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„Ich glaube fest und sicher: Wir werden miteinander glücklich werden.“

Der 22. Februar 1867 war nicht nur der 20. Geburtstag der bildhübschen Herzogin Sophie in Bayern, der jüngsten Schwester Kaiserin Elisabeths von Österreich, es war auch der Geburtstag der zukünftigen Königin von Bayern.

Erst wenige Wochen zuvor hatte der junge König Ludwig II. von Bayern um die Hand der Herzogin angehalten: „Meine geliebte Sophie! Die Knospe, die unbewusst (als Freundschaft) in meiner Seele keimte, ist aufgegangen, ist Liebe zu dir, meine theure Sophie, innige, aufrichtige, ungeteilte Liebe. (… ) Was ich damals, als ich noch kaum das Knabenalter verlassen hatte, als Kronprinz zu Dir sprach (dir andeutete), wiederhole ich nun klar als Mann und König: Ich liebe dich und schwöre Dir Treue. (… ) Willst Du meine Gattin werden? Genossin meines Throns? Königin von Bayern? Ich glaube fest und sicher: Wir werden miteinander glücklich werden (… ).“

Diese Worte schrieb Ludwig nachts, nachdem er von einem Ball im Hotel Bayerischer Hof in sein Appartement in der Münchener Residenz zurückgekehrt war. Er übergab den Brief natürlich nicht persönlich. Im Morgenrauen stürmte er in das Schlafzimmer seiner Mutter, Königin Marie von Bayern, und bat sie, bei den Eltern Sophies um deren Hand anzuhalten.
Von da an ging alles rasant. Bereits um 9 Uhr erhielt Ludwig das „Ja“ seiner Zukünftigen. Mittags verkündete er seine Verlobung an der Hoftafel und schon am selben Abend, während eines Theaterbesuchs führte die Königin-Mutter Marie die junge Herzogin unter den Augen aller Anwesenden in die Königsloge. Hier nahm Sophie neben König Ludwig II. Platz. Die Theatergäste jubelten. Es war offiziell.

Von da an liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Schließlich sollte die Hochzeit alles bereits Dagewesene überstrahlen, sollte es doch die erste Heirat eines regierenden Königs werden. Alle bisherigen Könige waren bei Amtsantritt bereits verheiratet. Der ausgewählte Termin ließ keine Pause mehr zu. Die Hochzeit sollte noch im selben Jahr, am 25. August 1867 stattfinden. Am Geburts- und Namenstag des Bräutigams.
Was Ludwig wohl zu diesem Schritt bewegte? Nicht einmal ein Jahr vorher verneinte er noch jegliche Heiratsabsichten gegenüber Sophies Familie. Ludwig und Sophie waren befreundet und teilten die Passion für die Musik Richard Wagners. Damals besuchte der König Sophie des Öfteren, wenn die Herzogliche Familie den Sommer in Possenhofen verbrachte und der König am anderen Ufer in Schloss Berg weilte. Sophie spielte wagnersche Stücke auf dem Klavier und sang dazu. Auch der Briefwechsel zwischen Sophie und Ludwig war in diesen Tagen sehr rege. Nachdem er Sophies Eltern aber unmissverständlich zu verstehen gab, dass er keine Ehe mit ihr eingehen wolle, brach der Kontakt ab. Ludwig schrieb: „Es tut mir wirklich leid, Dich jetzt längere Zeit nicht mehr zu sehen, aber unter den gegebenen Umständen ist mir das Kommen zu sehr verleidet. Dir, liebe Cousine, von ganzem Herzen einen vergnügten Sommer und guten vergnügten Landaufenthalt wünschend, bleibe ich zeitlebens Dein treuer Vetter Ludwig.“

Bis zu ihrem nächsten Wiedersehen vergingen Monate. Mitte Januar 1867 begegneten sie sich bei zwei Bällen. Erst bei einem Hofball und nur zwei Tage später beim besagten Ball im Hotel Bayerischer Hof. Was hier nur geschehen sein mag, das den König zu einem Heiratsantrag bewog?

Bis zum eigentlichen Hochzeitstermin musste noch einiges geleistet werden. Es wurden Medaillen geprägt, Gedenkblätter verfasst, ein Festspiel geschrieben, Gemälde und Lithographien angefertigt, die Sophie als Königin von Bayern darstellten und vieles mehr. Und nicht nur die Hochzeitsvorbereitungen waren in vollem Gange. Auch im Hinblick auf Sophies Stellung nach ihrer Heirat mussten diverse Vorbereitungen getroffen werden. In der Münchener Residenz wurden die Hofgartenzimmer für den Einzug der künftigen Königin vorbereitet. Darüber hinaus musste ein Hofstaat für sie zusammengestellt werden. Über die Besetzung eines Oberhofmeisters, einer Oberhofmeisterin, Hofdamen und weiterer Positionen wurde nachgedacht, denn sie alle sollten ja schon bald ihren Dienst antreten.

Im folgenden Frühling verlegten sowohl Ludwig als auch die herzogliche Familie ihre Aufenthaltsorte an den Starnberger See. Sophie bewohnte mit ihrer Familie deren Sommerresidenz Possenhofen, Ludwig sein Schloss Berg. Die zukünftigen Brautleute standen in regem Briefwechsel. Oft schrieben sie sich mehrmals täglich. In regelmäßigen Abständen kam der König sogar persönlich nach Possenhofen, um seiner Verlobten einen Besuch abzustatten. Allerdings mochte er außer Sophie niemanden sehen. Nur eine „Anstandsdame“ durfte mit im Raum sein, jedoch versteckt hinter einer Efeupflanze.

Umso näher die Hochzeit rückte, umso mehr änderte sich Ludwigs Stimmung. Nachdem er Anfang August, kurz vor dem bevorstehenden Termin, von einer Parisreise zurückgekehrte, wurde die Heirat kurzerhand auf den 12. Oktober verschoben. Seinen Geburtstag feierte er in Hohenschwangau. Ohne Sophie. Und bald darauf verschob er den Termin erneut auf den 28. November. Man kann sich denken, wie sehr die Gerüchteküche brodelte, als die Öffentlichkeit vom nochmaligen Aufschub erfuhr.

Am 7. Oktober beendete Ludwig schließlich seine Verlobung zu Sophie: „(…) Stets warst Du mir von Herzen werth und theuer, ich hänge an Dir mit inniger und wahrer und aufrichtiger Zuneigung, ich liebe Dich wie eine theure Schwester, (…) Wenn ich nun alle Vorbereitungen zur Hochzeit treffen ließ, mit Dir darüber sprach und schrieb, sie hinausschob, sie doch nicht aufgeben wollte, so geschah dies durchaus nicht, um Dich anzuführen (… ) O nein, hintergehen wollte ich Dich nicht, ich handelte im festen Glauben, es würde alles zu einem befriedigenden Ende führen. Ich hatte nun Zeit, mich zu prüfen, mit mir zu Rathe zu gehen, und sehe, daß nach wie vor meine treue, innige Bruderliebe zu Dir tief in meiner Seele wurzelt, nicht aber die Liebe, die zur Vereinigung in der Ehe erforderlich ist“.

Eines der wenigen Zeitzeugnisse dieser kurzen Verlobung ist das offizielle Verlobungsfoto, das König Ludwig II. von sich und seiner Braut anfertigen ließ. Dieses Bild ist u.a. im Museum der bayerischen Könige in Hohenschwangau zu sehen.

Text: Vanessa Richter, Kulturvermittlerin im
Museum der bayerischen Könige in
Hohenschwangau
Foto: Wikipedia

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