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Königliche Bauherren

Sein Meisterwerk in München ist die Ludwigstraße. Eine Prachtstraße, die so viel mehr ist als nur ein Weg von A nach B. Mit der Ludwigstraße wollte der König seine Vorstellung von Bayern repräsentieren. Gebäude zu Wissenschaft, Kunst, Katholischer Kirche und Regierung des Königreichs sollten die dominanten Bauwerke an der Ludwigstraße sein.

Denkt man an König Ludwig II. von Bayern fallen einem vor allem seine berühmten Schlösser ein. Allen voran das Schloss Neuschwanstein, das auf einer Erhebung oberhalb des kleinen Ortes Hohenschwangau thront. Doch auch seine anderen Bauwerke wie das Schloss Herrenchiemsee, das Schloss Linderhof oder das Königshaus auf dem Schachen sind weit über die Grenzen Bayerns bekannt. Die Bauleidenschaft dieses Königs rückt heutzutage zumeist in den Vordergrund und stellt seine Vorgänger in den Schatten. So entsteht der Anschein bei vielen Gästen, Ludwig II. wäre der einzige Bauherr unter den bayerischen Königen gewesen.

Das widerspricht jedoch der Realität und man wird sogar feststellen, dass der Großvater des berühmten Märchenkönigs, König Ludwig I. von Bayern, ein weitaus geschäftiger Bauherr gewesen war. Unzählige Bauten ließ der Monarch vor, während und nach seiner Regentschaft erschaffen. Darüber hinaus war er an der Gestaltung und Ausschmückung diverser Bauwerke beteiligt. So ließ er beispielsweise Kirchenfester für den Kölner Dom anfertigen, die man dort heute noch bewundern kann. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass Ludwig I. aus völlig anderen Beweggründen baute als sein Enkel Ludwig II. von Bayern. Der Märchenkönig versuchte sich Rückzugsorte zu erschaffen. Orte, die nur für ihn vorgesehen waren, die ihm eine Flucht aus der Realität ermöglichten. Für seinen Großvater hingegen ging es um das genaue Gegenteil. Ludwig I. baute nicht nur für sich allein, sondern für die Institution der Krone, für das Ansehen Bayerns. Repräsentation und Prestige waren die roten Fäden seiner Baupolitik. Für ihn war es essenziell, dass seine Bauwerke gesehen werden. Durch die Intention Ludwigs I. sollte München ein Zentrum für Kunst und Kultur werden.

Darüber hinaus plante er, der eine tiefe Leidenschaft für Griechenland hegte, die Hauptstadt des Königreichs zu seinem Isar-Athen umzubauen. Diese hellenische Verehrung gipfelte 1832 in der Ernennung seines Sohnes Otto zum König der Griechen. 30 Jahre lang konnte sich dieser bayerische Prinz auf dem griechischen Thron halten und als König Otto I. in Griechenland regieren. Währenddessen sprossen in München diverse griechische Bauwerke aus dem Boden. Auf dem Königsplatz stehen sich seit dem 19. Jahrhundert die Propyläen, die Antikensammlung im Stil eines Tempels aus Korinth sowie die Glypthotek, die im Stil eines antiken Forums erbaut wurden, gegenüber. Aber auch die über der Theresienwiese befindliche Ruhmeshalle und die davor stehende Monumentalstaue der Bavaria entstanden durch König Ludwig I.

Sein Meisterwerk in München ist die Ludwigstraße. Eine Prachtstraße, die so viel mehr ist als nur ein Weg von A nach B. Mit der Ludwigstraße wollte der König seine Vorstellung von Bayern repräsentieren. Gebäude zu Wissenschaft, Kunst, Katholischer Kirche und Regierung des Königreichs sollten die dominanten Bauwerke an der Ludwigstraße sein. Auch der Beginn und das Ende der Straße wurden architektonisch umgesetzt. Am Beginn steht die Feldherrnhalle, ein Denkmal, errichtet zu Ehren der Armee des Königreichs. Das Ende der Straße bildet das Siegestor, ein Stein gewordenes Symbol des Sieges über Napoleon. Die Wissenschaft verkörpert das Gebäude der Staatsbibliothek, oder das damals neu erbaute Gebäude der Ludwig-Maximilians-Universität. Ein Bauwerk an der Straße, das zum Beispiel die Kunst beherbergte, war das Odeon, ein Konzerthaus. Die Religion spiegelte sich unter anderem in der von Ludwig erbauten Ludwigskirche wider. Und mit dem Regierungssitz der bayerischen Monarchen, der Münchener Residenz, stand die Herrschaft des Königshauses direkt an der Ludwigstraße.

Nicht alle Gebäude an dieser Prachtstraße stammen aus der Vorstellung König Ludwigs I.. Selbstverständlich gab es auch zur damaligen Zeit die Möglichkeit für andere Bauherren, Baugrund zu erwerben und diesen nach deren Vorstellungen zu bebauen. Doch war das Erscheinungsbild der Ludwigstraße für König Ludwig I. von so großer Bedeutung, dass er sich bei den Bauvorhaben der anderen Bauherren in die architektonischen Belange mit einmischte. Als beispielsweise Leo von Klenze, einer der bevorzugten Architekten Ludwigs I., mit dem Bau eines Wohngebäudekomplexes beauftragt wurde, scheute sich der Monarch nicht, ihn daran zu erinnern, dass das Erscheinungsbild des Gebäudes den architektonischen Stil der Ludwigstraße nicht stören dürfe. Auch dieses Gebäude musste sich in das Gesamtbild einfügen. Als Ludwigs Schwager, Herzog Max in Bayern, der Vater der berühmten Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Österreich, im Begriff war, sein Herzog-Max-Palais bauen zu lassen, erhielt er von Ludwig diverse Anweisungen über die Fassade, die Anordnung der Fenster, die Anzahl der Stockwerke und vieles mehr.

Imposante Bauwerke, die durch König Ludwig I. entstanden sind, gibt es jedoch nicht nur in München. Die Befreiungshalle bei Kelheim oder die Walhalla bei Donaustauf wurden ebenfalls auf sein Geheiß hin errichtet. Der Sohn König Ludwigs I. von Bayern, König Max II., der ab 1848 in Bayern die Königswürde trug, war dem Bauen ebenfalls nicht abgeneigt. Zu seinen Lebzeiten entstanden unter anderem das Schloss Hohenschwangau, das Maximilianeum, das heutzutage den bayerischen Landtag beherbergt, oder auch der Münchener Glaspalast. Der Glaspalast wurde anlässlich der Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung im Jahr 1854 erbaut. Eine beeindruckende Glas-Eisen-Konstruktion, die nur aus filigranen Stahlträgern und Glasplatten erschaffen wurde. Dieses monumentale Ausstellungsgebäude erstreckte sich auf einer Länge von 237 Metern, war 25 Meter hoch und 67 Meter breit. Durch sein imposantes Äußeres wurde es auch in den folgenden Jahrzehnten vielfältig genutzt. Leider fiel dieses Bauwerk im Jahr 1931 einem Brand zum Opfer und wurde nicht mehr aufgebaut.
Auch König Max I. Joseph und Prinzregent Luitpold von Bayern waren Bauherren ihrer Zeit. Weitere Details zu den Bautätigkeiten der bayerischen Könige erhalten Sie im Museum der bayerischen Könige.

Text: Vanessa Richter, Kulturvermittlerin im
Museum der bayerischen Könige in
Hohenschwangau
Fotos: Wikipedia

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