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Alles nicht so einfach

Auch wir in der Montessori Grundschule Füssen mussten, wie alle übrigen Schulen im Freistaat Bayern, ab dem 9.3. den regulären Schulbetrieb einstellen. Allerdings gab es bereits am letzten Schultag, dem 6.3., die ersten Hinweise darauf.

Deshalb haben wir den Schülern zeitnah Unterrichts-Materialien für die nächsten zwei Wochen mitgegeben. Allerdings war es für uns Lehrer nicht einfach abzuschätzen, welchen Lernumfang die Kinder bewerkstelligen können, da wir von den unterschiedlichen Situationen bei den Schülern zuhause wissen. Einigen ist zum Beispiel das häusliche Üben vertrauter als anderen.

Die ersten zwei Wochen Unterrichtsausfall waren also vorerst „gesichert“, nachdem die Kinder die Pläne und die Materialien für diese zwei Wochen erhalten haben. Wir Lehrkräfte blieben jedoch am Freitag, den 6.3., nach Unterrichtsschluss länger in der Schule, um das weitere Vorgehen in dieser besonderen Situation zu besprechen. Im Lehrerteam beschlossen wir zudem, dass auch nach der drohenden Schulschließung der Kontakt zu den Eltern und Kindern gewährleistet werden soll. Die telefonische Bereitschaft wurde auf die Tage Montag – Freitag von 8.00 – 11.00 Uhr festgesetzt. Zudem suchten wir frühzeitig den Kontakt per Email, da diesen Zugang alle Schüler und Eltern unserer Schule besitzen.

Über dieses Medium verschickten wir allerdings nicht nur Arbeitsblätter und allgemeine Informationen, sondern auch Lehrvideos, Empfehlungen zu elektronischen Lernprogrammen und Rückmeldungen zu persönlichen Anliegen. Die Lehrkräfte hinterlegten den Schülern zudem einzelne Korrekturen, die zuvor in den Briefkasten der Schule eingeworfen wurden. Auch neue Lernhilfen sowie Übungsmaterialien zum bevorstehenden Probeunterricht für die weiterführenden Schulen mit persönlichen Statements mussten von uns organisiert werden. Da kam insgesamt schon viel zusammen und stellte auch uns Lehrer vor ganz neue Aufgaben. Allerdings war nicht nur die Aufgabenfülle sehr fordernd, sondern auch der Umstand, dass die Art, wie wir Lehrer jetzt arbeiten mussten, völlig anders war als der normale Berufsalltag. Auch der fehlende direkte Kontakt zu den Kindern erschwerte die Vermittlung der Lerninhalte.
Wir vereinbarten, dass jedes Elternhaus mindestens einmal telefonisch kontaktiert wird, um neben dem Gesundheitszustand auch die Lernsituation der Kinder zu hinterfragen. Dabei wurde während der Telefonate notiert, welche Bereiche des häuslichen Lernens bereits gut funktionieren oder noch Hilfestellungen benötigen. Aufgrund dieser Rückmeldung erarbeiteten wir Lehrer über Telefongespräche möglichst individuelle Pläne für die Schüler, um auch hier dem Montessori-Gedanken der individuellen Lernförderung Rechnung zu tragen. Auch die sehr aufwändig gestalteten Lernvideos wurden auf das entsprechende Material zugeschnitten und teilweise sogar von einzelnen Kindern der Schulgemeinschaft durchgeführt.
Ein weiterer wichtiger Punkt war für uns das bereits erwähnte Lernen über elektronische Programme. Hierbei bot sich die sogenannte „Anton-App“ sehr gut an, da sie kostenlos verfügbar war und in den Kernfächern Mathematik und Deutsch einen sehr umfangreichen Fundus an Aufgaben, Übungen und Erklärungen enthält. Zudem ist eine sehr strukturierte Übersicht für alle Jahrgansstufen und Lernbereiche in den jeweiligen Fächern gegeben. Diese wurde mit in die Wochenpläne integriert. Auch hier war es für uns jedoch entscheidend herauszufinden, wie die einzelnen Kinder mit den elektronischen Medien arbeiten konnten. Für viele Kinder stellte diese Form der Mediennutzung allerding kein Problem dar.

Zu guter Letzt kann noch erwähnt werden, dass auch die übrigen Fachlehrer aus den Sparten Englisch, Religion und Sport Links und Aufgaben an die Eltern verschickt haben.
Insgesamt verlief diese sehr ungewohnte Schulphase, gemessen an den vielen neuen Herausforderungen, relativ gut. Allerdings mussten auch wir feststellen, dass ein Ersatzprogramm wie dieses natürlich nicht zu 100% den regulären Unterricht ersetzen kann, denn gerade in diesem kann die Schule ihre volle Stärke der individuellen Betreuung direkt am Kind mit seiner sehr umfassenden persönlichen Rückmeldung für die Schüler umsetzen.

Wir hoffen also, wie alle weiteren Bildungseinrichtungen, dass die Krise möglichst wenige Leute gesundheitlich betrifft und ein baldiges Ende findet, damit ein normaler Schulalltag wieder stattfinden kann.

Bis es jedoch soweit ist, werden wir unermüdlich wie bisher unser Bestes geben, um in dieser für alle nicht leichten Situation einen möglichst guten Job zu machen.

Text · Foto: Max Holzmann

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