LebenSport & Freizeit

50 Jahre Tennisclub Schwangau

Ballsport direkt unterhalb der Königsschlösser

Ein paar Jahre hatte der Blick in die Zukunft des Vereins nicht wirklich gut ausgesehen. Eine stets weniger werdende Anzahl von Mitgliedern und die Neuausweisung eines Wasserschutzgebietes in der Gemeinde, von dessen Auswirkungen der Tennisclub Schwangau erheblich betroffen gewesen wäre, ließen den Verein um seine Zukunft bangen. Zuletzt hatte dann auch noch Profitrainer Jens Gerlach seine Arbeit in Schwangau beendet. Jetzt zum 50-jährigen Bestehen des Vereins, sieht die Welt zum Glück wieder etwas anders aus. Die Mitgliederzahlen sind wieder etwas angestiegen, das Thema Wasserschutzgebiet hat sich positiv für den Verein entwickelt und auch ein neuer Trainer für die Nachwuchsarbeit konnte verpflichtet werden.

Offiziell gegründet wurde der Verein am 21. Juli 1971 in der Alpsee Bar des Hotel Lisl in Hohenschwangau, so belegt es die Vereinschronik. „Die Idee überhaupt so einen Club zu gründen, tauchte zum ersten Mal in einem privaten Gespräch von Dr. Karl Heinz Röder und dem Lehrer Ernst Schaller auf“, erzählt Peter Glöckner, der als Gründungsmitglied auch nach 50 Jahren immer noch dabei ist. Lange Zeit hatte er die Funktion als Sportwart, heute gehört er der Vorstandschaft noch als Kassenprüfer an. „Im Autohaus Mendler in Schwangau haben sich dann die ersten Interessenten in eine Liste eingetragen.“ Nächster wichtiger Schritt war die Wahl eines Standortes für die Tennisplätze,die ursprünglich am Geblerweg entstehen sollten. Nachdem sich das aber wieder zerschlagen hatte, wurden Gespräche mit den Gebrüdern Heinrich und Josef Velle geführt, die dem neugegründeten Verein schließlich ein Grundstück in Hohenschwangau zur Verfügung stellten. „Bis dahin konnte man Tennis überhaupt nur im benachbarten Füssen spielen“, so Glöckner. „Da rein zu kommen, war allerdings auch nicht ganz leicht“, lacht er. Aus anfangs einer Handvoll Interessenten, die sich zum Tennisclub Schwangau e.V. zusammenschlossen, wurden bis zum Ende des Gründungsjahres bereits insgesamt 157 Mitglieder. Die neuen Tennisplätze, insgesamt fünf an der Zahl, wie auch eine Trainingswand, konnten bereits zu Pfingsten im darauffolgenden Jahr bespielt werden.

Schon ein Jahr später begann dann auch die Planung für ein eigenes Clubheim, das noch im Herbst des gleichen Jahres fertiggestellt wurde. 25.000 D-Mark hatten die Vereinsmitglieder dafür gespendet und rund 600 Arbeitsstunden investiert, wurde in der Chronik festgehalten. „Das ging alles recht schnell“, so Peter Glöckner. „1973 haben wir dann mit zwei Herrenmannschaften auch ganz offiziell schon an Verbandsspielen teilgenommen.“ So entwickelte sich auch das Spielgeschehen recht zügig. Innerhalb weniger Jahre konnte man mit den Turniermannschaften der Damen, Herren und Jugend bis in die höchsten schwäbischen Spielklassen aufsteigen.

Da die Plätze von dem Club bis dahin nur gepachtet waren, setzte man sich als nächstes Ziel, das Grundstück möglichst schnell in Vereinsbesitz zu bringen. Erste Verhandlungen dazu wurden 1979 geführt. In dieser Zeit entstand mit „Platz 1“ auch der Center Court und sechste Platz des Vereins. Einen gehörigen Boom erlebte die Tenniswelt ab Mitte der achtziger Jahre, als die beiden Idole Boris Becker und Steffi Graf internationale Erfolge feiern konnten und das deutsche Tennis damit zum populärsten Zuschauersport nach Fußball avancierte. Die höchste Anzahl an Mitgliedern hatte der Verein mit 392 im Jahr 1994. Einzelne Spieler des Vereins überzeugten auch im Alter von über dreißig oder vierzig Jahren in den jeweiligen Altersklassen der Landesliga. „Herausragende Momente in der langen Geschichte des Clubs waren ohne Zweifel die Raiffeisen- und Sporthäusle-Turniere“, sagt Glöckner. „Das waren echte Großereignisse, da sind die besten Tennisspieler aus dem gesamten Altlandkreis zusammengekommen, was natürlich auch viele Zuschauer angezogen hat. Die größten Einzelerfolge waren die von Peter Keck und Christoph Grimm, die zweimal Meister auf schwäbischer Bezirksebene geworden sind.“

Damen-Bundestrainer Jens Gerlach

Für einen weiteren Aufschwung in der Zahl der Nachwuchsspieler sorgte in den vergangenen Jahren der Profi-Trainer Jens Gerlach. Der Stuttgarter hatte sich in der Gemeinde niedergelassen und den Verein in der Jugendarbeit erheblich unterstützt. Somit konnten auch wieder mehr Jugendmannschaften zu den offiziellen Wettbewerben angemeldet werden.Allerdings nahm Gerlach im letzten Sommer den Posten des U15-Nachwuchschefs von Swiss Tennis an, womit er seine Arbeit beim TC Schwangau nicht mehr fortsetzen konnte. „Das war sehr schade für uns“, so Ralf Klughammer, erster Vorstand des Tennisclub Schwangau. „Jens Gerlach hat uns hier wirklich gut getan. Seine Arbeit hat nun aber der tschechische Coach Radek Koudela übernommen, der die Kinder an zwei bis drei Nachmittagen oder auch individuell trainiert.“

Erst vor wenigen Jahren konnten durch den Verkauf von einem der sechs Tennisplätze Schulden getilgt werden, die noch bis auf die Gründung im Jahr 1971 zurückgingen. Außerdem wurden die Umkleidekabinen, wie auch die Innenräume, die Küche und sanitären Einrichtungen im Clubheim vollständig renoviert und saniert. Geändert hat sich in fünfzig Jahren insgesamt sehr viel, denkt man nur daran, dass es damals in keinster Weise gern gesehen, ja sogar verboten war, in bunter Kleidung auf dem Platz zu stehen. Vom Socken bis zum Stirnband war bis in die neunziger Jahre hinein einzig und allein ein striktes Weiß erlaubt. Derzeit spielen rund 90 Kinder und Jugendliche in den verschiedenen regionalen Ligen. Heute sind es insgesamt 283 Spielerinnen und Spieler, die dem Tennisclub Schwangau angehören, der älteste Aktive ist 86. Mit Andreas Bade hat der Verein nun auch wieder einen Wirt für sein Clubheim gefunden, der sich nebenher auch noch um die Pflege der Plätze kümmert. Eine Jubiläumsfeier möchte der Tennisclub Schwangau sehr gerne durchführen. Aufgrund der aktuellen Situation gibt es hier aber bisher noch keine konkreten Planungen.

Text: Lars Peter Schwarz · Foto: Hubert Riegger

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024