BrauchtumLeben

Eine Benediktion für Mensch und Tier

Der Colomanritt in Schwangau

Jeden zweiten Sonntag im Oktober findet das alljährliche Colomannfest in Schwangau statt. Dieses Jahr ist es der 12. Oktober. In der gemeinsamen Bitte um Gesundheit für Mensch, Tier und Natur wird eine lebendige Verbindung zum Bildprogramm der Wallfahrtskirche mit ihren verschiedenen Gesundheitspatronen hergestellt. – Den Festzug begleiten 2 Musikkapellen zurück nach Schwangau. Bei der Colomanskirche stehen Verkaufsbuden bereit mit Getränken, Brezen und Würstchen, um nach guter alter Tradition bayerische Gemütlichkeit zu pflegen. Die Aufstellung der Reiter beginnt um 9 Uhr. Der Gottesdienst findet um 10 Uhr mit anschließendem Umritt statt.

Der Patron der Kirche, der heilige Coloman, ein irischer Pilger, wird zum Teil als Königssohn dargestellt. Im Jahre 1012 unternahm er eine Pilgerreise ins Heilige Land, die ihn auch durch unsere Gegend geführt hat. Nach örtlicher Tradition hat er an dem alten Brunnen bei St. Coloman gerastet und dann seinen Weg auf der Alpennordseite Richtung Osten fortgesetzt.

Coloman bekannte sich als „pauper Christi“, der so auf seinem Pilgerweg dahinwandere. (Im 11./12. Jh. haben sich meist Eremiten als „pauper Christi“ bezeichnet, als Arme im Sinn des Evangeliums.). Man glaubte dem frommen Pilger nicht und erhängte ihn an einem Holunderbaum. Das soll am 17.07.1012 gewesen sein. An seiner Leiche und an seinem Grab ereigneten sich verschiedene Wunder, so dass sehr schnell die Unschuld des Erhängten offensichtlich wurde. Der Landesherr, Markgraf Heinrich I., verfügte 2 Jahre später die Überführung seiner Gebeine nach Melk, wo sie am 13.10.1014 beigesetzt wurden. Auf dieses Datum bezieht sich der Kalendertag des Colomansfestes. Bischof Thietmar v. Merseburg (1009-1018) – mit dem Melker Landesherrn verschwägert – berichtet in seiner zeitgleichen Chronik über diese Vorkommnisse. Auch andere Quellen bestätigen seine Angaben.
Mit dem Colomansfest, das jedes Jahr am 2. Oktobersonntag gefeiert wird, verbindet sich die wohl bis in 16. Jh. zurückreichende Tradition des Pferdeumritts. Mehr als 200 prächtig herausgeputzte Pferde – meistes von Trachtenträgern geritten – nehmen teil. Ab 8.00 Uhr sammeln sich die Reiter am Ortsrand von Schwangau vor der Kulisse der Königsschlösser. Um 9.30 Uhr formiert sich am Rathaus der Reiterzug, angeführt von der heimischen Musikkapelle, zur Kirche St. Coloman. Bei günstiger Witterung feiert der Pfarrer von Waltenhofen / Schwangau die Hl. Messe mit allen Reitern und Besuchern im Freien. Am Ende erfolgt mit der Colomansreliquie die feierliche Pferdebenediktion und der Umritt, den die Geistlichkeit und die Ehrengäste in geschmückten Kutschen mit vollziehen.

Text: Sabina Riegger · Bilder: Hubert Riegger

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