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Zeit für neue Lebensabschnitte

Führungswechel in der Fachklinik Enzensberg

29 Jahre war Hans Achatz in der Fachklinik Enzensberg tätig, davon 17 Jahre als Personalleiter. Eine lange Zeit für den Oberbayern, der Füssen schon aus seiner Bundeswehrzeit kannte. Jetzt darf er in den vorgezogenen Ruhestand. Dass er seine Kolleginnen und Kollegen vermissen wird steht außer Frage, doch die Freude auf die Zeit mit der Familie überwiegt weitaus mehr. „Jetzt kann ich bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Nachtzeit das machen, was ich möchte“, lacht er. Viele Mitarbeiter hat er während seiner Zeit als Personalleiter eingestellt. Unter anderem auch Alexander Heim, der seit dem ersten Januar der neue Kaufmännische Leiter in der Fachklinik Enzensberg ist. „Wir kennen uns schon sehr lange und hatten immer Kontakt zueinander“, erzählt Hans Achatz. Alexander Heim ist sozusagen kein Unbekannter oder vielmehr auch kein Neuer, denn viele Mitarbeiter kennt er noch aus seiner Zeit in der Fachklinik, als er die kaufmännische Ausbildung machte. 600 Mitarbeiter sind in der Fachklinik Enzensberg in Hopfen am See beschäftigt, sie gehört zu den größten Arbeitgebern in Füssen, abgesehen vom Bundeswehr-Standort. Aus seiner Zeit als Personalleiter hat Hans Achatz fast alle mit Namen gekannt. „Ich finde es sehr gundlegend, als Personalleiter zu wissen, wer die Kolleginnen und Kollegen sind und welchen Job sie im Haus machen“, erzählt der Familienvater. Als Kaufmännischer Leiter bekam er dann nicht mehr so viel mit, was allerdings nicht bedeutete, dass er kein Interesse hatte. Ganz im Gegenteil. „Was ich an diesem Haus sehr geschätzt habe war die Kollegialität, das Miteinander, das Interesse für den Anderen. Ich nenne es den Enzensberger Geist. Das gibt es nicht überall“, so der 62-Jährige. Die 17 Jahre als Personalchef haben seine Arbeit geprägt. Hier ging es um viel mehr als „nur“ Mitarbeiterinnen einzustellen. „Der Hauptgrund der Tätigkeit hier in der Fachklinik ist, dass wir die uns anvertrauten Patienteninnen bestens betreuen. Dafür müssen dann auch die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel das qualifizierte Personal, angefangen vom Arzt bis hin zum Haustechniker oder der Reinigungsfrau. Sie leisten alle ihren Beitrag zum Ganzen. Meine Aufgabe war es, die passenden Mitarbeiter dafür zu finden“, erklärt er. So leicht, wie es sich anhört, ist es schon lange nicht mehr. „Es wird immer schwieriger, Nachbesetzungen zu finden. Vor 25 Jahren war das bei uns noch einfacher. Seit drei oder vier Jahren merken auch wir diesen Fachkräftemangel, obwohl wir immer noch Glück haben. Der Name Fachklinik Enzensberg zieht immer noch“, erläutert der ehemalige Personalchef und Kaufmännische Leiter.
Eine große Aufgabe war der Anbau 2011, das Haus Drei, das er vorangebracht hat. Es war ein Meilenstein in der Geschichte der Klinik und zugleich ein Thema der Unterbringungsqualität. Zehn Millionen Euro wurden dafür investiert. Seine Verabschiedung aus der Fachklinik wird nicht so sein, wie er sich das vorstellt. Corona kam dazwischen. Die schwierigste Zeit seines Berufslebens, wie er sagt. An seinem Geburtstag findet auch seine Abschiedsfeier statt. Es gibt für alle Mitarbeiterinnen Currywurst, aber kein Händeschütteln, keine Umarmungen oder ähnliches. „Klar ist das ein Wermutstropfen für mich. Nach fast 30 Jahren habe ich mir meine Verabschiedung anders vorgestellt“, sagt er. Bei den Mitarbeiterninnen bleibt er in schöner Erinnerung als „ein feiner, greifbarer Chef“. Ein tolles Abschiedsgeschenk.

