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Der ganz besondere „Vogelbaum“

In Vils ist ein Genossenschaftsladen mit angeschlossenem Café eröffnet worden

Es hat gut acht Monate gedauert, bis Georgi Angelovs neuestes soziales Projekt, dessen Ideengeber indes seine Frau Lora war, vor einigen Wochen endgültig Form angenommen hat.
So gibt es seit dem 28. November vergangenen Jahres nicht nur wieder ein Café in Vils im benachbarten Tirol, sondern auch einen nagelneuen Bürgerladen mit dem ungewöhnlichen Namen „Vogelbaum“. Dieser enthält die Buchstaben VGL, die nicht nur für Vilser Genossenschaftsladen, sondern auch für ein von den beiden aus Bulgarien stammenden jungen Menschen erdachtes Konzept stehen, dessen Motto „viele gute Lebensmittel“ lautet. Das „Stadtlädle“ ist zentral im ehemaligen Tourismusbüro im Rathaus des rund acht Kilometer von Füssen entfernten Ortes in Tirol untergebracht. Dabei hat sich der Bürgerladen die Adjektive „nachhaltig“, „regional“ und „ökologisch“ auf die Fahne ge- und sich damit einer gesunden Lebensweise sowie Ernährung verschrieben.

Seit geraumer Zeit nimmt Georgi Angelov einmal im Jahr ein soziales Projekt in Angriff. Demzufolge hat er im Mai 2018 die Aktion „30 Tage nacheinander auf die Vilser Alm joggen“ umgesetzt, mit der es ihm gelang, 1300 Euro für Sportgeräte für den Kindergarten Vils zu sammeln. Den „Lechweg am Stück laufen“ hieß es dann ein Jahr darauf, als Angelov 1000 Euro für ein Baumhaus für die Krippe der Wertachtal-Werkstätten in Füssen gesammelt hat, bevor 2020 und Corona kamen, das „nicht viel möglich“ machte, wie der 35-Jährige betont. Daher sei seiner Frau der Gedanke für ein ganz anderes soziales Projekt gekommen: Ein genossenschaftlich geführter Lebensmittelladen, in dem man Produkte aus der Umgebung kaufen kann, und ein „Café der anderen Art“ zu eröffnen. Gesagt, getan, setzten die Angelovs alle Hebel in Gang, bis der Bürgerladen mit angeschlossenem Café, der sich als Lebensmittel-Nahversorger durch seine „deutlich regionale und soziale Ausrichtung“ auszeichnet, Ende November 2020 öffnen konnte. In ihm findet man nun nicht nur viel regionales, saisonales Obst und Gemüse, sondern auch eine breite Palette an Biokost und frischen Backwaren, die laut Georgi Angelov zu „durchweg fairen Preisen“ angeboten werden. Darüber hinaus gibt es im „Vogelbaum“ ein stattliches Sortiment an unverpackten Lebensmitteln wie Getreide, Müsli, Samen und Nüssen, die helfen sollen, Plastikmüll zu reduzieren.

Von dem „gemütlichen Café nebenan“, das unter anderem mit Kaffee aus eigener Rösterei sowie hausgemachten Spezialitäten wie Kuchen, Brotaufstrichen, Snacks und einem Mittagstisch aufwartet, erhoffen sich die Angelovs, dass es sich zu einem „familiären Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Umgebung“ entwickelt. Demnach soll es ein „Ort der Begegnung in freundlicher Atmosphäre“ sein, in dem man „gute Gespräche“ führen kann, erklärt Lora Angelov und verspricht: „Bei uns findet jeder immer ein offenes Ohr.“

Für die 30-Jährige, die den Bürgerladen führt, erfüllt sich damit auch eine Art Lebenstraum. Verfolgt sie doch, wie ihr Mann allerdings auch, die Absicht, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Im Zuge dessen liegt ihr auch im Alltag „der faire Umgang mit der Natur am Herzen“, wie dies im gleichen Maße für die weiteren Mitarbeiterinnen im „Vogelbaum“, Manuela Walk, Brigitte Tröber, Teresa Raiser, Annabell Keller und Fani Bachwarowa, gilt. Sie setzen sie sich genauso für einen bewussteren Konsum, wie für eine „Wiederbelebung des Gefühls des Zusammenhalts“ und „gegenseitige Unterstützung“ ein, unterstreicht Georgi Angelov. Wichtige Partner für die Betreiber des „Stadtlädle“ sind dabei regionale Direktvermarkter, wie etwa Bauern mit ihren Milch- und Fleischprodukten.

Mehr als 100 Menschen haben sich bereits an der Genossenschaft beteiligt, die einen besonderen Zusammenhalt repräsentiert, den Lora Angelov gerade in der heutigen Zeit als sehr wichtig erachtet. Die Genossenschaftler verfolgen damit zugleich ein „Umdenken in Richtung bewusstes Konsumverhalten und soziale Beteiligung.“ Zugleich hoffen sie, „die Bürger benachbarter Orte wie Füssen, Pfronten oder Reutte“ dazu zu animieren, „auch einen Genossenschaftsladen zu gründen“, sagt Lora Angelov.

Stadtplatz 1
6682 Vils/Tirol.
Tel. 06 77 / 63 98 37 55.
vogelbaum.egen@gmail.com

Text: Alexander Berndt · Foto: privat

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