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Eine Vision für ein liebenswertes Füssen

“Ideenwerkstatt“ legt Masterplan vor

Fährt man mit dem Auto vom Füssener Westen zum Friedhof oder nach Schwangau, passiert man den Kaiser-Maximilian-Platz künftig nicht mehr über der Erde, sondern darunter. So könnte der Verkehrsfluss in der Lechstadt in gut zehn Jahren geregelt sein. Überirdisch regt das Zentrum der Stadt mit Cafés und Geschäften zum Verweilen und Flanieren an.

Dies ist der Kern eines neuen Masterplans, den eine kleine Gruppe von Füssenern entwickelt hat und der den Bürgerinnen und Bürgern eine neue Perspektive geben soll, ihren Heimatort trotz eines hohen Verkehrsaufkommens für die Zukunft lebenswerter zu gestalten. Der Plan von einer Untertunnelung der drei Hauptverkehrsstraßen macht vor allem eines deutlich: Die Beteiligten dieses Gremiums, das aus insgesamt sieben unabhängigen Bürgern besteht und völlig parteilos agiert, sind sich dabei einig, dass nicht das Verkehrsproblem das zentrale Problem der Stadt ist. Größtes Problem ist ihren Ansichten nach der mangelnde Platz für Bürger und Touristen in der Innenstadt. Denn egal von welchem Ende der Stadt man zum anderen will, der Kaiser-Max-Platz bleibt der Knotenpunkt des Verkehrs, was auch dazu führt, dass die Stadt „zerteilt“ ist.

Wie lässt sich das Verkehrsproblem der Stadt lösen? Wie kann man das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt reduzieren oder entzerren? Ist die Möglichkeit der Umfahrung eine Lösung? Welche anderen Wege gibt es? Um über diese längst gestellten Fragen intensiv und ohne jegliche Zwänge nachzudenken, hatten sich die Beteiligten des Gremiums, die aus den unterschiedlichsten Bereichen, wie Tourismus oder Verwaltung, stammen, bereits im Herbst letzten Jahres zum ersten Mal zusammengesetzt. Treibende Kräfte der „Ideenwerkstatt“ sind neben dem Füssener Rehabilitationsmediziner und ehemaligen Stadtrat Dr. Hans-Martin Beyer, Professor Dr. Dominikus Hofmann, sowie der ehemalige Füssener Unternehmer und Stadtrat Klaus Zettlmeier. Dabei verfolgen alle Beteiligten dasselbe Ziel, die Innenstadt für Menschen als Fußgänger oder Radler nutzbar zu machen und eine verkehrsberuhigte Zone zu schaffen, die sich vom alten Landratsamt bis zum Kaiser-Max-Platz sowie von der Morisse bis zum Pulverturm zieht. „Wir träumen von einem Füssen, das künftig nicht mehr zerteilt, sondern vereint ist, so ist die Idee von der verbundenen Stadt entstanden“, erklärt Klaus Zettlmeier.

Umfahrung keine Lösung

Denn verantwortlich für die Teilung der städtischen Wohn-, Arbeits- und Einkaufsquartiere sind mit der Augsburger-, Luitpold- und Sebastianstraße die Hauptverkehrsachsen, auf denen regelmäßig hohes Aufkommen herrscht, das obendrein zum Großteil von den Füssenern selbst verursacht wird. „Daran sieht man auch, dass eine Umfahrung, wie sie in der Vergangenheit oft gefordert wurde, nicht das Problem dieser „geteilten Stadt“ lösen würde“, so Zettlmeier. „Eine Umfahrung würde nur vom touristischen Verkehr genutzt werden, aber nicht vom Füssener Bürger, der in seiner Stadt einfach nur schnell von einem Ort zum anderen kommen möchte. Der Masterplan, der den Verkehr nun auf diesen drei Straßen unter die Erde verlegt (siehe Grafik), könnte nun vor allem auch die überall herrschenden Platzprobleme lösen.“ Aus dem aktuellen Bild von Autoschlangen, Hektik und Enge könnte so ein völlig neues Szenario in der Innenstadt entstehen, das barrierefrei zum Genießen, Entschleunigen und Verweilen einlädt.

Digitale Plattform soll Gedankenaustausch fördern

Erscheint diese Vorstellung allerdings noch so angenehm, bleibt am Ende immer noch die Frage der Finanzierung für ein Projekt, das in dieser Art wohl einen hohen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen würde. „Eine Umgehung funktioniert in der Regel nur über den Bundesverkehrswegeplan“, so Zettlmeier. „Wenn sich hier aber Politik und Bürger einig sind, kann es gelingen, dieses Projekt mit Hilfe von anderen verschiedenen Förderprogrammen von Bund und Land und ohne eine unverantwortliche Überschuldung der Stadt finanziert zu bekommen. Ist sich die Füssener Bevölkerung einig, hat uns auch schon der Staatssekretär im bayerischen Verkehrsministerium, Klaus Holetschek, die volle Unterstützung seines Ministeriums zugesagt. Fünf Jahre Planungsphase, fünf Jahre Bauzeit.“ Um das Projekt zu realisieren, hofft die Ideenwerkstatt nun auf die Unterstützung der Füssener Bürger, die mit einer Einigkeit auch die Politik auf diesen Weg lenken könnte. Hierfür soll demnächst auch eine digitale Bürgerplattform eingerichtet werden, auf der Informationen ausgetauscht werden können.

Text: Lars Peter Schwarz

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