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La Perla

Modern und elegant, so zeigt sich das neue „La Perla“ nach dem dreimonatigen Umbau. Michael Kanat ist zufrieden. Jetzt trägt auch der Innenausbau seine Handschrift.

Seit vielen Jahren steht Michael Kanat mit seinem Vater Ata in der Küche. Sie ergänzen sich und kennen den Handgriff des Anderen. „Er war ein strenger Lehrmeister“, erinnert sich Michael Kanat an die Zeit seiner Lehre. Restaurantfachmann hat er gelernt und dachte zuerst gar nicht an die Küche. Es war das Reich seines Vaters, bis er reinschnupperte und die Vielfalt dieses Berufs entdeckte. Seitdem ist Kochen für ihn Kreativität, Kunst, Verbundenheit, sozusagen eine eigene Sprache, kommuniziert durch Genuss. Seit Mai 2017 ist er der Chef des Restaurants. Die Küche teilt er sich gerne noch mit seinem Vater und obwohl sie täglich gemeinsam kochen, hat jeder seinen eigenen Stil kreiert.

„‚La Perla‘ ist das etwas andere italienische Restaurant“, sagt der Juniorchef. „Wir kochen sizilianisch, das kommt der aramäischen Küche sehr nahe.“ Mutter Hasibe ist für die Gewürzmischungen zuständig. „Das ist eine Kunst für sich, die sie perfekt beherrscht.“ Diese verschiedenen, kulturellen Einflüsse in der sizilianischen Küche schmecken die Gäste täglich. Allein die Namen der Speisen zergehen auf der Zunge: Arancini di patate, Garnele und Oktopus, Calamari in Bierteig, dazu Weißwein-Risotto oder in Grand Marnier flambierte Garnelen. „Für mich ist das größte Dankeschön, wenn die Gäste sagen, wie gut es ihnen geschmeckt hat, oder wenn ich aus der Küche komme und sehe, dass das Lokal voll ist. Dann weiß ich, sie kommen wegen unserem Essen. Das ist einfach schön.“ In den Umbau hat Michael Kanat viel investiert. Angst vor dieser noch einmal neuen Herausforderung hat er nicht. „Im Gegenteil. Ich fühle mich wohl und das Gute daran ist, dass ich durch meine Familie Rückhalt habe. Mein Sohn Philipp ist 14 Jahre alt und er möchte auch in die Gastronomie. Obwohl ich ihm auch – wie meine Eltern mir – abgeraten habe. Man hat manchmal wenig Zeit für vieles, Familie inbegriffen.“

In der Küche sind Vater und Sohn ein eingespieltes Team.

Sein Vater Ata ist Aramäer, der bis zu seinem 13. Lebensjahr in der Türkei lebte. Dann kam die große weite Welt mit dem Namen Deutschland. Zum Arbeiten war er sich nicht zu schade, auch dann nicht, als er acht Stunden am Tag Fasane bei Walter Stanner, dem Füssener Großhandel, rupfte. Seinen eigenen Rekord brach er, als er in drei Stunden 45 Fasane rupfte. Weil er so flink und fleißig war, gab ihm Walter Stanner die Chance sich nach oben zu arbeiten. Als er dann 1978 heiratete, war sein Arbeitgeber nicht einverstanden damit, weil er andere Pläne mit ihm hatte. Er wollte ihn aufbauen als Geschäftsführer. Da war eine Heirat alles andere als willkommen und erst recht nicht im Alter von 19 Jahren. Nach der Heirat fing er im Kurhaus in Füssen an, danach im Kurhaus in Hopfen. „Ich hatte dort wunderbare Menschen kennengelernt, die mir viel beigebracht haben. Dort habe ich das meiste gelernt. Dafür bin ich heute noch dankbar“, blickt er zurück. Schließlich holte ihn Walter Stanner ins Allgäuer Stüberl zurück, wo er 22 Jahre lang das Restaurant leitete. „Von in der Früh um sieben bis nachts um elf und das sieben Tage zehn Monate lang. Meine Frau meinte manchmal, ob ich nicht den Koffer nehmen möchte, um nach Hohenschwangau zu ziehen“, erinnert er sich. Nichtsdestotrotz faszinierte ihn die Gastronomie. „Die Gastronomie ist eine eigene Welt. Entweder man mag sie, oder nicht“, so seine Einstellung. Den Traum vom eigenen Lokal erfüllte er sich letztendlich im März 1996. Er kaufte das „La Perla“, das 1970 Furore machte als erste Pizzeria im Ostallgäu. Endlich kam der Süden auch ins Allgäu mit Pasta, Pizza und Co. Den damaligen Besitzer Enzo die Berba kannte er gut. „Als ich 1978 heiratete war ich 19 Jahre alt und hatte kein Geld. Ich lieh mir damals von ihm 50 D-Mark. Er war in Füssen meine Anlaufstelle und ein ganz toller Mensch“, erzählt der heute 59-Jährige. Mit „La Perla“ kaufte er sich ein schönes Altstadtlokal, das er gemeinsam mit seiner Frau führte. „Manchmal hatten wir schon ein schlechtes Gewissen, weil wir so viel gearbeitet haben. Aber wenn ich unsere Kinder heute sehe, dann waren diese Zweifel unbegründet.“ Hasibe Kanat ist seit 40 Jahren die Frau an seiner Seite. „Insgeheim ist sie das Oberhaupt der Familie. Die starke Frau an der Seite unseres Vaters, und sie ist viel strenger als er“, sagt Michael Kanat lächelnd. Für die Mutter dreier erwachsener Kinder und Oma von neun Enkelkinder waren die Zeiten damals mit vielen Höhen und Tiefen verbunden. „Es war eine interessante und herausfordernde Zeit, die wir gemeinsam sehr gut gemeistert haben. Wir haben nichts gehabt und viel erreicht“, sagt sie.

Drehergasse 44 · 87629 Füssen im Allgäu
Tel.: +49 8362 7155 · info@ristorante-la-perla.de
www.ristorante-la-perla.de

Öffnungszeiten: Montag Ruhetag.
Warme Küche von Dienstag bis Sonntag
11.00 Uhr bis 22.00 Uhr

Text: Sabina Riegger · Foto: Margarete Häfelein (1) / Innenanufnahme: privat

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