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70 Jahre Camping am Bannwaldsee

„Es gibt viele Wege zum Glück, einer davon ist Camping“, sagt man. Aber es ist viel mehr als das. Es ist eine Lebenseinstellung und ein gewisses Gefühl von Freiheit, das der Camper auf seinen Reisen genießt. Am Bannwaldsee bei Schwangau wurden die allerersten Zelte wahrscheinlich schon nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aufgeschlagen. Erstmalig erwähnt wird eine „Camping-Bewegung“ am Bannwaldsee in der Chronik des Deutschen Camping Verbandes, die von einer Rallye-Veranstaltung im Jahr 1951 berichtet. Bereits wenige Jahre später eröffneten Anton und Wilhelmine Christa dort den „Zeltplatz Onkel Toni“. Alte Postkarten zeigen die besondere Idylle am See, vor dem Hintergrund der malerischen Allgäuer und Ammergauer Alpen.

Aus Zwei wird Eins

Die Urlauber und Gäste kamen schon damals so zahlreich, dass Elfriede und Margarete Höß neben Onkel Tonis Zeltplatz 1958 noch einen weiteren Platz eröffneten. Der Name „Seguba“ stand fortan für „Seegut am Bannwaldsee“. Für die Schwangauer Familie Helmer begann das Abenteuer Campingplatz schließlich im Jahr 1968. „Das war von Anfang an eine Sache, bei der die ganze Familie zusammengeholfen hat“, erzählt der heutige Betreiber Peter Helmer. „Mein Vater hat damals zuerst den Laden und die Gaststätte auf dem Zeltplatz Onkel Toni übernommen. Mein Onkel war der Platzwart, meine Tante die Wirtin.“ Allerdings gab es zum damaligen Zeitpunkt weder Trinkwasser noch Strom auf den beiden Campingplätzen. Das Wasser wurde schlichtweg aus dem See gepumpt und der Strom stundenweise mit einem alten Dieselaggregat erzeugt. Ein Jahr später, 1969, übernahm Josef Helmer offiziell zuerst den Zeltplatz Onkel Toni, zwei Jahre später dann auch den „Seguba“. Trotzdem wurden beide Plätze weiterhin getrennt geführt. Erst mit dem Bau des großen Hauptgebäudes, in dem auch heute noch die Anmeldung und Administration untergebracht ist, wurden die beiden Plätze 1975 zusammengelegt. Josef Helmer hatte dafür das Grundstück, das zwischen den Plätzen lag und ihm gehörte, mit eingebracht, wodurch der neue „Campingplatz Bannwaldsee“ auf insgesamt 600 Stellplätze erweitert werden konnte. Zwischenzeitlich hatte der Landkreis Ostallgäu zusammen mit der Gemeinde Schwangau den Bannwaldsee gekauft. Ebenso waren Wasser- und Stromversorgungen in den letzten Jahren entstanden.

Peter Helmer mit seiner Familie.

Gründung der Josef und Luise Helmer GmbH & Co. KG

Schon damals zeichnete sich schnell ab, dass die Familie Helmer verstärkt im Tourismus, dem Gastgewerbe und der Hotellerie ihre Berufung gefunden hatte. „Unser Vater hat uns alle zusammengeschweißt“, erzählt Peter Helmer. „Mit meinen Geschwistern und mir hat er eine Gesellschaft gegründet, in der jeder seine feste Aufgabe hat. Mein Bruder Josef ist Küchenmeister, Martin ist Hotelmanager und meine Schwester Anni als Hauswirtschafterin die gute Seele im Betrieb. Den Campingplatz hat er schließlich mir anvertraut, während meine Geschwister das Hotel Helmer im Dorfkern führen.“ Bis zum heutigen Tage unterliegt der Campingplatz Bannwaldsee dabei einem ständigen Entwicklungsprozess. Aus dem ehemaligen Zeltplatz ist im Lauf von gut fünfzig Jahren eine hochmoderne Komfortanlage geworden, mit nahezu allem, was das Camper-Herz begehrt. Was früher nur eine schlichte Möglichkeit gewesen ist, einen kostengünstigen Urlaub zu verbringen, ist heute eine reine Wissenschaft. Campte man damals relativ einfach mit Zelten und einfachen Gegenständen zur Erholung, ist der Gast heute mit Campingutensilien aller Arten ausgestattet. Aus der einstigen „Stoffvilla“ oder dem „Haus am Haken“ wurde längst ein luxuriöser Wohnbereich mit Küche, Bad, Sat-TV oder heute WLAN. So kamen auch auf dem Campingplatz Bannwaldsee immer wieder neue kleinere oder auch größere Gebäude hinzu. 1990 eröffnete die platzeigene Pizzeria ihre Tore, 1996 wurde das zentrale Sanitär- und Toilettengebäude fertiggestellt.

