Menschen

Von Perfektionismus und Weitsicht

Der Lechtaler Guido Degasperi

Er war einer der Großen im Lechtal, Josef Anton Falger (1791 – 1876). Der Gründer der heutigen Schnitzschule war Lithograph, Radierer, Heimatforscher und Wohltäter. Falger starb 1837 kinderlos und vermachte sein gesamtes Vermögen den Armen, Schulen und Kirchen. Sein Haus, das heutige Gasthof Post, vermachte er der Königin Mutter Marie von Bayern, Mutter des legendären Königs Ludwig II. von Bayern.

Wenn es um die Geschichte und das Lechtal geht, ist Guido Desgasperi der richtige Ansprechpartner. Dabei sollte man sich von seinem Äußeren gar nicht beirren lassen. Das rockige Outfit gehört zu ihm wie seine Lechtaler Trachten, die er allesamt besitzt.  In seinem Geierwally Restaurant, seit fast 39 Jahren eine Mischung aus einem Museum und einem Restaurant mit gutbürgerlicher Küche, erwartet den Besucher eine bodenständige Tiroler Küche.

FA_07_15_Degasperi02Als er 2010 die Falger Stube in seinem Geierwally-Restaurant eröffnete, ahnte noch keiner das es einige Jahre später die Wunderkammer in Elbigenalp geben wird, mit einer Dauerausstellung von Josef Anton Falger. Für Degasperi war es logisch, dass er dem Mäzen „seiner“ Geierwally Anna Stainer-Knittel, auch einen Raum widmen wird. Lange Zeit davor sammelte er Falgerstiche, kaufte sie in Antiquariaten und bei Privatpersonen ein. Mittlerweile ist aus dem Restaurant ein kulinarisches Museum geworden in dem man nicht nur gut essen sondern auch die Zeichnungen des Lithographen an den Wänden bewundern kann. Pfiffig ist die Idee mit den alten Nähmaschinen, die als Tische umfunktioniert wurden. Die „Himmelspforte“, die eigentliche Eingangstüre ins Restaurant, ist die alte Kirchentüre aus Bach. Auch die Eingangstüre zum Geierwally Restaurant hat geschichtlichen Hintergrund. Josef Anton Falger wird die Türklinke schon oft gedrückt oder gar an der Tür geklopft haben. Denn die gehörte zum Haus seines Schwiegervaters, der nur ein Haus unter dem des Restaurants lebte – im Haus Nr 39 in Elbigenalp.
Wenn von Gruppen gewünscht, begrüßt Degasperi stilvoll seine Gäste als der große Josef Anton Falger mit Zylinder und Gehrock. Den Besuchern erzählt er die Geschichte des berühmten Lechtalers und seine Verbindung zur wohl bekanntesten Lechtalerin, der Geierwally.

Am 4. Juli eröffnet die Wunderkammer Elbigenalp. Das Museum trägt mitunter die Handschrift von Guido Degasperi, Peter Friedle, Pfarrer Dr. Walch und Mathilde Schlichtherle. Insbesondere der Trachtenraum ist voll von Exponaten aus Degasperis Trachtensammlung. Auch die Bauernstube lebt von seinen Gegenständen. „Ich hab dem Ganzen noch eine Seele eingehaucht. Natürlich war es vorher schon perfekt – aber jetzt hat es eine Seele. Ich habe zum Beispiel den Glaskasten mit meinem Geschirr bestückt, Leinen in die Schubladen getan und etwas offen gelassen, den Jahreskalender bestückt mit Klosterarbeit, Kinderschuhen, … überall wo ich etwas gehabt habe, habe ich dazu gegeben. Bei einem weißen Streifen bleibt doch keiner stehen, das ist doch eh klar, oder?“ Der Lechtaler ist übrigens auch Kulturführer von Elbigenalp. Nicht nur für seine Gäste schlüpft er in die Rolle des Josef Anton Falger, sondern auch für jene, die ihn für die Führung durch das Schnitzdorf buchen. „Ich werde dann quasi meine Geschichte als Falger erzählen. Ich denke, so kann man Geschichte lebendig und authentisch vermitteln.“

Text· Bilder: Sabina Riegger

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