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Ganz schön cool

Tieftemperaturen für Entspannungen

Etwas in Einklang zu bringen, ist für Wolfgang Lausecker nichts Ungewöhnliches. Der Wirtschaftsingenieur aus Stanzach im Lechtal beschäftigt sich in seiner Firma CoolTech mit Tieftemperaturbehandlung. Dafür hat er 2014 den Innovationspreis in Tirol bekommen.

„Von Erfolgen gekrönt“, so könnte man den beruflichen Werdegang von dem gebürtigen Niederösterreicher nennen. Sein Interesse an technischen Prozessen und die Neugier daran hat ihm weltweit zu Ansehen verholfen. Wer bitte sehr bringt Musikinstrumente in eine Kältekammer und setzt sie dort 15 Stunden einem Prozess aus, um dann dem Musiker und der Musikerin zu sagen, dass das Instrument leichter zu spielen ist?

Wolfgang Lausecker vor seiner
Tiefkühlkammer.

Sein System hat funktioniert. Alles was er macht, ist, dass er den Instrumenten die Spannung wegnimmt oder sie versucht auszugleichen. Wolfgang Lausecker bringt sie in eine Tiefkühlkammer und lässt sie mit Hilfe von Stickstoff auf Temperaturen von -180°C abkühlen. Die Prozedur dauert 15 Stunden. Dabei ist es wichtig, das Instrument ganz langsam abzukühlen und auch wieder aufzuwärmen. Man kann es sich als eine leichte Sinuskurve oder eine Intervalle vorstellen. Nur so baut man die Materialspannungen effektiv ab. Es ist eine trockene Kälte, die weder Werkzeugen noch Instrumenten schadet. Ganz im Gegenteil. Diese ausgezeichnete Behandlung schafft es, bei Werkzeugen, industriellen Bauteilen und Musikinstrumenten den Werkstoff zu verbessern. Viele Musiker bringen deshalb ihr „Allerheigstes“ zu ihm nach Stanzach. Das Ergebnis finden sie „überwältigend“, zumindest schreiben sie es in ihren E-Mails, die auf der Homepage des Unternehmens zu lesen sind.

„Als ich nach der Behandlung das erste Mal mit meinem Instrument gespielt habe, war ich hellauf begeistert. Einfachere Ansprache, freieres Spielen und eine klare Verbesserung bezogen auf „Problemtöne“ am Instrument. Die Tieftemperaturbehandlung hat sich für mich vollends ausgezahlt.“

Viera Blech – Behandlung eines Lechner Flügelhorn

Dass sein beruflicher Werdegang sich dann so entwickeln würde, hat er mit Anfang 20 wahrscheinlich nicht im Fokus gehabt, als er bei Plansee in der Entwicklungsabteilung anfing. Über diese Firma ging er nach Amerika und betreute dort einen Kunden mit der Abwicklung eines Projektes, der für die für Kinos Projektionssysteme sowie Lampen gebaut hat. Bei ihm fing er dann auch ein paar Jahre später an zu arbeiten. „Wir haben von der Spaceshuttle-Beleuchtung bis hin zum Luxor-Hotel, dem Stratosphere oder dem Cesar Palace in Las Vegas die Beleuchtung gemacht und auch die Beleuchtungssysteme auf der Bühne von Riverdance. Das war eine hammerinteressante Sache“, erinnert er sich. 1998 war er wieder in Tirol und bei Plansee. Für seinen Arbeitgeber baute er eine Firma in Füssen auf, die Rennsportventile anfertigte und an die Formel 1, in die MotoGP und eben auch in die NASCAR nach Amerika lieferte. Ab da war er in der Weltgeschichte unterwegs, oder besser gesagt, da wo die Motorsportszene zuhause war: Italien, England, Amerika, Japan. „Da kam ich dann erneut mit der Tieftemperaturbehandlung in Kontakt und wie sie genutzt wird. 2009 war dann der Startschuss für CoolTech“, erzählt der Unternehmer. Gemeinsam mit einem spanischen Unternehmen, das sich als einziges in Europa mit dieser Technologie beschäftigte, entwickelte er die Prozesstechnik und baute eine Anlage. „Am Anfang hatte ich ein bisschen Respekt vor dem Ganzen. Aber ich hatte Erfahrung und konnte mich fast 15 Jahre lang darauf vorbereiten“, beschreibt er seinen Schritt in die Selbstständigkeit.

Damals war er 43 Jahre alt und sein Gefühl gab ihm Recht. Seine Firma hat ein gesundes Wachstum und seine Technologie wurde im Fernsehen und einschlägigen Magazinen vorgestellt. Doch das ist noch nicht alles. Die Erfolgsgeschichte geht noch weiter, und zwar mit der Kryotherapie für Menschen. Eine Idee, die, wie er sagt, ganz harmlos entstanden ist. „Es war keine Kopfarbeit von mir, sondern mein spanischer Kollege hat gesagt: ‚Hast du das schon mal gehört, da gibts was, das ist genauso aufgebaut wie unsere Anlagen- nur für Menschen?‘ Ich habe das sicher ein Jahr liegen lassen und mich nicht darum gekümmert. Dann sind wir zusammen in ein Studio in Spanien und haben es ausprobiert. Das war ganz witzig. Erst dann habe ich begonnen zu schauen, wer kauft solche Anlagen, wer baut solche Anlagen, woher kommt das, wie schaut der Markt überhaupt aus“, erzählt der Familienvater.

Die erste Anlage haben sie dann relativ schnell verkauft. Anfangs übernahmen sie noch die Installation der Anlagen. Heute wird die Installation vom Hersteller durchgeführt. Wolfgang Lausecker kümmert sich allerdings um die ganze Inbetriebnahme, Einweisung, und Betreuung der Kunden. Die Cryosaunen können geleast oder gekauft werden. Es gibt sie in zwei verschiedenen Ausführungen: Mit Stickstoff und und rein elektrisch.

Es handelt sich um eine Les Paul ’59 Reissue

Sie war mal kurz „eingefroren„ … und es hat ihr unglaublich gut getan ! Jetzt ist sie wieder daheim, und der Sound ist um Klassen besser als vorher, und der war schon sehr, sehr gut. Dynamisch komplett ausgewogen über den gesamten Tonumfang, perfekte Akkordauflösung, „aufgeräumte“ Bässe und Obertöne, es gibt kaum genug Worte, um das ausreichend beschreiben zu können. Ich werd wohl noch ein paar Gitarren zum Einfrieren schicken.

Oliver Deak – Gibson Les Paul

Viele Therapeuten, Hotels und Medical- und Sportcenter nutzen diese Anlagen, um ihren Kunden und Patienten eine Alternative zur Rheuma und Schmerztherapie und auch für Entspannungszwecke bzw. zur Regeneration im Sport und Spitzensport anzubieten.

Wer das gerne ausprobieren möchte, ist bei CoolTech willkommen. Und keine Sorge, der gesamte Körper wird nur für kurze Zeit (2-3 Minuten) einer sehr niedrigen Temperatur (-150 °C) ausgesetzt.

Info:
Wolfgang Lausecker
Blockau 64a · A-6642 Stanzach · Österreich
+43 (0)676 6769800 · office@cooltech.at

Text · Foto (1): Sabina Riegger · Foto : privat (1)

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