Zweitgrößter Ortsteil der Gemeinde

„Als 4-Sterne-Campingplatz musst Du heute enorme Anforderungen erfüllen“, so Helmer, der rund um den Platz von rund vierzig Mitarbeitern unterstützt wird. „Das fängt bei den sanitären Einrichtungen an und geht bis hin zu gartenähnlichen Vorplätzen für Wohnwägen. Auch unser Wellness- und Pflegeangebot direkt hier im Haus wird sehr stark angenommen.“ Erst vor zwei Jahren wurden die Sanitäranlagen im Unter- und Erdgeschoss des Hauptgebäudes erweitert und komplett modernisiert. Insgesamt verfügt der Campingplatz Bannwaldsee heute über rund 700 Stellplätze. Gut ein Drittel der exklusiven Plätze wird dabei von sogenannten Dauercampern genutzt, die zumeist aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern kommen. Etwa fünfzig Prozent der Gäste reisen heute mit dem Wohnmobil, was auch die Entwicklung der Verweildauer im Lauf der Zeit verändert hat.

Während die Urlauber früher noch viel länger buchten, sind es heute oft nur wenige Tage oder sogar nur eine Nacht. Wurde damals nur im Sommer übernachtet, wird heute das ganze Jahr über gecampt. „Das sehen wir besonders an unserem Wohnmobilstellplatz, den wir vor circa zehn Jahren gebaut haben“, sagt Peter Helmer. „Diese 24 Komfortplätze befinden sich, genauso wie die Schlaffässer, noch vor der Eingangsschranke des Campingplatzes und sind so gut wie jede Nacht ausgebucht.“ Ist der Platz zu Ferienzeiten voll besetzt, stellt das gesamte Areal mit gut 1.500 Gästen den zweitgrößten Ortsteil der Gemeinde dar. Es ist ein Kreislauf, zu dem auch ein eigener Wertstoffhof, eine Servicestation für Wohnmobile sowie eine Entsorgungs- und eine Hundewaschstation gehören.

Um das hohe Maß an luxuriöser Ausstattung in den einzelnen Einrichtungen konstant zu garantieren und zu halten, lässt Peter Helmer den Platz alle zwei Jahre neu zertifizieren. Alle Bereiche werden dafür immer wieder modernisiert. „Das ist absoluter Hotelstandard“, sagt er. „Da brauchen wir uns vor 4- oder sogar 5-Sterne-Hotels nicht zu verstecken.“ Erst zur vorletzten Saison hat Helmer das Hauptgebäude mit dem gesamten Sanitärareal sanieren lassen. Angefangen von Brandschutz, Fußbodenheizungen, neuen Wasserleitungen, bis hin zu neuen Be- und Entlüftungsanlagen. Mit den letzten Maßnahmen wurde schließlich auch dafür gesorgt, dass der Campingplatz mit allen seinen Stationen nun komplett barrierefrei erreichbar ist.

Mehrere Jubiläen und die Rente

Auch sehr viele Freundschaften haben sich in den vergangenen Jahrzehnten für Peter Helmer, der, so könnte man sagen, Bürgermeister eines eigenen Ortes ist, entwickelt. Schließlich kommen einige Gäste über viele Jahre hinweg immer wieder hierher. Viele von ihnen kennt er schon aus seiner Jugend, andere sind bereits die zweite oder dritte Generation von Gästen, die früher hier waren. Seinen ersten Ferienjob auf dem Platz hatte er im Alter von vierzehn Jahren. Für den heute nun 65-Jährigen stellt dieses Jubiläum auch gleich mehrere kleinere Jubiläen dar, ganz abgesehen von seinem bereits erreichten Renteneintrittsalter.

Nicht nur, dass Camping am Bannwaldsee seit nunmehr siebzig Jahren generell betrieben wird. Vor fünfzig Jahren übernahm sein Vater den Seguba-Platz, Peter selbst ist jetzt seit vierzig Jahren am Platz. Zudem feiert der Bannwaldseestadl, in dem fast jeden Abend ein buntes Unterhaltungsprogramm angeboten wird, in diesem Sommer sein 10-jähriges Bestehen. Dem Camping der Luxus-Klasse den Rücken kehren will Peter Helmer noch nicht. Immerhin kann er sich aber schon jetzt fest darauf verlassen, dass die nächste Generation bereits in den Startlöchern steht.

INFO
Münchener Str. 151 · 87645 Schwangau
Telefon: 0 83 62 / 9 30 00 · www.camping-bannwaldsee.de

Text: Lars Peter Schwarz ·
Fotos Alexander Rauch, CSU Ortsverband Schwangau (1)

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