für eine einwandfreie Qualität.

Dass er sich mit 22 Jahren selbständig machen würde, stand zu keiner Zeit zur Diskussion. Sein Vater und ein sehr guter Freund, der schon im Fischhandel tätig war, wollten auch im Allgäu ihren Fisch vertreiben. Doch stattdessen holte man den gelernten Koch mit ins Boot. „Manchmal ist es gut, unbedarft an Dinge ran zu gehen, weil man sich ansonsten gar nicht trauen würde“, erzählt der 24-Jährige. Seine Firma heißt „mare e monti“. „Den Namen schlug mein Bruder Felix vor. Ich fand den Namen passend. Denn das machen wir tatsächlich, den Fisch in die Berge bringen“, lacht er. Am Anfang fuhr er noch selbst nach Mailand. „Um neun Uhr abends bin ich los, damit ich pünktlich um halb drei oder drei Uhr nachts dort war. Es war für mich alles sehr spannend und neu“, erzählt er begeistert. Diese Vielfalt, die sich ihm anbot, die Menschen, die Geschäftigkeit am frühen Morgen, das laute Reden und Gestikulieren faszinierten ihn. „Dieser Geruch von Fisch, Meer und Salz war mir immer schon so vertraut. Ich verbinde damit Kindheitserinnerungen. Meine Großeltern leben in Salerno, das ist unterhalb von Neapel“, erzählt er. Als er noch ein Kind war, sprach er wenig bis gar nicht italienisch. Warum das so war, weiß er nicht. Irgendwann machte es „klick“ und es war keine Scham da, Sätze oder Wörter falsch auszusprechen. Heute kann es passieren, dass er den ganzen Tag kein Deutsch spricht. „Das ist allerdings meiner Arbeit geschuldet, weil meine Kunden größtenteils Italiener sind.“

Als er sein Geschäft anmeldete, standen ihm seine Eltern, sein Bruder und sein Steuerberater zur Seite, die ihn jeder auf seiner Weise unterstützten. „Das hat mich sehr beruhigt, weil ich dann doch ziemlichen Respekt vor der ganzen Sache hatte.“ Im Magnuspark in Füssen, hat er eine Lagerhalle angemietet, die ihm sein Vermieter renovierte, so dass er nur noch den Rest einbauen musste. Jetzt stehen dort Tiefkühlanlagen und Paletten sowie zwei Kühlkombis. An der Tür steht F. Gerardo Schmid. Von dort aus beliefert er seine Kunden bis nach Heidenheim und Schongau. Zwei Fahrer holen mittlerweile die Fische aus Italien. „Ich liefere dann die bestellte Ware an meine Kunden aus, weil mir der persönliche Bezug besonders wichtig ist“. Da während des Lockdowns die Restaurants geschlossen hatten, entschloss sich der junge Unternehmer, Pizzerien zu beliefern, die Essen zum Mitnehmen anboten. „So konnte ich die Produkte für den Pizzabelag liefern. Schinken, Muttitomaten aus der Dose, die übrigens die Besten sind, Büffel-Mozzarella und einiges mehr.“ Die Idee fand Zuspruch, so dass Fabian Schmid neben seinen Fischlieferdienst diese zusätzlichen Produkte nun auch im Sortiment hat.

Der gebürtige Füssener hat noch viele Ideen. Irgendwann will er ein Lebensmittelfachgeschäft eröffnen, mit frischem Fisch und Meeresfrüchten und vielleicht auch ein bisschen mehr, was Italien so an kulinarischen Leckereien zu bieten hat. „Doch das ist noch Zukunftsmusik. Aber ich bin ja noch jung und habe Zeit“, lacht er wieder. Auf die Frage, ob er einen Lieblingsfisch hat oder ein Lieblingsessen, muss er nicht lange überlegen. „Wenn ich essen gehe, dann bestelle ich am liebsten eine Fischplatte.“ Ein „richtiges“ Hobby hat der 24-Jährige nicht. Es fehlt die Zeit. „Dafür bin ich zu viel unterwegs. Aber falls man Essengehen als Hobby einstufen würde, dann wäre das mein Hobby.“ Wenn Privathaushalte bei ihm bestellen, dann gibt es manchmal Fragen, wie er den Fisch zubereiten würde. „Natürlich sage ich es dann, aber meistens hat jeder sein eigenes Rezept, oft auch ein Familienrezept, das vererbt wird. Das finde ich faszinierend. In italienischen Familien ist das oft der Fall“, erzählt er. Ganz aus der Küche hat er sich nicht verabschiedet. Ab und zu kocht er im Restaurant seines Vaters „Da Giovanni“ in Schwangau. „Wenn man nicht kochen muss, dann macht das sehr viel Spaß“, schmunzelt er.

Info
Bestellungen für tiefgefrorenen Fisch und Meeresfrüchte immer bis spätestens Montag.
Lieferung frei Haus immer mittwochs.
Telefon Nummer: 0174 / 9586420

Text · Foto: Sabina Riegger

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