Alexander Heim

Als er 1992 sein Abitur machte, wollte er ursprünglich Chemie studieren. Sein Lehrer riet ihm davon ab, weil das Studium zu lang wäre und der Verdienst auch nicht überragend sei. Sein bester Freund riet ihm damals in die Fachklinik Enzensberg zu gehen. „Er schwärmte regelrecht von seiner Ausbildung dort“, erzählt Alexander Heim. Trotz vorheriger Zusage eines anderen Betriebes in Füssen, entschloss er sich für die Klinik. Keinen einzigen Tag hat er seinen Beschluss bereut. „Meine Entscheidung war richtig“, so der Schwangauer. Nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann studierte er Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Gesundheitsmanagement. 21 Jahre war er in der Fachklinik Bad Heilbrunn, sechs Jahre davon Personalchef und stellvertretender Kaufmännischer Direktor.

Nach fast drei Jahrzenten schließt sich nun der Kreis und er ist wieder da, wo alles begann. „Es fühlt sich an wie nach Hause kommen. Dass ich hier als kleiner Auszubildender angefangen habe und jetzt als Chef zurückkehren darf, ist wie ein Märchen. So muss man es fast sagen.“ Alexander Heim ist dankbar. Jetzt wird er mehr Zeit für seine Familie haben. Denn als er die Stelle in Bad Heilbrunn annahm, zog er mit seiner Frau kurz darauf nach Benediktbeuren. „Das hat nicht wirklich gut geklappt, weil wir jedes Wochenende nach Hause fuhren und bei der Familie oder Freunden übernachteten. Wir haben aus dem Koffer gelebt“, blickt er auf die Zeit zurück.

Dann kam der Entschluss. Die Familie bleibt in Schwangau und er pendelt. „17 Jahre lang bin ich zwischen Schwangau und Bad Heilbrunn gefahren. Das waren einfach 75 Kilometer“, erzählt der Familienvater. Manch einer hätte sich vielleicht nach einer näheren Arbeitsstelle umgesehen. Nicht so Alexander Heim. So wie er mit Schwangau verwurzelt ist, ist er es auch mit dem Unternehmen. „Vorhin sprach Hans vom Enzensberger Geist, ich nenne es die Philosophie des Unternehmens, die mich gehalten hat. Kurzum das gute Miteinander auch mit der Geschäftsführung.“

Die Einarbeitung des Betriebwirts in seine neue Aufgabe wird nicht schwierig sein. Die Strukturen der verschiedenen Kliniken sind nicht identisch aber größtenteils ähnlich. Die beiden Kliniken haben den gleichen Tarifvertrag, sie sind auch in einer Gesellschaft zusammengefasst, die den gleichen Träger haben. In den restlichen Kliniken ist das nicht der Fall. „Das ist historisch bedingt. Bad Heilbrunn war der erste Ableger der Fachklinik Enzensberg. Deshalb hat man damals dieses Konstrukt gewählt“, erklärt Heim.

Ideen hat er viele. Es gilt, die Klinik weiterzuentwickeln. Es müssen Weichen für eine weitere erfolgreiche Zukunft gestellt werden. Auch bauliche Maßnahmen und Anpassungen stehen an, wie zum Beispiel der Brandschutz, der immer ein Thema bleibt. Forciert werden soll auch die Optimierung der Rezeption.

Seine Verabschiedung hatte Alexander Heim genauso wie Hans Achatz unter Coronabedingten Maßnahmen durchgeführt. „Ich habe die Essensabgabe mitgemacht. So hatte ich die Gelegenheit, mich persönlich von den Mitarbeiter*innen zu verabschieden. Bei mir gab es zum Abschied Hamburger“, lacht er. Doch so sehr er sich auf sein „neues-altes“ Zuhause gefreut hat, ein bisschen Wehmut war doch dabei. Menschlichkeit ist für Alexander Heim die oberste Komponente. „Das ist auch der Schlüssel zum Erfolg.“

Text: Sabina Riegger · Foto: Fachklinik Enzensberg

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