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Seitenblicke: Kryptowährungen

Noch vor wenigen Jahren hätten die meisten von uns beim Wort „Krypto“ eher an Supermann und Kryptonit oder die weltberühmte Enigma-Verschlüsselungs-Maschine im Zweiten Weltkrieg gedacht. Eine Form von Geld hätten wahrscheinlich die Wenigsten von uns mit diesem Begriff verbunden. Aber mittlerweile hat man die Bezeichnung Kryptowährung in nunmehr jedem Medium mindestens einmal gelesen, gesehen oder gehört. Und bisher wurden mehr Fragen aufgeworfen, als Antworten gegeben.

Was steckt dahinter? Ersetzt dieses digitale Geld irgendwann unsere geliebten Scheine und Münzen? Woher kommt es überhaupt? Wo wird es verwahrt und – natürlich auch eine sehr wichtige Frage – wie kommt man da ran? Was letztendlich die abschließende Frage aufwirft: muss man das überhaupt haben? Das aus dem Griechischen stammende Wort Krypto bedeutet so viel wie geheim oder versteckt. Und – unter uns – „geheimes Geld“ klingt doch irgendwie spannend. Nach einem auf einer Karibikinsel verbuddelten Piratenschatz, den man ausgraben und finden kann. Und der einem dann ganz allein gehört. Nun, so viel zur Phantasie, die Fakten haben nichts mit Sonne, Strand und Schaufeln zu tun.

Was sind Kryptowährungen?

An einer exakten Klassifikation, wie man zum Beispiel den Bitcoin steuerlich betrachtet, hapert es bis heute. Ist er eine Währung, eine Geldanlage oder ein Wertpapier? Die Antwort darauf konnte behördlicherseits noch nicht fallabschließend gegeben werden. Ursprünglich waren die Kryptos als alternative Zahlungsmethode für Online-Transaktionen gedacht. Ein blitzschnelles, global übergreifendes, elektronisches Zahlungsmittel. Ohne Transaktionsgebühren, fern der Kontrolle von Banken und Regierungen und – da weltweit einheitlich – auch ohne Währungsschwankungen. Mittlerweile haben die Kryptowährungen ihr anfängliches Schmuddel-Image als Zahlungsmittel für Kriminelle, Geldwäscher und Steuervermeider größtenteils ablegen können und sind salonfähig geworden. Genug akzeptiert sogar, dass sich auch Geldinstitute schon sehr intensiv mit eigenen Kryptowährungen beschäftigen, um aus der extrem gestiegenen Nachfrage Profit zu schlagen.

Gegenwärtig soll es sage und schreibe knapp 8.400 unterschiedliche virtuelle Währungen geben, die als ellenlange Zahlen- und Buchstabenreihen um unseren Globus schwirren. Denn etwas anderes sind sie de facto nicht, die Bitcoins, Ripples, Ethers und wie sie alle heißen mögen.

Sie werden nicht gedruckt oder geprägt, sondern geschürft (minen) oder geschmiedet (forgen). Nicht mit einer Spitzhacke und einem Hammer, sondern mit Computern. Wer wissen will, wie genau er/sie sich selbst zum Beispiel Bitcoins oder Ehters „minen“ oder „forgen“ kann, findet im Netz eine Fülle an mitunter sehr erhellenden Artikeln. Darauf hier einzugehen, würde allerdings den Rahmen sprengen. Nur so viel an dieser Stelle: Die Kosten an Hardware, Software und Energieverbrauch stehen kaum noch in einem reellen Verhältnis zum generierten Ertrag – zumindest für den privaten „Miner“. Deshalb gibt es auch andere Möglichkeiten, um an die virtuellen Münzen zu kommen.

Man kann sie auch kaufen

Dazu eröffnet man entweder bei einem spezialisierten Online-Anbieter seines Vertrauens (seit 2020 Bafin-zertifiziert) ein Bitcoin-Konto und kauft via Banküberweisung die Menge an gewünschten Bitcoins. Oder man installiert sich auf seinem Handy oder PC eine sogenannte „Wallet“, eine Online-Brieftasche, in die man seine online erhaltenen Bitcoins „einzahlen“ kann. Eine dritte Variante, die anscheinend zunehmend populärer wird, sind Bitcoin-Automaten, die man mit Bargeld füttert, um anschließend die Zugangsdaten zu seinem mit Bitcoins bestückten Konto in Papierform zu erhalten. Und jetzt sind sie da, die Coins, auf meinem Konto oder in meiner Wallet.

Was mache ich nun damit?

Entweder, ich verwende sie nach ihrer ursprünglichen Intention und bezahle eine Ware oder Dienstleistung damit. Das geht pfeilschnell und anonym.

Oder ich bunkere sie, um ihre enorme Volatilität (Kursschwankung) für mich zu nutzen. Und hier bin ich schon voll dabei, beim Spekulieren. Nun, wenn ich dann die Haltefrist von über einem Jahr einhalte, ist mein Ertrag (der Kursgewinn) steuerfrei. Spiele ich damit als Daytrader (so bezeichnet man Händler, die bestimmte Wertpapiere mehrfach täglich handeln), freut sich auch der Fiskus über meine Gewinne und kassiert – in Höhe meiner persönlichen Einkommensteuer – mit.

Die Chancen als Anleger

Kursgewinne satt! Nur als Beispiel: wäre man zu Beginn des Bitcoins im Jahr 2009 eingestiegen, hätte man nicht einmal 10 US-Cent für einen Bitcoin berappen müssen. Der gleiche Bitcoin wäre Stand heute über 55.000 US-Dollar wert! Da glänzen doch die Augen, oder? Aber Vorsicht, wenn, hätte und wäre sind Konjunktive, keine Anlagestrategien. Denn gerade diese extreme Volatilität (Kursschwankung) markiert auch die Schwäche des Bitcoins und der anderen Krypto-Konsorten. Setzt man hier beim Zocken Haus und Hof aufs Spiel, kann ein baldiger Umzug unausweichlich werden.

Deshalb, wenn ein Invest in Krypto, dann wirklich nur mit Geld, das man problemlos verschmerzen kann. Und vor dem Invest, bitte das jeweilige Produkt genau unter die Lupe nehmen. Denn hier gilt noch mehr als beim Aktienmarkt: Gerüchte können Kurse beflügeln oder zum Absturz führen. Kurzzeitige Kursbewegungen von +- 30% sind keine Seltenheit. Gerade, wenn das Gerücht die Runde macht, dass diverse Staaten ihr Augenmerk vermehrt auf die Zugangskontrolle und Besteuerung der Krypto-Assets richten. Oder wenn der erwiesenermaßen aus Jux und Tollerei kreierte Dodgecoin (eine andere Krypto-Währung) nach dem Tweet eines Herrn E. Musk (völlig substanzlos) plötzlich durch die Decke schießt, ist auch hier erhöhte Vorsicht geboten.

Manch Analyst warnt gar vor einer Krypto-Blase, die demnächst implodieren würde. Ich sage nicht nein zu den Kryptos, dafür sind sie viel zu spannend. Ich sage nur: Augen auf und die Dollar-Zeichen aus den Augen wegblinzeln, damit das Gehirn mitschauen kann.

von Harald Birkholz

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