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250 Jahre alte Viola kehrt nach Füssen zurück

Durch den Erwerb eines überaus besonderen Stückes konnte das Museum der Stadt Füssen seine Sammlung an originalen Musikinstrumenten nun weiter ausbauen. Mit Unterstützung der Sparkasse Allgäu gelang es dem Museum, die wohl einzig originalgetreu erhaltene Viola d’amore von Simpert Niggel in ihren Besitz zu bringen. Am Vormittag wurde das antike Exponat offiziell der örtlichen Presse präsentiert, bevor es seinen festen Platz im Museum eingenommen hat.

Die Viola d’amore, die nachweislich aus dem Jahr 1759 stammt, hatte bis vor Kurzem noch einer Musikerin aus Florida gehört. Es lag ihr sehr am Herzen, dass dieses hervorragend erhaltene Instrument wieder über den Atlantik an seinen Ursprungsort in Europa zurückkehrt. Hergestellt wurde sie von dem Füssener Geigenmacher Simpert Niggel (getauft am 14. Oktober 1710 in Waltenhofen, gestorben am 17. Juli 1785 in Füssen). Eine weitere Viola d’amore von Niggel ging 1944 in Berlin kriegsbedingt verloren. Boden und Zargen des in seiner ursprünglichen Bauform erhaltenen Instruments sind aus Vogelaugenahorn. Der von einem Frauenkopf mit verbundenen Augen gekrönte Wirbelkasten hält 14 Wirbel für je sieben Spiel- und Aliquotsaiten. Im Korpus klebt ein gedruckter Zettel mit dem Text „Sympertus Niggell, Lauten und Geigen-Macher in Fussen, 1759“. Die letzten zwei Ziffern davon sind handgeschrieben. Simpert Niggel gilt als der bedeutendste Füssener Geigenbauer im 18. Jahrhundert. Er heiratete 1740 Regina Ott, die Tochter des Lautenmachers Johannes Ott und übernahm damit dessen Werkstatt und Haus in der Ritterstraße 11, wo er bis zu seinem Tod arbeite und unter anderem den vaterlosen Johann Anton Gedler zu einem tüchtigen Geigenbauer ausbildete. Die Gedenktafel am Hauseingang hat das Museum der Stadt Füssen im letzten Jahr renovieren lassen.

Die „Viola d’amore“ war vor allem im 17. und 18. Jahrhundert als Soloinstrument sehr beliebt. Sie wurde wie eine Violine gespielt und hatte fünf bis sieben Spielsaiten, die je nach Stück unterschiedlich gestimmt sein konnten. Sie besaß unter den Spielsaiten eine meist gleiche Anzahl von sogenannten Aliquotsaiten, die nicht direkt angespielt wurden, sondern als Resonanzsaiten mitschwangen. Diese verliehen der Viola d’amore einen silbernen, als besonders lieblich geschätzten Klang. Das älteste erhaltene Instrument dieser Art stammt von dem Füssener Lautenmacher Raphael Möst und wurde 1643 hergestellt. Es zählt heute zu den Schätzen des Tiroler Landesmuseums in Innsbruck. Insgesamt 20.000 Euro hatte die Sparkasse Allgäu dem Museum der Stadt Füssen vor knapp neun Jahren für den Erwerb von besonderen und seltenen Stücken zur Verfügung gestellt. Mit dem Erwerb der Viola d’amore nun und dem Kauf eines Instrumentes von dem Vilser Geigenbauer Johann Ulrich Eberle vor wenigen Jahren, konnte dieses Geld hervorragend investiert werden. Zu bewundern ist die Viola d’amore seit heute im Museum der Stadt Füssen.

Text/Bild: Füssen aktuell

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